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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nimmermehr, erwiderte heftig der Indianer. Möge sie jede Hoffnung verlieren, meinen Sohn je wieder zu sehen, und daran zu Grunde gehen!«
    Wüthend riß der Sambo das Briefchen in Stücke.
    »Und doch muß ein Indianer dieses Billet gebracht haben, bemerkte Manangani.
    – O, es kann von den Unserigen Keiner gewesen sein. Er wird gewußt haben, daß ich häufiger in diese Schenke komme, in die ich nun keinen Fuß mehr setzen werde. Mein Bruder, kehre in die Berge zurück, ich werde zur Wache in der Stadt bleiben. Wir werden sehen, ob das Fest der Amancaës ein Freudentag für die Unterdrücker oder für die Unterdrückten werden wird.«
    Die beiden Indianer trennten sich.
    Der Plan der Empörung war festgestellt und die Stunde zur Ausführung gut gewählt. Peru, damals fast ganz entvölkert, zählte nur noch wenige Spanier und Mestizen. Der Einbruch der Indianer, die aus den Wäldern Brasiliens ebenso hervorströmten, wie aus den Bergen Chilis und den Ebenen La Platas, mußte auf dem Schauplatze der Empörung ein furchtbares Heer zusammen führen. Waren die größten Städte, wie Lima, Cusco, Puno, nur einmal zerstört, so hatte man nicht zu befürchten, daß die Truppen Columbias, die kurz vorher erst aus Peru vertrieben worden waren, ihren Feinden in der Gefahr zu Hilfe kommen würden.
    Der gesellschaftliche Umsturz mußte gelingen, wenn das Geheimniß in den Herzen der Indianer bewahrt blieb, und sicher zählten diese keine Verräther unter sich.
    Sie wußten aber nicht, daß ein Mann beim Präsidenten Gambarra eine Privataudienz erhalten hatte; wußten nicht, daß jener Mann demselben mittheilte, daß die Goelette Annonciation auf Piroguen der Indianer Waffen aller Art an der Mündung der Rimac gelandet hatte. Der Mann beanspruchte eine hohe Belohnung für den Dienst, den er der peruanischen Regierung durch Hinterbringung dieser Thatsachen leistete.
    Dieser Verräther spielte auch ein doppeltes Spiel.
    Nachdem er sein Schiff den Agenten des Sambo für einen hohen Preis vermiethet hatte, wollte er das Geheimniß der Verschworenen dem Präsidenten verkaufen.
    Man erkennt schon aus diesen Zügen den Juden Samuel.
VI.
    Nachdem Andreas Certa vollkommen wieder hergestellt war und Martin Paz todt glaubte, betrieb er seine Hochzeit mit allen Kräften.
     

    Die Wirthin übergab ihm ein Billet. (S. 245.)
     
    Es drängte ihn, mit der jungen und schönen Jüdin durch die Straßen Limas zu lustwandeln.
    Sarah zeigte ihm dagegen die auffallendste Gleichgiltigkeit; doch Jener beachtete das nicht; seine Augen sahen das Mädchen nur wie eine theure Waare an, die er mit 100,000 Piastern bezahlte.
     

    »Sie haben genug gespielt, Señor«, sagte Samuel. (S. 251.)
     
    Es muß hierbei bemerkt werden, daß Andreas Certa dem Juden nicht traute, und das mit vollem Rechte. War schon der Contract wenig ehrenhaft, so waren es die Contrahenten noch weniger. Der Mestize wollte eines Tages mit Samuel im Geheimen sprechen und führte ihn deshalb nach Chorillos. Uebrigens kam es dem Mestizen nicht ungelegen, vor seiner Hochzeit noch einmal das Glück im Spielen zu versuchen.
    Einige Tage nach Ankunft des Marquis Don Vegal waren die Spielhäuser eröffnet worden, und von dieser Zeit ab belebte sich die Straße nach und von Lima. Die Einen kamen zu Fuß und kehrten im prächtigen Wagen zurück; die Anderen verloren die letzten Reste ihres Vermögens.
    Don Vegal und Martin Paz nahmen an derartigen Vergnügungen niemals Theil; wenn der junge Indianer seine Nächte schlaflos zubrachte, so hatte das edlere Gründe.
    Kam er des Abends mit dem Marquis vom Spaziergange nach Hause, so schloß er sich in sein Zimmer ein, lehnte sich an das Fenster und verweilte manche lange Stunde in tiefen Gedanken.
    Don Vegal erinnerte sich wohl immer der Tochter Samuel’s, die er im katholischen Gotteshause beim Gebete getroffen hatte, doch er wagte nicht, Martin Paz dieses sein Geheimniß mitzutheilen, obwohl er ihn nach und nach in den christlichen Heilswahrheiten unterrichtete. Er fürchtete, in seinem Herzen die Gefühle eher wieder anzufachen, die er zu verlöschen bemüht war, und doch mußte der geächtete Indianer ja alle Hoffnung aufgeben, Sarah jemals die Seine zu nennen. Inzwischen wurde der Vorfall, bei dem Martin Paz so hervorragend betheiligt war, nach und nach vergessen, und mit der Zeit und unter dem Einflusse seines Beschützers konnte der Indianer hoffen, dereinst noch eine gewisse Stellung in der peruanischen Gesellschaft einzunehmen.
    Doch der

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