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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seine Nebelmassen den Himmel und das Meer.
    Martin Paz hatte nicht einmal bedacht, daß an den Stellen, wo sich der Meeresboden tiefer senkte, Haifische der gefährlichsten Art sich umhertummelten. Unsern von dem Boote des Mestizen, da, wo er die zwischen den beiden Männern gewechselten Worte vernehmen konnte, hielt er an.
    »Aber wie soll ich dem Vater die Identität seiner Tochter beweisen? fragte Andreas Certa den Juden.
    – Dadurch, daß Sie ihn an die Umstände erinnern, unter denen er einst sein Kind verlor.
    – Und welcher Art sind diese?
    – Hören Sie.«
    Martin Paz tauchte kaum über dem Wasser auf und lauschte, ohne den Zusammenhang vollkommen zu verstehen.
    »Sarahs Vater, begann der Jude, wohnte zu Conception in Chili. Es war der vornehme Herr, den Sie schon kennen. Nur sein Vermögen kam seiner edlen Herkunft gleich. Als er einst wegen Privatgeschäften in Lima zu thun hatte, reiste er allein hierher und ließ sein Weib mit der fünfzehn Monate alten Tochter zu Conception zurück Das Klima von Peru gefiel ihm ausnehmend, und er meldete der Marquise, sie solle ihm hierher folgen. Mit wenigen vertrauten Dienern schiffte diese sich in Valparaiso auf dem San-Jose ein. Ich begab mich eben mit demselben Schiffe nach Peru. Der San-Jose sollte bei Lima anlegen; auf der Höhe von Juan-Fernandez aber überfiel uns ein entsetzlicher Sturm, der das Schiff verschlug und auf die Seite legte. Mannschaft und Passagiere flüchteten in die Schaluppe; angesichts des tobenden Meeres aber weigerte sich die Marquise, diesem Beispiele zu folgen; sie preßte ihr Kind an’s Herz und blieb auf dem Schiffe. Ich allein hielt dort mit ihr aus. Die Schaluppe stieß ab, und kaum hundert Faden vom San-Jose wurde sie schon sammt ihren Insassen von den Wogen verschlungen. Wir blieben allein. Der Sturm raste mit furchtbarer Gewalt. Da meine Schätze nicht an Bord waren, verfiel ich nicht der Verzweiflung. Mit fünf Fuß Wasser im Raume wurde der San-Jose endlich an die Küstenfelsen geschleudert und zertrümmert. Die junge Frau wurde mit ihrem Kinde in’s Meer geworfen. Glücklicher Weise konnte ich das Kind noch erfassen, mit dem ich das Ufer erreichte, während seine Mutter vor meinen Augen unterging.
    – Und diese Einzelheiten sind genau?
    – Vollkommen, der Vater wird ihnen nicht widersprechen. O, es ist doch ein glücklicher Tag für mich gewesen, Señor, da er mir von Ihnen heute noch 100,000 Piaster einbringt.
    – Was soll das bedeuten? fragte sich Martin Paz.
    – Hier, mein Portefeuille mit 100,000 Piastern, antwortete Andreas Certa.
    – Ich danke, Señor, sagte Samuel und griff nach der Summe. Nehmen Sie auch diese Quittung darüber. Ich verpflichte mich, Ihnen die doppelte Summe zu zahlen, wenn Sie mit Ihrer Heirat nicht in eine der ersten Familien Spaniens eintreten!«
    Der letzte Satz war dem Indianer entgangen. Er hatte untertauchen müssen, um von dem Boote aus nicht bemerkt zu werden, und dabei wurde er auch gewahr, daß eine große unförmige Masse rasch auf ihn zuglitt.
    Es war ein Tintorea, ein Haifisch der furchtbarsten Gattung.
    Martin Paz sah, wie das Ungeheuer sich ihm näherte, und tauchte tiefer, doch bald mußte er, um Athem zu holen, über das Wasser emporkommen. Da traf ihn ein Schlag von dem Schweife des Hais, und er fühlte die schlüpfrigen Schuppen des Thieres an seiner Brust. Das Ungeheuer wandte sich, um seine Beute erschnappen zu können, auf den Rücken, und schon gähnte sein mit einer dreifachen Reihe furchtbarer Zähne bewehrter Rachen; doch Martin Paz sah den weißen Bauch des Thieres schimmern und stieß seinen langen Dolch mit kräftiger Faust hinein.
    Sofort färbte sich das Wasser um ihn blutig roth. Er tauchte von Neuem unter, zehn Faden von jener Stelle wieder auf, und da er das Boot des Mestizen nicht mehr sah, erklomm er nach einigen Schlägen das Ufer, während er schon ganz vergessen zu haben schien, daß er kaum einem schrecklichen Tode entronnen war.
    Am anderen Tage hatte Martin Paz Chorillos verlassen, und Don Vegal eilte, von Unruhe gefoltert, nach Lima, um ihn dort womöglich wieder aufzufinden.
VII.
    Die Verheiratung Andreas Certa’s mit der Tochter des reichen Samuel bildete ein wahrhaftes Ereigniß. Die Señoras fanden keinen Augenblick Ruhe mehr; sie erschöpften sich in der Erfindung eines reizenden Kleides, eines neuen Haarschmucks, und versuchten bis zur Ermüdung die verschiedenartigsten Toiletten.
    Auch im Hause Samuel’s, der Sarah’s Vermälung mit größtem

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