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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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antwortete nicht. Plötzlich aber schrie er laut auf, fuhr heftig mit der Hand zum Herzen und fiel ohnmächtig auf sein altes Ledersopha zurück.
    »Vater, lieber Vater! was ist Dir?
    – Hilfe! rief Aubert, Scholastica!«
    Aber die Magd eilte nicht sogleich herbei; sie war gerade zur Hausthüre gegangen, um zu öffnen, denn es hatte soeben gepocht, und als sie einige Augenblicke später in die Werkstätte trat, war der alte Uhrmacher wieder zur Besinnung gekommen und rief ihr entgegen:
    »Ich will darauf wetten, meine alte Scholastica, daß Du mir wieder eine von den verwünschten Uhren bringst, die in Unordnung gerathen sind!
    – Ach, Jesus! es ist freilich die Wahrheit, bestätigte Scholastica und übergab Aubert eine Taschenuhr.
    – Mein Herz kann sich nicht darin täuschen!« seufzte der Alte.
    Inzwischen hatte Aubert die Uhr mit größter Sorgfalt aufgezogen, er konnte sie jedoch nicht zum Gehen bringen.
Drittes Capitel.
Ein festsamer Besuch.
    Wäre die arme Gérande nicht durch den Gedanken an Aubert an diese Welt gefesselt worden, sie hätte geglaubt, ihr Leben ginge mit dem ihres Vaters zu Grunde.
    Der alte Uhrmacher siechte allmälig dahin; seine geistigen Fähigkeiten concentrirten sich auf einen einzigen Gedanken, durch eine verhängnißvolle Ideenverbindung führte er Alles auf seine Monomanie zurück, und das irdische Leben schien ganz aus ihm gewichen zu sein, um der übernatürlichen Existenz eines Traumlebens Platz zu machen. Auch ließen es sich einige mißgünstige Rivalen angelegen sein, die teuflischen Gerüchte über die Arbeiten des Meister Zacharius von Neuem zu verbreiten.
    Die Thatsache von den unerklärlichen Störungen in seinen Uhrwerken rief unter den Uhrmachern der Stadt Genf keine geringe Wirkung hervor. Wie war dies plötzliche Nachlassen der Federn zu erklären, und wie sonderbar mußte es auffallen, daß das Leben des Meister Zacharius damit in Zusammenhang zu stehen schien? Das Alles waren Mysterien, wie man sie nicht ohne ein geheimes Grauen in’s Auge faßt. In den verschiedenen Rangklassen der Stadt, vom Lehrling bis zum Kaufherrn, gab es Niemanden, der eine Uhr vom alten Zacharius gehabt und sich nicht über dieselbe beklagt hätte. Man suchte jedoch vergebens, bis zu dem Meister selbst vorzudringen; er war sehr krank geworden, und dies gestattete wenigstens seiner Tochter, die unaufhörlichen Besuche abzuweisen und dem alten Manne Vorwürfe, die oft sogar in Beschuldigungen und Anklagen ausarteten, zu ersparen.
    Die Aerzte und ihre Arzneien schienen diesem organischen Absterben gegenüber, dessen Ursache unerklärlich war, total machtlos. Bisweilen schien es, als hörte das Herz des Alten zu schlagen auf, und dann, nach einiger Zeit, begann es wieder zu pulsiren, aber mit beängstigender Unregelmäßigkeit.
    Es bestand damals der Brauch, daß man die Werke der einzelnen Meister einer Beurtheilung des Volkes unterbreitete. Die Vorstände der verschiedenen Innungen suchten sich durch die Neuheit und Vortrefflichkeit ihrer Werke auszuzeichnen, und in diesen Kreisen begegnete der Zustand des unglücklichen Meister Zacharius dem unverholensten Mitleiden, aber einem Mitleid, das dem Egoismus entsprang. Seine Concurrenten beklagten ihn um so bereitwilliger, als sie ihn nicht mehr zu fürchten hatten. Sie erinnerten an die Erfolge des alten Uhrmachers, die er durch seine prächtigen Werke mit Glockenspiel und beweglichen Figuren erzielt hatte, welch allgemeine Bewunderung dieselben überall erregten, und zu wie hohem Preise sie in Frankreich, der Schweiz und in Deutschland verkauft worden waren.
    Dank der äußersten Sorgfalt Gérande’s und Aubert’s schien es endlich, als wolle die Gesundheit des Meisters sich wieder mehr festigen; und es gelang ihm in der Ruhe seiner Reconvalescenz, mehr von den Gedanken loszukommen, die ihn bisher so schwer darniedergebeugt hatten. Sobald er wieder gehen konnte, beeilte sich Gérande, ihn aus dem Hause zu führen, das noch immer von unzufriedenen Kunden bestürmt wurde. Aubert blieb allein in der Werkstätte zurück, nahm die rebellischen Uhren auseinander und setzte sie wieder zusammen. Zuweilen, wenn er sah, daß all seine Mühe umsonst war und er keine Uhr zum Gehen brachte, griff er verzweiflungsvoll an seinen Kopf, wie wenn er fürchtete, selbst den Verstand über dieser Arbeit zu verlieren, wie sein armer Herr.
    Gérande führte ihren Vater auf die freundlichen Promenadenwege der Stadt und lenkte, indem sie den Arm des Meisters

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