Es begann in einer Winternacht
willen, stellen Sie sich nicht so an und geben Sie mir Ihren Fuß.
Ich werde kaum in der Kutsche über Sie herfallen.“ Er schnürte ihr die Schuhbänder auf und fuhr in seidenweichem Ton fort: „Und falls ich es doch vorhaben sollte, wäre es von wenig Bedeutung, da wir ohnehin bald verheiratet sein werden.“ Er grinste, als sie ihm hastig den nur noch mit dem Strumpf bekleideten Fuß entzog, und griff nach dem anderen.
Evie zwang sich, sich zu entspannen, während sie ihm erlaubte, auch den anderen Schuh auszuziehen, aber die sanfte Berührung seiner langer auf ihrem Knöchel sandte seltsame, heiße Schauer durch ihren Körper.
„Vielleicht möchten Sie Ihr Korsett lockern“, bemerkte er. „Es wird die Reise angenehmer machen.“
„Ich trage kein K-Korsett“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
„Tatsächlich? Mein Gott.“ Er betrachtete sie mit Kennerblick. „Was für ein gelungen proportioniertes Frauenzimmer Sie sind.“
„Ich mag dieses Wort nicht.“
„Frauenzimmer? Vergeben Sie mir. Reine Gewohnheit. Ich behandele Damen immer wie Frauenzimmer und Frauenzimmer wie Damen.“
„Und hat sich diese Vorgehensweise für Sie bewährt?“, fragte Evie skeptisch.
„Oh, ja“, antwortete er mit solch fröhlicher Arroganz, dass sie nicht anders konnte, als zu lächeln.
„Sie sind ein sch-schrecklicher Mann.“
„Das stimmt. Aber es ist eine Tatsache des Lebens, dass schreckliche Menschen normalerweise viel besser davonkommen, als sie es verdient hätten. Während nette, so wie Sie …“ Seine Geste umfasste Evie und ihre Umgebung, als wäre ihre jetzige Situation der beste Beweis für seine Behauptung.
„Vielleicht bin ich nicht so n-n-nett, wie Sie denken.“
„Das wäre zu hoffen.“ Seine hellen, glitzernden Augen verengten sich nachdenklich. Evie bemerkte, dass seine Wimpern unanständig lang für einen Mann und etliche Nuancen dunkler als sein Haar waren. Trotz seiner Größe und seiner breiten Schultern hatte er etwas Katzenhaftes an sich. Er erinnerte an einen trägen, aber potenziell tödlichen Tiger. „Was ist das für eine Krankheit, die Ihr Vater hat?“, fragte er. „Ich habe Gerüchte gehört, aber nichts Genaues.“
„Er hat Schwindsucht“, flüsterte Evie. „Die Diagnose wurde vor sechs Monaten gestellt. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Das ist die l-längste Zeit, die ich ihn jemals nicht besucht habe. Die Maybricks haben mir normalerweise erlaubt, in den Club zu gehen, um ihn zu sehen, weil sie nicht glaubten, dass es irgendwie schaden könnte. Aber letztes Jahr hat Tante Florence beschlossen, dass meine Chancen, einen Ehemann zu finden, durch meine Beziehung zu meinem Vater geschädigt werden, und deshalb sollte ich mich von ihm distanzieren. Sie wollen, dass ich so tue, als würde er nicht existieren.“
„Wie überraschend“, murmelte er sarkastisch und schlug die Beine übereinander. „Warum diese plötzliche Sehnsucht, an seinem Krankenbett zu wachen? Wollen Sie sicherstellen, dass er Sie auch ja nicht in seinem Testament vergisst?“
Evie beschloss, die in der Frage mitschwingende Boshaftigkeit zu ignorieren, und dachte einen Augenblick nach, bevor sie ihm mit kühler Stimme antwortete. „Als ich noch ein kleines Mädchen war, durfte ich ihn häufig sehen.
Wir standen uns sehr nahe. Er war – und ist – der einzige Mann, dem ich je etwas bedeutet habe. Ich liebe ihn. Und ich will nicht, dass er alleine stirbt. Sie können sich gerne über mich l-lus-tig machen, wenn es Sie amüsiert. Das ist mir egal. Ihre Meinung bedeutet mir absolut nichts.“
„Ganz ruhig, meine Kleine.“ In seiner Stimme schwang leichtes Amüsement. „Ich bemerke Spuren von Temperament, das Sie ohne Zweifel von Ihrem Vater geerbt haben. Ich habe seine Augen auf genau die gleiche Art blitzen sehen, wenn er sich über irgendeine Kleinigkeit aufgeregt hat.“
„Sie kennen meinen Vater?“, fragte sie überrascht.
„Natürlich. Alle Männer, die nur für ihr Vergnügen leben, gehen für die eine oder andere Art von Amüsement zu Jenner’s. Ihr Vater ist ein anständiger Kerl, wenn auch in etwa so harmlos wie ein Pulverfass. Ich muss einfach fragen – wie um alles in der Welt ist es dazu gekommen, dass eine Maybrick einen Cockney geheiratet hat?“
„Ich denke, dass meine Mutter in ihm nicht zuletzt eine Möglichkeit erkannt hat, ihrer Familie zu entkommen.“
„Genau wie bei uns“, bemerkte St. Vincent ausdruckslos. „Es hat tatsächlich eine schöne Symmetrie,
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