Es begann in einer Winternacht
Bariton. Der stämmige Arzt erschien vor ihm. Ein leichtes Lächeln teilte seinen silbergrauen Bart und brachte ein Strahlen in sein gerötetes Gesicht. „Ich hatte auf Besserung gehofft“, sagte Dr. Hammond zu Evie. „Hat das Fieber nachgelassen?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Irgendein Anzeichen von Hunger oder Durst?“
„Manchmal trinkt er ein wenig Wasser“, murmelte Evie und ließ ihre Finger um Sebastians Hand gleiten. „Aber er kann keine Brühe bei sich behalten.“
„Ich werde mir die Wunde ansehen.“
Sebastian fühlte, wie die Bettdecke nach unten zu seinen Hüften gezogen und der Verband gelöst wurde. Als er versuchte, gegen die Erniedrigung, so einfach entblößt zu werden, zu protestieren, legte Evie eine Hand auf seine Brust. „Es ist in Ordnung“, flüsterte sie. „Er versucht, dir zu helfen.“ Zu schwach, um auch nur seinen Kopf zu heben, konzentrierte sich Sebastian auf Evies Gesicht, während sie und der Arzt die freigelegte Wunde ansahen.
Evies Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber er sah an dem schnellen Zwinkern ihrer Lider, dass sein Zustand sich nicht verbessert hatte.
„Wie ich befürchtet habe“, sagte Hammond leise, „sie ist entzündet und eitert. Sehen Sie diese roten Streifen, die sich zum Herz hin ausbreiten? Ich werde einiges von dem kranken Blut aus seinem Körper entfernen müssen.
Hoffentlich wird das die Entzündung reduzieren.“
„Aber er hat schon so viel Blut verloren …“, sagte Evie unsicher.
„Ich werde nicht mehr als ein Pint nehmen“, antwortete Hammond fest, aber beruhigend. „Er wird ihm nicht schaden, sondern helfen, die Verstopfung der Adern durch die Ansammlung von Gift zu reduzieren.“
Sebastian hatte dem Aderlass schon immer skeptisch gegenübergestanden, aber nie mehr als jetzt, wo er an ihm selbst durchgeführt werden sollte. Sein Puls steigerte sich zu einem schwachen, aber schnellen Schlagen in seinen Adern, und zog an Evies Hand. „Nein“, flüsterte er, sein Atem viel zu schnell. Ein Schwindelanfall überkam ihn, und er kämpfte darum, durch die Sterne, die vor seinen Augen explodierten, zu sehen. Er war sich nicht bewusst, ohnmächtig geworden zu sein, aber als er die Augen wieder öffnete, stellte er fest, dass sein linker Arm an die Rückenlehne eines Stuhls neben dem Bett gebunden worden war. Auf dem Sitz darunter stand eine Schüssel. Es war kein Blut in der Schüssel – noch nicht –, aber Hammond kam mit einem kleinen kastenförmigen Instrument auf ihn zu.
„Was ist das?“, hörte er Evies Stimme. Sebastian nahm all seine Kraft zusammen, um seinen Kopf auf dem Kissen zu drehen und sie anzusehen.
„Man nennt es Skarifikator“, antwortete Hammond. „Es ist die bei Weitem effektivste Methode des Aderlasses, im Gegensatz zu der altmodischen Lanzette.“
„Evie“, flüsterte Sebastian. Aber sie schien ihn nicht zu hören. Ihr wachsamer Blick war ganz auf den Arzt konzentriert, der mit seiner Erklärung fortfuhr.
„… Das Kästchen enthält zwölf Klingen, die an einer federgetriebenen Walze befestigt sind. Ein Druck auf den Auslöser, und die Klingen verursachen eine Reihe flacher Schnitte, durch die das Blut abfließen kann.“
„Evie.“
Sie blickte zu Sebastian hinüber. Was sie in seinem Gesicht sah, ließ sie um das Bett herum zu ihm gehen. „Ja“, sagte sie mit einem besorgten Stirnrunzeln. „Liebster, es wird dir helfen …“
„Nein.“ Es würde ihn töten. Es war schon schwer genug, gegen das Fieber und den Schmerz anzukämpfen. Wenn er durch weiteren Blutverlust geschwächt werden würde, könnte er nicht mehr lange durchhalten. Wild zerrte Sebastian an seinem lang ausgestreckten Arm, aber die Fesselung hielt, und der Stuhl bewegte sich überhaupt nicht.
Zur Hölle noch mal. Er starrte verzweifelt seine Frau an und kämpfte gegen den Schwindel in seinem Kopf.
„Nein“, wiederholte er mit heiserer Stimme. „Lass ihn … nicht …“
„Liebling“, flüsterte Evie. Sie beugte sich über ihn und küsste seinen zitternden Mund. In ihren Augen glänzten Tränen. „Dies ist deine beste Chance – deine einzige Chance …“
„Ich werde sterben. Evie …“ Angst stieg in ihm auf und ließ schwarze Streifen vor seinen Augen tanzen, aber er zwang sich, sie weiter offen zu halten. Ihr Gesicht verschwamm vor seinem Blick. „Ich werde sterben“, flüsterte er noch einmal.
„Lady St. Vincent“, kam Dr. Hammonds ruhige und freundliche Stimme, „die Angst Ihres
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