Es begann in einer Winternacht
deine Schuld“, wiederholte sie, und der junge Mann sagte nichts mehr, auch wenn deutlich wurde, dass er nicht ihrer Meinung war.
Westcliff hingegen blieb still. Er gab nur einige leise Anweisungen, als sie um eine Ecke biegen mussten. Er hielt Sebastians Oberkörper, während Cam seine Beine genommen hatte. Beide waren gut trainiert und trugen ihn daher trotz seiner Größe mühelos bis ins Schlafzimmer des Hausherrn. Der Raum war gerade frisch renoviert worden, die Wände neu in Creme gestrichen. Das alte Bett war verschwunden und von einem neuen, schönen, das aus Sebastians Stadtvilla hergebracht worden war, ersetzt worden. Keiner hatte ahnen können, dass der Raum so schnell nach dem Tod von Evies Vater wieder zum Krankenzimmer werden würde.
Auf Evies Anweisungen hin eilten zwei der Hausmädchen geschäftig hin und her, holten Handtücher und Wasser und rissen Leinentücher in breite Streifen. Sebastians schlaffer Körper wurde vorsichtig aufs Bett gelegt, und Evie zog ihm die Stiefel aus, während Cam und Westcliff ihn aus seiner blutverschmierten Kleidung schälten. In stillschweigendem Einverständnis ließen sie ihm rücksichtsvoll seine weiße Leinenunterhose an.
Evie tauchte ein sauberes Tuch in das warme Wasser und wusch die Blutflecken vom Körper ihres Mannes. Die getrockneten Schmieren waren mittlerweile rostrot geworden. Wie kraftvoll und doch schutzlos er schien, die eleganten Linien seines Körpers zu einer neuen Schlankheit geformt, seine Muskeln modelliert von ständiger körperlicher Aktivität und mehr als nur ein paar Prügeleien in den Gassen hinter dem Gebäude.
Westcliff nahm ein Tuch zur Hand und betupfte damit vorsichtig die Wunde, um sie besser untersuchen zu können.
Noch immer sickerte ein wenig Blut hervor. „Von der Größe des Einschusses her würde ich annehmen, dass Bullard eine Pistole Kaliber fünfzig benutzt hat.“
„Ich habe die Waffe“, sagte Cam kurz. „Bullard hat sie auf der Galerie fallen lassen, nachdem er abgedrückt hatte.“
Westcliffs Augen verengten sich, interessiert schaute er auf. „Lassen Sie mich sehen.“
Der junge Mann zog die Pistole aus der Tasche seines Gehrocks und reichte sie ihm, mit dem Griff zu ihm gewandt. Westcliff betrachtete sie mit dem Expertenblick eines geübten Sportsmanns. „Eine Duellpistole“, bemerkte er. „Mit einem neun Zoll langen, achteckigen Lauf mit Dachkorn … Garnitur aus Platin, gravierte Verschlüsse und Schlossplatte … eine kostbare Waffe und Teil eines Paares. Von Manton & Son aus der Dover Street.“ Er betrachtete die Waffe genauer. „Hier ist eine silberne Namensplatte … auf der der Name des Besitzers eingraviert ist, vermute ich. Aber sie ist zu angelaufen, um die Buchstaben erkennen zu können.“ Er warf Cam einen kurzen Blick zu und hob eine Braue, bevor er die Waffe in seine Tasche gleiten ließ. „Mit Ihrer Erlaubnis werde ich sie an mich nehmen.“
Cam verstand natürlich, dass seine Erlaubnis kaum erforderlich war, und antwortete trocken: „Natürlich, Mylord.“
Eine weitere Unterhaltung wurde durch die Ankunft von Dr. Hammond verhindert, ein freundlicher Mann von bestem Ruf, der sich in der Vergangenheit um Ivo Jenner gekümmert hatte. Cam und Westcliff verließen das Zimmer, während Hammond den Patienten untersuchte, die Wunde reinigte und sie mit einem leichten Verband bedeckte. Sein bärtiges Gesicht war ernst. „Auch wenn keine wichtigen Organe verletzt worden sind“, sagte er zu Evie, „ist es eine schwere Verletzung. Die Genesung wird von seiner Widerstandsfähigkeit und Ihrer Pflege abhängen … und, wie immer, von der Gnade Gottes. Es ist praktisch sicher, dass er Fieber bekommen wird, das lässt sich nicht verhindern. In den meisten solcher Fälle sehe ich mich gezwungen, den Patienten zur Ader zu lassen, um so viel wie möglich des kranken Bluts zu entfernen. Ich werde jeden Tag kommen und entscheiden, ob und wann das notwendig sein wird. Halten Sie ihn in der Zwischenzeit sauber und ruhig, geben Sie ihm Wasser und Fleischbrühe und Medikamente gegen die Schmerzen.“
Evie nahm eine Flasche mit opiumhaltigem Sirup von Dr. Hammond entgegen und dankte ihm leise. Nachdem er gegangen war, deckte sie Sebastian mit einer warmen Decke zu, da sie sah, dass ihn Schmerzen und Blutverlust unkontrollierbar zittern ließen.
Er öffnete seine Augen und richtete sie mit Mühe auf sie. „Wenn ich die Gnade Gottes brauche“, flüsterte er, „habe ich ein Problem … außer wir
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