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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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auf ihr, als sie sich über ihn beugte. Das Eis zerschmolz schnell gegen das ausgetrocknete Innere seines Mundes. Bevor er noch nach mehr fragen konnte, gab sie es ihm. Sie spülte und wrang das Tuch aus und wischte erneut über seine Brust, seine Seiten und unter seinen Armen entlang. Das Zimmer war dunkel, bis auf das Tageslicht, das durch ein Fenster kam, das durch einen Vorhang zum Teil verdeckt war, und ein kalter Luftzug zog durch das halb geöffnete Fenster.
    Evie bemerkte die Richtung seines Blicks und erklärte leise: „Der Arzt hat gesagt, dass ich die Fenster geschlossen halten soll. Aber du scheinst ruhiger zu liegen, wenn es offen ist.“
    Eine tiefe Dankbarkeit erfüllte Sebastian, als Evie ihn weiter mit dem kühlen Tuch badete. Ihr weißer Morgenmantel und ihre helle Haut gaben ihr das Aussehen eines makellosen, gütigen Geistes, der in der Dunkelheit einen Zauber um ihn webte.
    „Wie lange?“, flüsterte er.
    „Dies ist der dritte Tag. Liebster, wenn du dich ein wenig auf deine unverletzte Seite drehen kannst … lass mich ein Kissen hier hinstopfen … ja.“ Nun, da sein Rücken teilweise frei lag, wischte Evie über seine schmerzenden Schultern und seine Rippen entlang. Er stöhnte leise. Vage erinnerte er sich an die anderen Gelegenheiten, wo sie dies gemacht hatte … ihre leichten Hände … ihr gefasstes Gesicht im Schein der Lampen. Irgendwo in dem Albtraum von Verwirrimg und Schmerz hatte er gewusst, dass sie sich um ihn kümmerte, sich seiner Bedürfnisse mit erstaunlicher Intimität annahm. Als er vom Fieber geschüttelt wurde, hatte sie ihn mit Decken zugedeckt und seinen zitternden Körper in ihren Armen gehalten. Sie war immer da, bevor er noch nach ihr zu rufen brauchte … und sie verstand alles, so als könne sie seine verwirrten Gedanken lesen. Seine größte Angst war es immer gewesen, einmal so von jemand anderem abhängig zu sein. Und er wurde stündlich schwächer, weil sich die Wunde mehr und mehr entzündete und das Fieber immer höher stieg. Er spürte den Tod wie ein ungeduldiges Phantom warten, bereit, ihn mitzunehmen, wenn er keine Kraft mehr zur Verteidigung hatte. Es zog sich zurück, wann immer Evie bei ihm war … noch wartend, aber viel weniger unmittelbar drohend.
    Er hatte vorher nicht verstanden, wie stark sie wirklich war. Selbst als er gesehen hatte, mit welch liebevoller Aufmerksamkeit sie sich um ihren Vater gekümmert hatte, hatte er nicht geahnt, was es bedeuten würde, vollkommen auf sie angewiesen zu sein, sie so sehr zu brauchen. Und nichts stieß sie ab, nichts war zu viel, um sie danach zu fragen. Sie war seine Stütze und sein Schild … und zur selben Zeit beschenkte sie ihn mit einer zärtlichen Zuneigung, die all seine Verteidigungsmauern zu durchbrechen drohte. Sebastian schreckte vor dieser Nähe zurück und sehnte sich doch verzweifelt nach ihr.
    Evies schlanke, starke Arme umschlossen ihn, als sie ihn langsam zurück auf den Rücken rollte. „Ein paar Schlucke Wasser“, redete sie ihm zu. Sebastian machte einen abwehrenden Laut, denn wenn sein Mund auch trocken und klebrig war, schien es, dass selbst ein Tropfen Wasser ihm Übelkeit bereitete. „Für mich“, beharrte sie und drückte die Tasse an seine Lippen.
    Sebastian warf ihr aus halb geschlossenen Augen einen widerwilligen Blick zu, gehorchte … und ärgerte sich, weil ihr promptes Lob ihm Freude bereitete. „Du bist ein Engel“, murmelte sie lächelnd. „Gut, das war’s. Nun ruh dich aus, und ich kühle dich noch ein wenig.“ Mit einem Seufzen entspannte er sich, während das feuchte Tuch über sein Gesicht und seinen Hals glitt.
    Er versank in einem tiefen, erstickenden Ozean aus Dunkelheit, in Träume, die ihm keinen Frieden brachten. Es hätten Minuten, Stunden oder Tage vergangen sein können, als er mit schrecklichen Schmerzen aufwachte. Er tastete nach seiner Seite, die brannte und ihn peinigte, als. würde dort ein vergifteter Speer stecken.
    Evies ruhige Stimme beruhigte sein wildes Treiben. „Sebastian, bitte … leg dich zurück. Dr. Hammond ist hier.
    Lass ihn dich untersuchen.“
    Sebastian stellte fest, dass er zu schwach war, sich zu bewegen. Es fühlte sich an, als ob seine Arme und Beine von Bleigewichten beschwert waren. „Hilf …“, flüsterte er heiser, unwillig, flach auf dem Rücken liegen zu bleiben.
    Evie verstand sofort, was er wollte, hob seinen Kopf an und schob ein Kissen darunter.
    „Guten Abend, Mylord“, hörte er einen dunklen

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