Es begann in einer Winternacht
solltest deine Zuneigung lieber jemandem schenken, der sie auch erwidern kann.“
„Lillian“, kam Evies tränenfeuchter Protest.
„Oh, na gut. Ich vermute, es ist nicht fair, schlecht über einen Mann zu reden, wenn er wehrlos im Bett liegt. Ich werde also erstmal meinen Mund halten.“ Sie zog sich ein wenig zurück und sah in Evies tränenfleckiges Gesicht.
„Die anderen wollten natürlich auch kommen. Dummerweise ist Daisy unverheiratet und kann deshalb nicht einmal ohne eine Anstandsdame niesen, und Annabelle wird wegen ihres Zustands so leicht müde. Aber Westcliff und ich sind hier, und wir werden dafür sorgen, dass alles gut wird.“
„Das könnt ihr nicht“, schniefte Evie. „Seine Wunde … Er ist so krank … Ich glaube, er ist völlig bewusstlos …“
Ohne Evie aus ihrem Arm zu lassen, drehte sich Lillian zum Earl um und fragte in einer lauten Stimme, die vollkommen unangemessen für ein Krankenzimmer war: „Ist er bewusstlos, Westcliff?“
Der Earl, der sich über Sebastians liegende Form beugte, warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ich bezweifle, dass irgendjemand es sein könnte, bei all dem Lärm, den ihr zwei veranstaltet. Nein, wenn er völlig bewusstlos wäre, könnte man ihn nicht mehr wecken. Und er hat sich definitiv eben bewegt, als du losgebrüllt hast.“
„Ich habe nicht gebrüllt, ich habe gerufen“, korrigierte ihn Lillian. „Das ist etwas anderes.“
„Tatsächlich?“, fragte Westcliff mild, während er die Bettdecke zu Sebastians Hüften hinunterzog. „Du erhebst die Stimme so häufig, dass ich den Unterschied nicht erkennen kann.“
Ein Lachen gluckste in Lillians Kehle, und sie ließ Evie los. „Jede Frau würde das tun, Mylord, die mit Ihnen verheiratet ist… Großer Gott, das ist ja schrecklich.“ Dieser letzte Ausruf kam, sobald Westcliff den Verband über der Wunde entfernt hatte.
„Ja“, sagte der Earl grimmig. Er starrte auf das nässende, eiternde Fleisch und die roten Streifen, die von ihm ausgingen.
Sofort wischte sich Evie über die nassen Wangen und eilte ans Bett. Westcliff, der Lage wie immer voll gewachsen, zog ein sauberes Taschentuch aus seinem Gehrock und reichte es ihr. Sie trocknete sich die Augen und schnäuzte sich die Nase, während sie auf ihren Ehemann hinuntersah. „Er ist seit gestern Abend bewusstlos“, sagte sie mit schwankender Stimme zu Westcliff. „Ich habe nicht zugelassen, dass Dr. Hammond ihn zur Ader lässt … Sebastian wollte es nicht. Aber nun wünschte ich, ich hätte es erlaubt. Vielleicht hätte es ihm geholfen. Es ist nur … ich konnte nicht zulassen, dass so etwas gegen seinen Willen mit ihm geschieht. Die Art, wie er mich angesehen hat…“
„Ich bezweifle, dass es ihm geholfen hätte“, unterbrach Westcliff sie. „Es könnte auch sehr gut das Ende für ihn bedeutet haben.“
Lillian trat näher und verzog das Gesicht, als sie einen Blick auf die eiternde Wunde und dann auf Sebastians unnatürlich blasses Gesicht warf. „Was können wir dann für ihn tun?“
„Mr. Rohan hat vorgeschlagen, die Wunde mit einer Salzwasserlösung auszuspülen“, sagte Evie, bevor sie vorsichtig die Wunde bedeckte und die Bettdecke von Sebastians Hüften zu seiner Brust hinaufzog. „Und er kannte eine Pflanze, die helfen könnte, das Fieber zu senken. Er ist jetzt im Moment unterwegs, um sie zu besorgen.“
„Wir könnten sie mit rohem Knoblauchsaft behandeln“, schlug Lillian vor. „Mein Kindermädchen hat das immer für Kratzer und Schnitte benutzt, und sie sind dann viel schneller geheilt.“
„Meine alte Haushälterin, Mrs. Faircloth, hat Essig genommen“, murmelte Westcliff. „Es hat wie der Teufel gebrannt, aber es hat geholfen. Ich denke, wir werden eine Mischung aus allem drei versuchen und auch noch etwas Terpentinöl hinzufügen.“
Lillian schaute ihn zweifelnd an. „Kiefernharz?“
„In einer destillierten Form“, antwortete Westcliff. „Ich habe selbst erlebt, dass es Wundbrand heilt.“ Er drehte Lillian zu sich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde alles Nötige besorgen und die Mengenverhältnisse ausrechnen“, sagte er. Sein Gesichtsausdruck war ernst, aber in seinen dunklen Augen schimmerte Wärme, als er sie ansah. „In der Zwischenzeit werde ich die Situation in deine fähigen Hände legen.“
Zärtlich fuhr Lillian mit dem Finger über die Spitzen seines Hemdkragens, berührte die gebräunte Haut an seinem Hals. „Du beeilst dich besser. Wenn St. Vincent
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