Es begann in einer Winternacht
aufwacht und entdeckt, dass er meiner Gnade ausgeliefert ist, stirbt er vermutlich sofort.“
Sie tauschten ein schnelles Lächeln, und Westcliff verließ den Raum.
„Arrogante, selbstherrliche Kreatur“, bemerkte Lillian noch immer lächelnd, während sie dem Earl hinterhersah.
„Gott, ich bete ihn an.“
Evie schwankte. „Wie hast du …“
„Es gibt viel zu viel für uns zu besprechen, Liebes“, unterbrach Lillian sie forsch. „Darum müssen wir uns das auch alles für später aufsparen. Du bist halb tot vor Erschöpfung. Und, ganz ehrlich, du könntest ein Bad gebrauchen.“
Sie blickte sich suchend nach dem Klingelzug um, entdeckte ihn in einer Ecke und zog an ihm. „Wir werden eine Wanne bringen lassen, und du kannst dich waschen, und dann wirst du mindestens etwas Tee und Toast zu dir nehmen.“
Evie schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Lillian wischte ihre Einwände beiseite.
„Ich werde mich solange um St. Vincent kümmern.“
Vorsichtig betrachtete Evie ihre Freundin und fragte sich, warum diese freiwillig einen Mann pflegen würde, der sie entführt hatte. Lillian war kaum dafür bekannt, leicht zu vergessen und zu vergeben, und auch wenn Evie sich sicher war, dass ihre Freundin niemals einem hilflosen Mann auf seinem Krankenbett etwas antun würde, hatte sie doch einige Bedenken, Sebastian ganz in ihre Hände zu geben.
„Ich kann nicht glauben, dass du das wirklich willst … nach allem, was er getan hat …“
Lillian lächelte trocken. „Ich tue es nicht für ihn. Ich tue es für dich. Und für Westcliff, der ihn aus irgendeinem Grund nicht als hoffnungslosen Fall aufgeben kann.“ Ungeduldig rollte sie mit den Augen, weil Evie immer noch zögerte. „Um Himmels willen, geh und bade. Und tu etwas mit deinem Haar. Du musst dir um St. Vincent keine Sorgen machen. Ich werde mich so gut um ihn kümmern, als wäre er mein eigener Ehemann.“
„Danke“, flüsterte Evie, die wieder das Brennen von Tränen in ihren Augen fühlte.
„Oh, Evie …“ Lillians Gesicht wurde weich in einem Ausdruck von Mitgefühl, den Evie noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte. Sie streckte ihre Arme aus, umarmte Evie noch einmal und sprach in die wild verwirrten Locken ihres Haars.
„Er wird nicht sterben. Es sind nur freundliche, tugendhafte Menschen, die vorzeitig der Tod ereilt.“ Sie lachte leise. „Während ein egoistischer Bastard wie St. Vincent bestimmt noch Jahrzehnte vor sich hat, um andere Leute zu quälen.“
Mit der Hilfe eines Hausmädchens badete Evie und zog ein locker geschnittenes Tageskleid an, unter dem sie kein Korsett tragen musste. Sie flocht ihr sauberes, feuchtes Haar zu einem langen Zopf, der ihr den Rücken herunterhing, und schlüpfte mit ihren Füßen in ein paar Hausschuhe. Bei ihrer Rückkehr in Sebastians Zimmer sah sie, dass Lillian das Zimmer aufgeräumt und die Vorhänge aufgezogen hatte. Sie hatte ein Tuch als behelfsmäßige Schürze um ihr Kleid gebunden, und es war voller Flecken, genau wie ihr Mieder.
„Ich habe ihm etwas Brühe eingeflößt“, erklärte sie. „Es war die Hölle, ihn dazu zu bringen, zu schlucken – er war nicht gerade das, was man bei Bewusstsein nennen würde –, aber ich habe weitergemacht, bis ich eine Viertel Tasse oder so in ihn hineinbekommen hatte. Ich vermute, er hat einfach nachgegeben, weil er hoffte, ich sei ein böser Traum, der vielleicht weggehen würde, wenn er sich fügte.“
Evie hatte es seit dem letzten Morgen nicht geschafft, Sebastian zum Trinken zu bewegen. „Du bist einfach die wundervollste …“
„Ja, ja, ich weiß.“ Lillian wischte die Worte leichthin zur Seite, wie immer von Lob unangenehm berührt. „Das Tablett mit deinem Essen ist auch gerade gebracht worden – es steht dort auf dem Tisch am Fenster. Pochierte Eier und Toast. Und du wirst jeden einzelnen Bissen aufessen, Liebes. Ich möchte nur äußerst imgern bei dir Gewalt anwenden.“
Evie setzte sich gehorsam und biss in eine der leicht gebutterten Toastscheiben, während Lillian das feuchte Tuch auf Sebastians Stirn wechselte. „Ich muss zugeben“, sagte Lillian, „dass es schwierig ist, ihn zu verabscheuen, wenn es ihm so schlecht geht. Und es spricht natürlich für ihn, dass er hier verwundet liegt und nicht du.“ Sie setzte sich auf den Stuhl am Bett und betrachtete Evie mit offener Neugier. „Ich frage mich, warum er es wohl getan hat.
Er ist bis in den Kern selbstsüchtig. Überhaupt nicht
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