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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ihr offenes Haar fasste. Sie hatte keinen Atem, um zu sprechen, konnte nur hilflos gegen ihn lehnen, während er fluchte und unverständliche Worte in ihr Haar murmelte.
    Es schien, dass ihr Puls nie wieder zu seiner normalen Geschwindigkeit zurückfinden würde. „Frannie hat dich geholt“, brachte sie schließlich heraus.
    Sebastian nickte und liebkoste mit bebenden Fingern ihre Locken. „Sie hat mir gesagt, dass ein Mann in deinem Zimmer war. Sie hat ihn nicht erkannt.“ Er bog ihren Kopf zurück und sah den winzigen Schnitt, den der Dolch an ihrer Kehle hinterlassen hatte. Als ihm klar wurde, wie nah Bullard der Hauptschlagader gekommen war, wurde er kreidebleich. Er neigte den Kopf, um das kleine Mal zu küssen, und begann dann fieberhaft, ihr Gesicht zu liebkosen. „Oh, zur Hölle“, flüsterte er. „Evie. Evie. Ich kann es nicht ertragen.“
    Sie drehte sich in seinem Arm, um einen Blick zu Cam hinüberzuwerfen, der gerade seinen Gehrock über Bullards Kopf und Schultern legte. „Cam, du hättest ihn nicht erschießen müssen“, sagte sie mit belegter Stimme. „Er hätte mich gehen lassen. Er hat seinen Arm heruntergenommen …“
    „Ich konnte mir nicht sicher sein“, sagte der junge Mann mit ausdrucksloser Stimme. „Ich musste auf ihn schießen, sobald sich die Gelegenheit bot.“ Sein Gesicht war ausdruckslos, aber in seinen goldenen Augen glänzten zurückgehaltene Tränen. Evie erkannte, dass er gerade einen Mann hatte töten müssen, den er seit seiner Kindheit kannte.
    „ Cam …“, begann sie voller Mitgefühl, aber er machte eine abwehrende Geste und schüttelte den Kopf.
    „Es war so besser auch für ihn“, sagte er, ohne sie anzusehen. „Keine Kreatur sollte so leiden müssen.“
    „Ja, aber du …“
    „Es geht mir gut“, sagte er und seine Kiefermuskeln spannten sich.
    Unter seiner goldgebräunten Haut sah er so erschüttert aus, dass Evie nicht anders konnte, als zu ihm zu gehen und die Arme in mütterlichem Trost um ihn zu legen. Er erlaubte diese Umarmung, auch wenn er sie nicht erwiderte, und langsam ließ sein Zittern nach. Sie fühlte den kurzen Druck seiner Lippen auf ihrem Haar.
    Das, schien es, war alles, was Sebastian bereit war zu erlauben. Er trat vor, schlang einen Arm um Evie und sagte brüsk zu Cam: „Schicken Sie nach dem Bestattungsunternehmer.“
    „Ja“, sagte der junge Mann in beinahe abwesendem Tonfall. Er zögerte. „Sie werden unten den Lärm gehört haben.
    Wir werden irgendeine Erklärung abgeben müssen.“
    „Sagen Sie ihnen, dass jemand eine Waffe gesäubert hat, die aus Versehen losgegangen ist“, sagte Sebastian.
    „Sagen Sie ihnen, es sei niemand verletzt worden. Wenn der Bestatter eintrifft, bringen Sie ihn die Hintertreppe hinauf. Bezahlen Sie ihn für sein Schweigen.“
    „Ja, Mylord. Was, wenn die Polizei Nachforschungen anstellt …“
    „Schicken Sie sie zu mir ins Büro – ich werde mich da um sie kümmern.“
    Cam nickte und verschwand.
    Sebastian zog Evie aus dem Zimmer, verschloss die Tür, steckte den Schlüssel ein und ging mit ihr zu einem anderen Schlafzimmer am Ende des Ganges. Sie begleitete ihn wie betäubt, während sie noch immer versuchte zu verstehen, was eigentlich gerade passiert war. Sebastian blieb still, sein Profil wie aus Granit gemeißelt, während er versuchte, die Passung wiederzuerlangen. Mit großer Fürsorge brachte er sie in das Schlafzimmer. „Bleib hier“, sagte er. „Ich schicke dir ein Mädchen, das sich um dich kümmern kann. Und ein Glas mit Brandy – und ich will, dass du das austrinkst.“
    Evie sah ängstlich zu ihm hoch. „Wirst du später zu mir kommen?“
    Er nickte kurz. „Ich muss mich erst um alles kümmern.“
    Dennoch kehrte er in dieser Nacht nicht in ihr Zimmer zurück. Evie wartete vergeblich auf ihn und ging schließlich allein ins Bett. Ihr Schlaf wurde immer wieder unterbrochen, da sie häufig aufwachte, mit der Hand über den leeren Platz neben sich tastete und vergeblich nach Sebastians warmem Körper suchte. Am Morgen war sie erschöpft und voller Sorge, ihr Blick verhangen, als sie das Zimmermädchen sah, das gekommen war, um das Feuer im Kamin anzuzünden.
    „Haben Sie Lord St. Vincent heute Morgen gesehen?“, fragte sie mit rauer Stimme.
    „Ja, Mylady. Seine Lordschaft und Mr. Rohan waren die meiste Nacht wach und haben geredet.“
    „Sagen Sie ihm, dass ich ihn sprechen möchte.“
    „Ja, Mylady.“ Das Mädchen stellte einen Krug mit heißem Wasser auf

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