Es begann in einer Winternacht
Augen eine stille Herausforderung. Sie schwieg und griff nach seinem Arm, während sie die kurze Strecke zum Gasthaus hinübergingen. Ihr schwirrte der Kopf, und sie hörte kaum Mr. Findleys überschwängliche Glückwünsche, als sie das kleine Haus betraten. Ihre Beine waren wie Blei, während sie die dunkle, schmale Treppe hinaufstieg.
So weit war es jetzt gekommen. Sie musste vor Anstrengung die Zähne aufeinanderbeißen, um nicht auf der Stelle zusammenzubrechen. Im oberen Gang kamen sie an eine kleine Tür. Evie lehnte ihre bleischweren Schultern gegen die Wand und beobachtete, wie St. Vincent am Schloss hantierte. Der Schlüssel drehte sich mit einem schabenden Geräusch, und sie stolperte auf die offene Tür zu.
„Warte.“ St. Vincent beugte sich zu ihr, um sie in seine Arme zu heben.
Sie atmete überrascht ein. „Du musst mich nicht…“
„In Anbetracht deiner abergläubischen Natur“, sagte er und hob sie so leicht hoch, als wäre sie ein Kind, „denke ich, dass wir diese eine letzte Tradition lieber befolgen sollten.“ Er drehte sich zur Seite und trug sie über die Schwelle. „Es bringt Unglück, wenn die Braut über die Schwelle stolpert. Und ich habe Männer nach einer dreitägigen Orgie gesehen, die sicherer auf den Beinen waren als du.“
„Danke“, murmelte Evie, sobald er sie wieder zu Boden setzte.
„Das macht eine halbe Krone“, antwortete St. Vincent. Die ironische Erinnerung an die vom Schmied geforderten Honorare zauberte ein plötzliches Lachen auf ihr Gesicht.
Das Lachen verschwand allerdings, als sie einen Blick durch den kleinen, aber ordentlichen Raum warf. Das Bett, breit genug für zwei, sah weich und sauber aus. Die Überdecke war von zahllosen Wäschen verschlissen. Das Bettgestell war aus Messing und Eisen mit kugelförmigen Aufsätzen auf den Bettpfosten. Auf dem Nachttisch stand eine Öllampe aus Rubinglas, die einen rosigen Schimmer verbreitete. Schmutzig, kalt und benommen starrte Evie stumm die alte holzumrandete Zinkwanne an, die vor dem kleinen flackernden Kaminfeuer platziert worden war.
St. Vincent verriegelte die Tür und trat zu ihr. Er griff nach den Verschlüssen ihres Umhangs. Etwas wie Mitleid huschte über seine Züge, als er sah, dass sie vor Erschöpfung zitterte. „Lass mich dir helfen“, sagte er ruhig und nahm ihr den Umhang von den Schultern. Er legte ihn über einen Sessel neben dem Kamin.
Evie schluckte schwer und versuchte, ihre Knie durchzudrücken, die die bedauerliche Neigung zeigten, nachzugeben. Kalte Angst drückte ihr auf den Magen, als sie einen schnellen Blick zum Bett hinüber wagte.
„Werden wir …“, fing sie an, und ihre Stimme wurde rau.
St. Vincent machte mit den vorderen Schließen ihres Kleides weiter. „Werden wir …“, wiederholte er und folgte ihrem Blick zum Bett. „Lieber Gott, nein.“ Seine Finger wanderten schnell über ihr Mieder und öffneten die Reihe von Knöpfen. „So reizend du auch bist, Liebste, ich bin zu müde. Ich habe das in meinem gesamten Leben noch nie gesagt … aber im Moment möchte ich viel lieber schlafen als vögeln.“
Überwältigt von Erleichterung entfuhr Evie ein schwankender Seufzer. Sie war gezwungen, schnell nach ihm zu greifen, um nicht die Balance zu verlieren, als er das gelöste Kleid über ihre Hüften schob. „Ich mag das Wort nicht“, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
„Nun, dann solltest du dich besser daran gewöhnen“, kam seine beißende Antwort. „Das Wort hört man häufig im Club deines Vaters. Gott allein weiß, wie es bisher deinen Ohren entgangen ist.“
„Ist es nicht“, sagte sie indigniert, als sie aus dem zu Boden gefallenen Kleid stieg. „Ich wusste bis jetzt nur nicht, was es bedeutet.“
St. Vincent beugte sich vor, um ihr die Schuhe aufzubinden. Seine breiten Schultern bebten. Ein seltsamer erstickter Laut entrang sich seiner Kehle. Zuerst fragte sich Evie erschrocken, ob er krank geworden sei, aber dann wurde ihr klar, dass er lachte. Es war das erste ehrliche Lachen, das sie von ihm hörte, und sie hatte keine Ahnung, was er so lustig fand. Sie stand über ihm, nur mit ihrem Hemdchen und ihrer Unterhose bekleidet, faltete die Arme vor der Brust und funkelte ihn an.
Noch immer leise lachend, entfernte St. Vincent erst ihren einen, dann den anderen Schuh und warf sie zur Seite.
Ihre Strümpfe wurden mit schnellen geschickten Bewegungen ihre Beine hinuntergerollt. „Hüpf in die Wanne, Kleines“, brachte er schließlich
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