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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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entspannte sich unwillkürlich. „Wer ist Rohan?“
    „Er ist einer der Croupiers … Er arbeitet hier, seit er ein kleiner Junge war. Mein Vater hat ihn zuerst als Laufbursche beschäftigt. Du würdest dich an Mr. Rohan erinnern, wenn du ihn schon einmal gesehen hättest. Es ist schwierig, ihn zu übersehen.“
    Sebastian dachte kurz über ihre Bemerkung nach und sagte: „Er ist der Zigeuner, nicht wahr?“
    „Halb-Zigeuner, glaube ich, mütterlicherseits.“
    „Was ist die andere Hälfte?“
    „Das weiß niemand.“ Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu und sagte leise: „Ich habe mich immer gefragt, ob er vielleicht mein Halbbruder ist.“
    Interesse leuchtete in seinen hellen Augen. „Hast du je deinen Vater danach gefragt?“
    „Ja. Er hat es abgestritten.“ Trotzdem hatte er Evie nie ganz überzeugen können. Ihr Vater hatte mit Cam immer eine vage väterliche Art gehabt. Und sie war nicht so naiv zu glauben, dass er nicht ein paar illegitime Kinder gezeugt hatte. Er war ein Mann, der für seine körperlichen Gelüste bekannt war, und außerdem war er nie jemand gewesen, der sich um die Konsequenzen seiner Taten Gedanken machte. Evie überlegte, ob man wohl dasselbe über ihren Ehemann sagen könnte, und fragte vorsichtig: „Sebastian, hast du jemals …“
    Er verstand sie sofort. „Nicht, dass ich wüsste“, sagte er. „Ich habe immer Pariser verwendet – nicht nur, um eine Empfängnis zu verhüten, sondern auch um die exotischeren Krankheiten zu vermeiden, die die Unvorsichtigen befallen können.“
    Verwirrt von dieser Aussage, murmelte Evie: „Pariser? Was sind das? Und was meinst du damit, Krankheiten? Willst du damit sagen, dass man … davon … krank werden kann? Aber wie …“
    „Großer Gott“, murmelte Sebastian und verschloss ihr den Mund mit einem Finger. „Ich erkläre es dir später. Das sind nicht die Art Dinge, die man gerne zwischen Tür und Angel diskutiert.“
    Das Auftauchen Cam Rohans hinderte Evie daran, weitere Fragen zu stellen. Als Cam Evie sah, erschien ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht, und er verbeugte sich elegant. Selbst wenn Cams Verhalten und Bewegungen zurückhaltend waren, schien er ein unsichtbares Flair zu haben, die Andeutung körperlichen Charismas. Bei Jenner’s war er der bei Weitem beste Croupier, auch wenn sein Aussehen – das eines jungen Piraten – einen das anfangs kaum vermuten ließ. Er war etwa fünfundzwanzig Jahre alt mit einem Körper von der Schlankheit eines jungen Erwachsenen. Der dunkle Ton seiner Haut und die tiefe Schwärze seines Haars verrieten seine Herkunft, genau wie sein Vorname, der bei den Roma häufig vorkam. Evie hatte den sympathischen jungen Mann, der seine Loyalität ihrem Vater gegenüber durch die Jahre viele Male bewiesen hatte, immer gemocht.
    Cam war gut gekleidet in dunkler Garderobe und polierten Schuhen, aber wie immer hätte er einen Haarschnitt gebraucht, und die dicken Locken ringelten sich über die gestärkten Spitzen seines weißen Kragens. Seine langen, schlanken Finger waren mit einigen Goldringen geschmückt. Als er den Kopf hob, sah Evie das Glitzern eines Diamanten in seinem Ohr – ein exotisches Schmuckstück, das gut zu ihm passte. Cam betrachtete sie mit seinen außergewöhnlichen goldbraunen Augen, die die Leute häufig den klugen Kopf dahinter vergessen ließen.
    Manchmal schien sein Blick so durchdringend, als würde er durch einen hindurchsehen können … als würde er eigentlich jemanden beobachten, der hinter einem stand.
    „Gadji“, sagte Cam sanft, ein freundlicher Gebrauch des Roma-Wortes für eine Nicht-Zigeunerin. Er hatte einen ungewöhnlichen Akzent, kultiviert, aber mit einem Hauch von Cockney und einer Art fremdem Rhythmus, was zusammen eine einzigartige Mischung ergab. „Willkommen“, sagte er mit einem kurzen, aber strahlenden Lächeln.
    „Dein Vater wird sich freuen, dich zu sehen.“
    „Danke, Cam. Ich … ich hatte Angst, dass er vielleicht schon …“
    „Nein“, sagte Cam leise und sein Lächeln verschwand. „Er lebt noch.“ Er zögerte, bevor er hinzufügte: „Er schläft die meiste Zeit. Und er will überhaupt nichts essen. Ich denke nicht, dass es noch lange dauern wird. Er hat nach dir gefragt. Ich habe versucht, nach dir zu schicken, aber …“
    „Die Maybricks haben es nicht erlaubt“, flüsterte Evie mit vor Ärger dünnen Lippen. Sie hatten es nicht für nötig befunden, sie wissen zu lassen, dass ihr Vater nach ihr gefragt

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