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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Bleistift Anmerkungen in ein Rechnungsbuch zu schreiben. Der Tisch vor ihm war überladen mit gefüllten Platten und Schüsseln aus dem Hauptspeisesaal.
    Sebastian wandte seine Aufmerksamkeit mit Mühe von seinem Rechnungsbuch ab und schob es beiseite. Er stand auf und zog den zweiten Stuhl für sie vom Tisch weg. „Wie geht es deinem Vater?“
    Evie antwortete vorsichtig, während sie ihm erlaubte, ihr zu helfen, sich zu setzen. „Er ist für einen kurzen Moment aufgewacht. Dabei schien er zu glauben, ich wäre wieder ein kleines Mädchen.“ Sie bemerkte gebratenes Huhn auf einer Platte, außerdem eine Schale mit Treibhauspfirsichen und Weintrauben und wollte sich davon nehmen. Ihr überwältigender Hunger, zusammen mit ihrer Erschöpfung, ließ ihre Hände zittern. Sebastian bemerkte ihre Schwierigkeiten und legte ihr schweigend ausgewählte Leckerbissen auf den Teller: winzige gekochte Wachteleier, eine kleine Portion Kürbis in Sahnesoße, eine Ecke Käse, einige Scheiben kalten Braten, etwas Huhn und weiches Brot.
    „Danke“, sagte Evie, beinahe zu müde, um zu bemerken, was sie aß. Sie hob die Gabel zum Mund, nahm einen Bissen von irgendetwas und schloss die Augen, als sie kaute und schluckte. Sobald sich ihre Lider wieder hoben, bemerkte sie, dass Sebastians Blick auf ihr ruhte.
    Er sah genauso erschöpft aus, wie sie sich fühlte, mit dunklen Schatten unter seinen blauen Augen. Die Haut über seinen Wangenknochen war gespannt, und unter der sonnengebräunten Farbe seiner Haut war er blass. Sein Bart, der offensichtlich sehr schnell wuchs, war ein Schatten goldglänzender Stoppeln auf seinem Kinn. Irgendwie machte ihn sein müdes Aussehen nur noch attraktiver, verlieh dem, was sonst vielleicht die kalte Perfektion eines Meisterwerks aus Marmor gewesen wäre, eine neue Wärme und Menschlichkeit.
    „Bist du immer noch entschlossen, hierzubleiben?“, fragte er, während er geschickt einen Pfirsich aufschnitt und den Kern entfernte. Er reichte ihr eine perfekte goldene Hälfte.
    „Oh, ja.“ Evie nahm den Pfirsich und biss hinein. Der kühle Saft kitzelte ihre Zunge.
    „Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest“, antwortete er trocken. „Es ist ein Fehler, weißt du. Du hast keine Vorstellung von dem, was hier auf dich wartet … die Obszönitäten und unzüchtigen Bemerkungen, die lüsternen Blicke, das Grabschen und Kneifen … und das ist nur das, was bei mir zu Hause passieren würde. Stell dir vor, wie es hier zugehen wird.“
    Unsicher, ob sie lächeln oder die Stirn runzeln sollte, sah Evie ihn aufmerksam an. „Ich werde schon damit zurechtkommen“, sagte sie.
    „Da bin ich mir sicher, Kleines.“
    Evie hob ihr Weinglas an die Lippen und warf ihm über den Rand hinweg einen Blick zu, während sie trank. „Was ist das für ein Rechnungsbuch?“
    „Eine Unterrichtsstunde in kreativer Buchhaltung. Ich bin mir sicher, dass du nicht sonderlich überrascht sein wirst zu hören, dass Egan seine Hände in der Kasse des Clubs hatte. Er nimmt sich hier und da kleine Beträge, klein genug, dass der Diebstahl bisher nicht bemerkt wurde. Aber mit der Zeit ist es zu einer ganz schönen Summe angewachsen. Gott allein weiß, wie viele Jahre er das schon macht. Bisher enthielt jedes Rechnungsbuch, in das ich einen Blick geworfen habe, vorsätzliche Ungenauigkeiten.“
    „Wie kannst du dir sicher sein, dass es Absicht ist?“
    „Man kann ein deutliches Muster erkennen.“ Er öffnete eines der Bücher und schob es zu ihr hinüber. „Letzten Dienstag hat der Club einen Gewinn von etwa zwanzigtausend Pfund gemacht. Wenn du die Zahlen mit den Zahlen für Kredite, Bankeinzahlungen und Bargeldauszahlungen gegenrechnest, siehst du die Widersprüche.“
    Evie folgte der Spur seines Fingers, als er die Notizen verfolgte, die er am Rand gemacht hatte. „Siehst du?“, fragte er. „Hier steht, was die richtigen Zahlen sein sollten. Er hat die Ausgaben ordentlich aufgepolstert. Die Kosten für Elfenbeinwürfel beispielsweise. Selbst wenn man bedenkt, dass die Würfel nur eine Nacht lang und danach nie wieder benutzt werden, sollte sich die Summe, laut Rohan, auf nicht mehr als zweitausend Pfund im Jahr belaufen.“
    Die Praxis, jede Nacht neue Würfel zu benutzen, war Standard in jedem Spielclub, um jeglichen Verdacht der Manipulation zu unterbinden.
    „Aber hier steht, dass beinahe dreitausend Pfund für Würfel ausgegeben wurden“, murmelte Evie.
    „Genau.“ Sebastian lehnte sich in seinem Stuhl

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