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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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zurück und lächelte träge. „In meiner verkommenen Jugend habe ich meinen Vater auf genau diese Art und Weise betrogen, wenn er mir meinen monatlichen Unterhalt gezahlt hat und ich mehr Geld brauchte, als er mir eigentlich geben wollte.“
    „Wofür hast du es gebraucht?“, konnte Evie sich nicht enthalten zu fragen.
    Sein Lächeln vertiefte sich. „Ich fürchte, die Erklärung würde eine Anzahl von Worten benötigen, gegen die du starke Einwände erheben könntest.“
    Evie spießte ein Wachtelei auf ihre Gabel und schob es sich in den Mund. „Was soll nun wegen Mr. Egan geschehen?“
    Seine Schultern hoben sich in einer geschmeidigen Bewegung. „Sobald er nüchtern genug ist, um zu gehen, wird er entlassen.“
    Evie strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr über die Wange gefallen war. „Es gibt niemanden, der ihn ersetzen könnte.“
    „Doch, gibt es. Bis ein geeigneter Manager gefunden werden kann, werde ich den Club leiten.“
    Das Wachtelei schien ihr im Hals stecken zu bleiben, Evie verschluckte sich. Hastig griff sie nach ihrem Weinglas, spülte die Reste des Eis herunter und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Wie konnte er so etwas Groteskes sagen? „Das kannst du nicht.“
    „Ich kann es kaum schlechter machen als Egan. Er hat sich schon seit Monaten um nichts mehr gekümmert… Nicht mehr lange, und das Haus wird um uns herum zusammenstürzen.“
    „Aber du hast gesagt, dass du es hasst, zu arbeiten!“
    „Das stimmt. Aber ich denke, ich sollte es wenigstens einmal ausprobieren. Nur um sicherzugehen.“
    Vor Aufregung begann sie wieder zu stottern. „Du wirst ein paar Tage damit sp-spielen und dann die Lust verlieren.“
    „Ich kann mir nicht leisten, die Lust zu verlieren, Liebes. Auch wenn der Club immer noch Gewinn abwirft, verliert er doch täglich an Wert. Dein Vater hat einen Haufen ausstehende Forderungen, die eingetrieben werden müssen. Wenn die Leute, die ihm das Geld schulden, kein Bargeld haben, werden wir Besitz, Schmuck, Kunstgegenstände nehmen müssen … was immer da ist. Ich habe ziemlich gute Vorstellungen davon, was Dinge wert sind, und kann die entsprechenden Verhandlungen führen. Und es gibt andere Probleme, die ich noch gar nicht erwähnt habe … Jenner besitzt eine Reihe nutzloser Vollblüter, die ein Vermögen in Newmarket verloren haben.
    Und er hat in einige wahnsinnige Dinge investiert – zehntausend Pfund in eine angebliche Goldmine in Flintshire –, ein Schwindel, den ein Kind hätte durchschauen können.“
    „Oh, Gott“, murmelte Evie und rieb sich die Stirn. „Er war krank … die Leute haben das ausgenutzt…“
    „Ja. Im Moment ist es doch so: Selbst wenn wir den Club verkaufen wollten, könnten wir das nicht, ohne vorher Ordnung geschaffen zu haben. Glaub mir, wenn es irgendeine Alternative gäbe, würde ich sie finden. Aber dieses Etablissement ist ein Sieb, und es gibt niemanden, der die Löcher stopfen will oder kann. Außer mir.“
    „Du weißt nichts über das Stopfen von Löchern!“, rief sie, verärgert über seine Arroganz.
    Sebastians einzige Antwort war ein nichtssagendes Lächeln und das leichte Heben einer Augenbraue. Bevor er seinen Mund zu einer Antwort öffnen konnte, schlug sie sich die Hände über die Ohren. „Oh, sag es nicht. Sag’s nicht!“ Als sie sah, dass er höflich schwieg – auch wenn weiter ein teuflisches Funkeln in seinen Augen glitzerte –, senkte sie vorsichtig die Hände. „Wenn du den Club leiten würdest, wo würdest du schlafen?“
    „Hier natürlich“, kam seine prosaische Antwort.
    „Ich bewohne das einzige freie Gästezimmer“, sagte sie.
    „Alle anderen sind belegt. Und ich werde nicht ein Zimmer mit dir teilen.“
    „Morgen wird es genug leere Zimmer geben. Ich werde die kostenlosen Huren hier abschaffen.“
    Die Dinge entwickelten sich so schnell, das Evies überfordertes Hirn kaum hinterhergestolpert kam. Mit beängstigender Geschwindigkeit riss Sebastian die Autorität über das Geschäft und die Angestellten ihres Vaters an sich. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, einen zahmen Hauskater in den Club gebracht zu haben und jetzt mitzuerleben, wie er sich in einen wilden Tiger verwandelte. Und sie konnte nur hilflos zusehen, wie er ohne Gnade alles niedermetzelte. Vielleicht, dachte sie verzweifelt, wenn sie ihn ein paar Tage gewähren ließ, würde es den Reiz des Neuen verlieren. In der Zwischenzeit konnte sie nur versuchen, den Schaden in

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