Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
seine Tochter aus Liebe heiraten könnte. Seine Sichtweise war, dass man das Leben so nahm, wie es kam, und alles tat, was nötig war, um zu überleben. Wenn man dabei ein wenig Freude finden konnte, sollte man das ausnutzen und sich nicht hinterher über den Preis beschweren, den man dafür bezahlen musste.
    „Bisher weiß noch fast niemand von der Heirat“, sagte sie. „Es ist eigentlich keine schlechte Verbindimg. Wir kommen ganz gut miteinander aus, und ich habe keinerlei Illusionen, was ihn angeht.“
    Jenner öffnete den Mund, damit sie ihm ein wenig Ei zwischen die Lippen schieben konnte. Er schien über das Gehörte nachzudenken, schluckte und sagte dann: „Sein Vater, der Duke, ist ein Dummkopf, der sein Hinterteil nicht von einem Axtstiel unterscheiden kann.“
    „Lord St. Vincent ist hingegen sehr intelligent.“
    „Aber kalt“, bemerkte Jenner.
    „Ja. Aber nicht immer. Das heißt …“ Sie hielt plötzlich inne, und ihre Wangen färbten sich rosig, als sie plötzlich ein Bild von Sebastian vor sich hatte, wie er sich im Bett über sie beugte, sein Körper hart und warm, sein Rücken voller Muskeln, die sich unter ihren Fingern bewegten.
    „Ein Schürzenjäger, das ist er“, kam Jenners freimütiger Kommentar.
    „Das ist mir egal“, erwiderte Evie mit der gleichen Offenheit. „Ich würde nie Treue von ihm erwarten. Ich habe von dieser Ehe bekommen, was ich wollte. Und was das betrifft, was er will …“
    „Ja, ja, er kriegt die Marie von mir“, sagte Jenner freundlich, in seinen vertrauten Gassen-Jargon verfallend, um zu sagen, dass er St.Vincent Evies Erbe geben würde. „Wo ist er jetzt?“
    Sie hielt ihm einen weiteren Löffel mit Ei hin. „Ohne Zweifel noch immer im Bett.“
    Das Dienstmädchen, das gerade das Zimmer verlassen wollte, hielt in der Tür inne. „’Tschuldigung, aber er ist nicht mehr im Bett, Miss … äh, Mylady. Lord St. Vincent hat Mr. Rohan im ersten Morgengrauen geweckt, läuft mit ihm durch den ganzen Club und stellt tausend Fragen und macht Listen für ihn. Mr. Rohan ist in ’ner teuflischen Stimmung deswegen.“
    „Lord St. Vincent hat diesen Effekt auf Menschen“, sagte Evie trocken.
    „Listen wofür?“, fragte Jenner.
    Evie wagte es nicht, zuzugeben, dass Sebastian sich in die Leitung des Tagesgeschäfts des Clubs einmischen wollte. Das würde ihren Vater vermutlich nur aufregen. Die Neuigkeit, dass seine Tochter eine lieblose Ehe führte, machte ihm nichts aus, aber alles, was sein Geschäft betraf, wäre eine Quelle großer Besorgnis für ihn. „Oh“, sagte sie vage. „Ich glaube, er hat ein Stück Teppich gesehen, das ersetzt werden sollte. Und er dachte über einige Verbesserungen des Büfetts nach. Solche Dinge.“
    „Hmm.“ Jenner runzelte die Stirn, während sie ihm noch einmal die Tasse mit Brühe an den Mund führte. „Sag ihm, er soll nichts machen, ohne vorher mit Egan gesprochen zu haben.“
    „Ja, Papa.“
    Evie tauschte einen schnellen heimlichen Blick mit dem Zimmermädchen und kniff warnend die Augen zusammen, um das Mädchen daran zu hindern, mehr zu verraten. Das Mädchen verstand den stummen Befehl und nickte.
    „Deine Zunge verknotet sich gar nicht mehr so wie früher“, bemerkte Jenner. „Wie kommt das, Karottenköpfchen?“
    Über diese Frage dachte Evie einige Zeit nach. Sie wusste, dass ihr Stottern in der letzten Woche tatsächlich besser geworden war. „Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, seit ich nicht mehr bei den Maybricks bin, kann ich … ruhiger sein. Ich habe es bemerkt, kurz nachdem wir London verlassen hatten …“ Sie erzählte ihm eine bereinigte Version ihrer Reise nach Gretna Green und zurück, die ihm ein paar Lacher entlockten, sodass er in sein Taschentuch husten musste. Während sie sich unterhielten, konnte sie sehen, wie sich sein Gesicht entspannte, und erkannte, dass das schmerzstillende Morphium zu wirken begann. Sie aß ein Stück seines unberührten Toasts, trank eine Tasse Tee und stellte das Frühstückstablett neben der Tür ab.
    „Papa“, sagte sie ruhig, „bevor du einschläfst, werde ich dir helfen, dich zu waschen und zu rasieren.“
    „Nicht nötig“, antwortete er, seine Augen matt von der Wirkung des Morphiums.
    „Lass mich mich darum kümmern“, beharrte sie, während sie zum Waschtisch hinüberging, wo das Hausmädchen einen Krug heißes Wasser zurückgelassen hatte. „Du wirst danach besser schlafen können, denke ich.“
    Er schien zu teilnahmslos, um zu

Weitere Kostenlose Bücher