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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Erfolg. Warum versuchst du zur Abwechslung nicht einmal, Dinge zu tun, die dir selbst gefallen? Warum lebst du nicht nach deinen eigenen Regeln? Was hat es dir je gebracht, den Konventionen zu gehorchen?“
    Evie dachte über seine Fragen nach, und ihr Atem zischte vor Erleichterung zwischen ihren Zähnen hervor, weil er eine besonders verhärtete Stelle fand. „Ich mag Konventionen“, sagte sie nach einem Augenblick. „Es ist nichts Falsches daran, eine durchschnittliche Person zu sein, oder?“
    „Nein. Aber du bist nicht durchschnittlich – sonst wärst du niemals zu mir gekommen, statt deinen Cousin Eustace zu heiraten.“
    „Ich war verzweifelt.“
    „Das war nicht der einzige Grund.“ Seine tiefe leise Stimme klang wie ein Schnurren. „Du hattest auch Geschmack am Teufel gefunden.“
    „Hatte ich nicht! Habe ich nicht!“
    „Es hat dir Spaß gemacht, mich, einen berüchtigten Lebemann, in seinem eigenen Haus in die Enge zu treiben – mit einem Angebot, das ich mir nicht leisten konnte, abzulehnen. Versuch gar nicht erst, es abzustreiten. Ich kenne dich unterdessen gut genug.“
    Unglaublicherweise fühlte Evie, wie sich trotz ihrer Trauer und Sorgen ein Lächeln auf ihre Lippen stahl.
    „Vielleicht hat es mir für einen Moment Spaß gemacht“, gab sie zu. „Und ich fand es ganz bestimmt wunderbar, mir auszumalen, wie wütend meine Familie sein würde, wenn sie davon erführen.“ Der Hauch des Lächelns verschwand, als sie missmutig hinzufügte: „Wie ich es gehasst habe, bei ihnen zu leben! Wenn mein Vater mich nur bei sich behalten hätte. Er hätte jemanden bezahlen können, sich um mich zu kümmern …“
    „Großer Gott“, sagte Sebastian und hörte sich ganz und gar nicht verständnisvoll an, „warum hätte er ein kleines Kind bei sich haben wollen?“
    „Weil ich seine Familie war. Ich war alles, was er hatte!“
    Doch dieser Einwand rief nur ein entschlossenes Kopfschütteln bei ihm hervor. „Männer denken nicht so, Kleines.
    Dein Vater nahm an – und zu Recht –, dass es besser für dich wäre, nicht bei ihm zu leben. Er wusste, du würdest niemals heiraten, wenn du nicht in einer respektablen Umgebung aufwachsen würdest.“
    „Aber wenn er gewusst hätte, wie mich die Maybricks behandeln würden … wie sie mich misshandelt haben …“
    „Warum gehst du davon aus, dass dein Vater nicht genau dasselbe getan hätte?“, fragte Sebastian und schockierte sie damit zutiefst. „Er war ein Exboxer, Himmel noch mal. Und er war nicht gerade bekannt für seine Selbstbeherrschung. Es kann gut sein, dass dir sein Handrücken sehr vertraut geworden wäre, wenn du ihn häufiger gesehen hättest.“
    „Das glaube ich nicht!“, antwortete Evie heftig.
    „Beruhige dich“, sagte Sebastian und griff nach dem Samtkleid auf dem Bett. „Wie ich dir schon gesagt habe, würde ich es niemals gutheißen, eine Frau zu schlagen, aus welchem Grund auch immer. Aber die Welt ist voll von Männern, die diese Skrupel nicht haben, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dein Vater einer von ihnen war.
    Wenn du willst, kannst du es gerne abstreiten – aber sei nicht so naiv, Jenner auf ein Podest zu heben, Liebes. In seiner Welt – den Slums, den Spielhöllen, unter den Halunken, Gangstern und Ganoven – war er ein anständiger Mann. Ich bin mir sicher, er würde das für das passende letzte Wort über sich halten. Heb die Arme.“
    Geschickt zog er ihr den Samt über den Kopf, legte die Röcke in einem weichen, schweren Fall über ihre Hüften und half ihr, die Arme in die Ärmel zu schieben. „Dies ist nicht das richtige Leben für dich“, sagte er nicht unfreundlich. „Du gehörst auf einen Landsitz. Du solltest mit einer Schüssel Erdbeeren und Sahne auf einer Decke auf dem grünen Rasen sitzen. Mit einer Kutsche ausfahren. Deine Freundinnen besuchen. Eines Tages solltest du dir vermutlich von mir ein oder zwei Kinder schenken lassen. Das wäre etwas, um deine Zeit zu füllen. Und es wäre etwas, was dich mit deinen Freundinnen verbinden würde, die ohne Zweifel schon mit der Gründung ihrer Familien begonnen haben.“
    Evie starrte in sein attraktives Gesicht. Die Gleichgültigkeit, mit der er mögliche Kinder erwähnt hatte, überraschte sie. Er hätte auch vorschlagen können, ihr ein Hündchen zu kaufen. War er wirklich so gefühllos, wie es schien?
    Angestrengt schluckte sie mehrere Male. „Würdest du dich irgendwie für unsere Kinder interessieren?“, fragte sie

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