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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Haut und seinem glänzenden Haar bildete. Nicht zum ersten Mal fragte sich Evie trocken, ob irgendein Mann, der so aufsehenerregend gut aussah, überhaupt einen anständigen Charakter haben konnte – ohne Zweifel war er seit frühesten Kindertagen verzogen worden.
    „Was hast du gegen die Kleider einzuwenden?“, fragte Sebastian und warf einen schnellen Blick zu ihnen hinüber.
    „Sie sind schwarz, oder?“
    „Schon, aber sie sind nicht aus Krepp.“
    „Willst du Krepp tragen?“
    „Natürlich nicht. Niemand will das. Aber wenn die Leute sehen, dass ich etwas anderes trage, wird es ganz schrecklichen Klatsch geben.“
    Sebastian zog eine Augenbraue nach oben. „Evie“, sagte er trocken, „du bist gegen den Willen deiner Eamilie durchgebrannt, hast einen stadtbekannten Lebemann geheiratet und lebst in einem Spielclub. Glaubst du wirklich, es könnte noch mehr über dich geredet werden, als das sowieso schon getan wird?“
    Verunsichert betrachtete sie das Kleid, das sie gerade trug. Es war eines der drei, die sie in der Nacht, in der sie den Maybricks entkommen war, mit sich genommen hatte. Auch wenn sie und die Hausmädchen ihr Bestes getan hatten, um es zu reinigen, war die graue Wolle voller Reiseschmutz, und es war an den Stellen, an denen es nass und matschig geworden war, eingelaufen. Sie wollte etwas Frisches, Sauberes, Weiches tragen. Ihre Hand wanderte zu den Falten des schwarzen Samts und streichelte ihn sanft. Ihre Fingerspitzen hinterließen glänzende Spuren in dem weichen Flor.
    „Du musst lernen zu ignorieren, was die Leute sagen“, sagte Sebastian, als er zu ihr herübertrat. Er stand hinter ihr und legte seine Hände leicht auf ihre Schultern. Sie zuckte erschreckt zusammen. „Dann wirst du viel glücklicher sein.“ Plötzlich klang seine Stimme amüsiert. „Meiner Erfahrung nach ist Klatsch über andere meist wahr, der über einen selbst stimmt allerdings nie.“
    Evie versteifte sich nervös, weil sie seine Hände fühlte, die über die Verschlüsse am Rücken ihres grauen Wollkleides glitten. „Was machst du da?“
    „Dir helfen, dein Kleid zu wechseln.“
    „Aber das will ich gar nicht. Nicht jetzt. Ich … Oh, bitte, nicht!“
    Er hingegen machte beharrlich weiter, ließ eine Hand nach vorne gleiten, um sie festzuhalten, während er mit der anderen damit fortfuhr, die Reihe von Knöpfen an ihrem Rücken zu öffnen. Evie wollte sich nicht auf einen würdelosen Kampf einlassen und blieb still stehen. Sie errötete, ein Schauer lief über ihre enthüllte Haut. „Ich w-wünschte, du würdest mich nicht auf so nonchalante Art behandeln!“
    „Das Wort ‚nonchalant‘ beinhaltet Desinteresse“, antwortete er und schob das Kleid über ihre Hüften. Es fiel in einem kratzigen Haufen zu Boden. „Und wenn es um dich geht, bin ich absolut nicht desinteressiert, Liebste.“
    „Ich würde mir einfach ein bisschen mehr Respekt wünschen“, rief Evie, die zitternd und nur in ihrer Unterwäsche vor ihm stand. „Vor allem nach … nach …“
    „Du brauchst keinen Respekt. Du brauchst Trost und Nähe und möglicherweise eine lange Balgerei mit mir im Bett. Aber weil du das nicht erlaubst, bekommst du ein bisschen Streicheln über den Rücken und ein paar wohl gemeinte Worte.“ Sebastian legte seine warmen Hände auf ihre Schultern, die bis auf die Träger ihres Hemdchens nackt waren. Er begann, ihre schmerzenden Muskeln zu reiben. Seine Daumen zeichneten feste Halbkreise über ihren oberen Rücken. Evie gab einen kleinen Laut von sich und versuchte, von ihm wegzutreten, doch er beruhigte sie und fuhr fort, sie mit großem Geschick zu massieren.
    „Du bist nicht dieselbe, die du vor ein paar Tagen warst“, murmelte er, „nicht länger ein Mauerblümchen und auch nicht mehr das hilflose Kind, das ein Leben mit den Maybricks ertragen musste. Du bist eine Viscountess mit einem nicht unbeträchtlichen Vermögen und einem Halunken als Ehemann. Welchen Regeln willst du jetzt folgen?“
    Evie schüttelte den Kopf in erschöpfter Verwirrung. Während Sebastian die Spannungen aus ihrem Rücken strich, schien auch ihre Selbstbeherrschung zu verschwinden. Sie hatte Angst, dass sie anfangen würde zu weinen, wenn sie versuchte zu sprechen. Stattdessen blieb sie still, kniff die Augenlider zusammen und kämpfte darum, ihren Atem ruhig und gleichmäßig zu halten. „Bisher hast du dein Leben damit verbracht, Dinge zu tun, die anderen gefallen sollten“, hörte sie ihn sagen. „Mit nur wenig

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