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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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die meisten Männer unfair gewesen, mit dem attraktiven Cam verglichen zu werden, dessen augenzwinkernder Charme und trockener Humor ihn zum Liebling von Angestellten und Gästen des Clubs machte. Um die Sache noch schlimmer zu machen, war Bullard ein humorloser Mann, unzufrieden mit seinem Leben und neidisch auf alle, von denen er dachte, dass sie es besser getroffen hatten. Evie fühlte, wie schwer es ihm fiel, auch nur höflich zu ihr zu sein, und behandelte ihn mit vorsichtiger Reserviertheit.
    Bullards harte kalte Augen starrten sie an. „’Nen Besucher am Hintereingang für Sie, Mylady.“
    „Ein Besucher?“ Evie runzelte die Stirn. Ihr Magen zog sich zusammen, bei dem Verdacht, dass ihre Onkel sie endlich gefunden hatten. Die Nachricht von Jenners Tod, der zeitweiligen Schließung des Clubs und ihrer eigenen Anwesenheit musste London wie ein Lauffeuer durchquert haben. „Wer? H-Hat er einen Namen genannt?“
    „Ich soll Ihnen sagen, dass es Mrs. Hunt is’, Mylady.“
    Annabelle. Der Klang des Namens ihrer guten Freundin ließ Evies Herz vor Erleichterung und Freude schneller schlagen, auch wenn sie kaum glauben konnte, dass Annabelle es wagen würde, in einen Spielclub zu kommen.
    „Bitte bringen Sie sie nach oben in den Salon meines Vaters.“
    „Ich soll Ihnen sagen, dass Sie zur Hintertreppe kommen soll’n, Mylady.“
    „Oh.“ Nein, so ging das nicht. Eine junge Frau wie Annabelle, aus behüteten Familienverhältnissen, konnte nicht am Hintereingang des Clubs warten. Voller Sorge lief Evie aus dem Raum, nur darauf bedacht, so schnell wie möglich zu Annabelle zu kommen. Mit Bullard dicht auf den Fersen, eilte sie die zwei langen Treppen hinunter.
    Als sie unten angekommen war, schlug ihr Herz heftig vor Anstrengimg. Sie musste ein wenig mit der schweren Tür kämpfen. Dann drückte sie sie auf … … und fuhr erschrocken zurück, als sie nicht Annabelle Hunts schlanke Gestalt, sondern die massige Form ihres Onkel Peregrines vor sich sah.
    Evies Denken setzte aus. Für eine kurze Sekunde starrte sie ihn schockiert an, bevor sie in panischer Angst zurückstürzte. Peregrine war immer mehr als bereit gewesen, seine Fäuste zu benutzen, um sie zum Gehorsam zu zwingen. Es war egal, dass sie nun Lady St. Vincent war und er daher rechtlich keine Handhabe mehr über sie hatte. Ihr Onkel würde sich in jeder ihm möglichen Form an ihr rächen, angefangen mit einer ordentlichen Tracht Prügel.
    Evie wandte sich blind zur Flucht, musste aber zu ihrer Überraschung feststellen, dass ihr Bullard den Weg versperrte.
    „Er hat mir einen Sovereign gegeben, um Sie zu hol’n“, murmelte Bullard. „Das ist mehr, als ich sonst in einem Monat krieg.“
    „Nein“, keuchte sie und stemmte sich gegen seine Brust. „Ich gebe Ihnen, was Sie wollen, aber lassen Sie nicht zu, dass er mich mitnimmt.“
    „Jenner hat Sie zu denen geschickt und Sie all die Jahre bei denen gelassen“, sagte der junge Mann höhnisch. „Er wollt Sie hier nicht ham. Niemand will das.“
    Protestierend schrie Evie auf, aber Bullard schob sie unaufhaltsam zu ihrem Onkel, dessen grobe Züge von brennendem Triumph erhellt waren. „Da. Ich hab gemacht, was Sie wollten“, sagte Bullard barsch zu dem Mann, der direkt hinter Peregrine stand und den Evie sofort erkannte – ihr Onkel Brook. „Nun her mit der Kohle.“
    Brook sah vage unbehaglich und leicht beschämt über den Handel aus, gab Bullard aber den Sovereign.
    Peregrine griff Evie mit harter Hand. Sie war so hilflos wie ein Kaninchen, das man am Nacken gepackt hatte. Sein breites, vierschrötiges Gesicht war vor Wut gerötet. „Du dummes, wertloses Balg!“, schrie er und schüttelte sie heftig. „Wenn du nicht wenigstens noch ein bisschen nützlich wärst, würde ich dich wie Abfall wegschmeißen.
    Wie lange, dachtest du, könntest du dich vor uns verstecken? Das wirst du bitterlich bereuen, das kann ich dir garantieren!“
    „Bullard, halten Sie sie auf, bitte“, schrie Evie, die sich mit Händen und Füßen gegen Peregrine wehrte, der sie zur Kutsche zerren wollte. „Nein!“
    Doch Bullard rührte keinen Finger, um ihr zu helfen, sondern beobachtete sie nur von der Tür aus mit hasserfüllten Augen. Sie verstand nicht, was sie getan hatte, dass er sie so verachtete. Warum kam ihr niemand zu Hilfe? Warum hörte niemand ihre Schreie? Um ihr Leben kämpfend, schlug Evie mit Ellenbogen und zu Klauen geformten Händen nach ihrem Onkel. Aber ihr Widerstand wurde von ihren

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