Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
neben dem Grab warteten.
    Cam fing Evies ängstlichen Blick auf und kam zu ihr hinüber. Eine verschmierte Tränenspur glänzte auf seiner Wange. Sie griff nach seinem Arm und flüsterte ihm zu: „Ich habe gerade eben Mr. Bullard gesehen. Dort drüben, neben der Laterne.“
    Seine Augen weiteten sich etwas, und er nickte.
    Es bestand keine Gelegenheit, mehr zu sagen, denn Sebastian kam zurück und legte seinen Arm um Evies Schultern. „Die Kutsche wartet“, sagte er.
    „Es war unnötig, eine Kutsche bereitzustellen“, erwiderte sie. „Ich hätte laufen können.“
    „Ich habe den Fußwärmer füllen lassen“, sagte er, und ein Lächeln spielte um seine Lippen, als er das Aufblitzen freudiger Erwartung in ihren Augen sah. Er warf einen Blick zu Cam hinüber. „Begleiten Sie uns in der Kutsche.“
    „Danke“, kam die zurückhaltende Antwort des jungen Mannes, „aber ich würde es vorziehen zu laufen.“
    „Dann sehen wir Sie im Club.“
    „Ja, Mylord.“
    Während Evie Sebastian zur Kutsche begleitete, zwang sie sich, nicht zu Cam zurückzublicken. Sie fragte sich, ob es ihm gelingen würde, Bullard zu finden, und was passieren würde, wenn es ihm gelänge. Sie stieg über eine bewegliche Stiege in die Kutsche. Schnell arrangierte sie ihre Röcke über dem Fuß wärmer und erschauerte vor Vergnügen, als er Schwaden von Wärme bis zu ihren Knien sandte. Sebastian setzte sich neben sie, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
    Evie erinnerte sich an ihre wilde Reise nach Gretna Green, die gar nicht so lange zurücklag, auch wenn es schien, dass seitdem eine Ewigkeit vergangen war. Sie schmiegte sich an Sebastian, dankbar, weil er nicht versuchte, sie wegzudrücken.
    „Du hast dich sehr gut gehalten, alles in allem“, sagte er, als die Kutsche anfuhr.
    „Es war die aufwendigste Beerdigungsprozession, die ich je gesehen habe“, antwortete sie. „Mein Vater hätte es geliebt.“
    Sebastian lachte leise. „Ich dachte, es sei besser, lieber etwas zu übertreiben, in der Hoffnung, es hätte ihm gefallen.“ Er zögerte, bevor er fortfuhr: „Morgen werde ich die Räume deines Vaters komplett ausräumen und alles wegschaffen lassen“, sagte er. „Sonst werden wir den Krankenzimmergeruch nie loswerden.“
    „Ich denke, das ist eine hervorragende Idee.“
    „Der Club wird in der übernächsten Woche wieder eröffnen. Bis dahin kannst du bleiben und dich ein wenig an den Tod deines Vaters gewöhnen. Aber wenn Jenner’s Türen wieder öffnen, will ich dich sicher und gemütlich in meinem Stadthaus wissen.“
    „Was?“ Erstaunt lehnte Evie sich ein wenig zurück und sah ihn an. „Das in Mayfair?“
    „Es ist bequem eingerichtet und verfügt über alles nötige Personal. Wenn es dir nicht gefällt, werden wir etwas anderes finden. Aber in der Zwischenzeit wirst du dort wohnen müssen“, erwiderte er.
    „Hast du vor … mit mir dort zu leben?“
    „Nein. Ich werde weiter im Club wohnen. Es ist viel praktischer, alles von dort aus zu regeln.“
    Evie kämpfte damit, seine Gleichgültigkeit zu verstehen. Was war der Grund für seine plötzliche Kälte? Sie hatte ihm keinen Ärger gemacht … sie hatte nur wenig Ansprüche an ihn gestellt, selbst in ihrem Schmerz. Verwirrt und verärgert starrte sie auf ihre Hände hinunter und verknotete ihre behandschuhten Finger.
    „Ich will bleiben“, sagte sie mit leiser Stimme.
    Sebastian schüttelte den Kopf. „Es gibt für dich keinen Grund zu bleiben. Du wirst nicht gebraucht. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn du in einem ordentlichen Haus wohnst, wo du deine Freundinnen empfangen kannst und nicht zu jeder Nachtstunde von dem Lärm im Erdgeschoss geweckt werden wirst.“
    „Ich habe einen festen Schlaf. Das stört mich nicht. Und ich kann meine Freundinnen im Club empfangen …“
    „Nicht offiziell.“
    Es machte keinen Unterschied, dass er recht hatte. Evie blieb still, während der Satz Du wirst nicht gebraucht unschön durch ihren Kopf hallte.
    „Ich will, dass du in einer sicheren und respektablen Umgebung lebst“, fuhr Sebastian fort. „Der Club ist kein Ort für eine Dame.“
    „Ich bin keine Dame“, erwiderte Evie, um einen leicht ironischen Tonfall bemüht. „Ich bin die Tochter eines Spielers und die Frau eines Schufts.“
    „Umso mehr Grund, dich aus meinem Einflussbereich zu entfernen.“
    „Ich glaube, ich werde trotzdem nicht gehen. Vielleicht können wir im Frühling noch einmal darüber reden, aber bis

Weitere Kostenlose Bücher