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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Stimme. „Du wirst mich nie finden, du dreckiger Bastard!“
    Cam wirbelte herum. Sein Blick glitt über die Häuser, wo eine große Zahl rußverschmierter Gesichter aus den Türen und Fenstern starrte und über die ungedeckten Dächer lugte. Er konnte keins von ihnen erkennen. „Bullard“, sagte er vorsichtig, während er sich langsam um die eigene Achse drehte und die Umgebung absuchte. „Was willst du mit Jenners Tochter?“
    Ein weiteres hässliches Lachen, aber diesmal anscheinend aus einer anderen Richtung kommend. Cam wagte sich weiter in den Hof hinein, aber es gelang ihm trotzdem nicht, Bullard genau zu lokalisieren. „Ich will sie umbringen!“
    „Warum?“
    „Weil sie ein verdammter Parasit is’, der mir alles genommen hat. Ich will sie tot seh’n. Ich will sie den Ratten vorwerfen, bis nix als Knochen von ihr übrig sind.“
    „Warum?“, fragte Cam verwirrt. „Sie hat mich gebeten, dir zu helfen, Joss, selbst nachdem du sie verraten hast. Sie will das Vermächtnis ihres Vaters an dich ehren, dir genug zu hinterlassen, um …“
    „Der Teufel soll die dreckige Hure hol’n!“
    Cam schüttelte leicht den Kopf, unfähig zu verstehen, wo diese Feindseligkeit herkam oder warum Bullard so eine unmäßige Wut auf Evie hatte.
    Er hörte ein Scharren hinter sich, duckte sich und wandte sich um, gerade als ein Holzbrett genau dort durch die Luft pfiff, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Der Angreifer war nicht Bullard, sondern eine Kanalratte, ein Plünderer, der sonst die Kanalisation unter London durchstreifte, sich nun aber spontan entschlossen hatte, sein Glück einmal mit Straßenraub zu versuchen. Er hatte das seltsame jung-alte Aussehen derjenigen, die seit ihrer Geburt auf der Straße gelebt haben. Cam erledigte ihn mit einigen effizienten Bewegungen und ließ ihn als stöhnendes Häuflein am Boden zurück. Einige andere Kanalratten erschienen am anderen Ende des Hofes, offensichtlich der Meinung, dass es sicherer sei, als Gruppe anzugreifen. Cam erkannte, dass er bald überrannt werden würde, und zog sich in den Durchgang zurück, während ihm Bullards Stimme folgte.
    „Ich krieg’se, das schwör ich dir.“
    „Du wirst sie niemals bekommen“, erwiderte Cam, erfüllt von ohnmächtiger Wut, als er einen letzten Blick zurück in den Hangman’s Court warf. „Ich schick dich zur Hölle, bevor du auch nur einen Finger an sie legst!“
    „Dann nehm ich dich mit“, kam Bullards höhnische Antwort, und er lachte wieder, während Cam den Hof mit langen Schritten verließ.
    Später am selben Tag kam Cam zu Evie. Sebastian war mit einer Gruppe von Zimmermännern beschäftigt, die das aufwendige Holzparkett des Fußbodens im großen Speisesaal reparieren sollten. Er fand Evie im leeren Hazardzimmer, wo sie abwesend Körbe mit Spielchips sortierte und sie in ordentliche Haufen schichtete. Cam näherte sich ihr mit lautlosen Schritten.
    Sie zuckte erschrocken zusammen, als er sie leicht am Arm berührte, lächelte ihn dann aber schnell erleichtert an, als sie zu ihm hoch blickte. Es passierte nur selten, dass man ihm die Sorgen am Gesicht ansah. Von eher praktischer Natur, lag es ihm nicht, die Hände zu ringen oder Angst zu zeigen. Cam nahm jeden Augenblick so, wie er kam, und lebte so sehr wie möglich in der Gegenwart. Doch die Ereignisse des Tages hatten ihre Spuren hinterlassen und verliehen ihm eine merkwürdige Anspannung, die ihn für den Moment alt erscheinen ließ.
    „Ich konnte nicht zu ihm durchdringen“, sagte er leise. „Er ist in einem Slum verschwunden und hat nur aus den Schatten zu mir gesprochen. Er hegt böse Gefühle für dich, gadji, auch wenn ich nicht verstehe, warum. Er war nie, was man eine heitere Natur nennen würde, aber das hier ist anders. Eine Art Wahnsinn. Ich muss es St. Vincent erzählen.“
    „Nein, bitte nicht“, sagte Evie sofort. „Es würde ihn nur verärgern, und er machte sich unnötig Sorgen. Er hat im Moment schon genug, um das er sich kümmern muss.“
    „Aber wenn Bullard versucht, dir ein Leid anzutun …“
    „Hier bin ich sicher, oder? Er würde es nicht wagen, in den Club zu kommen, nicht bei dem Preis, den mein Mann auf seinen Kopf ausgesetzt hat.“
    „Es gibt geheime Wege in das Gebäude.“
    „Kannst du sie verschließen? Absperren?“
    Cam dachte mit gerunzelter Stirn darüber nach. „Die meisten davon. Aber es bedeutet leider nicht einfach nur, mit einem Schlüsselbund in der Hand das Gebäude zu durchkämmen …“
    „Ich

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