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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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meisten wollte, und dieser Abgrund war seine von Ausschweifungen geprägte Vergangenheit. Sich zu erlauben, eine richtige Ehe mit ihr zu führen … nein, es war unmöglich. Seine eigene Lasterhaftigkeit würde sich wie schwarze Tinte über reines weißes Pergament auch über sie breiten, bis schließlich die hinterste saubere Ecke besudelt wäre. Sie würde zynisch werden, bitter … und wenn sie ihn genauer kennenlernen würde, würde sie anfangen, ihn zu verachten.
    Cam, der auf einem hohen Hocker saß und die Hazardtische überwachte, sah, wie Evie sich ihm näherte. Er drehte sich auf dem Hocker, sodass er sie anschaute, und stellte einen Fuß auf den Boden. Sekunden später bemerkte er seinen Arbeitgeber und nickte ihm kurz zu, um ihn wissen zu lassen, dass er sie bei sich behalten würde, bis Sebastian sie erreichen konnte.
    Cam ließ seinen Blick erneut durch den Raum gleiten, eine Falte zwischen seinen dunklen Brauen. Er zog leicht die Schultern hoch, als würde es ihm im Nacken unangenehm prickeln, und drehte sich um, um einen Blick über die Schultern zu werfen. Da niemand hinter ihm war, setzte er sich zurück auf seinen Hocker. Doch irgendeine Art Instinkt, der ihm keine Ruhe ließ, sorgte dafür, dass er die Menge weiterhin prüfend im Auge behielt, als würde sein Blick von einem Magneten angezogen … Zufällig blickte er auch zu der Galerie im ersten Stock … und Sebastian sah, wie der Blick des jungen Mannes plötzlich messerscharf wurde.
    Sebastian trat aus der Menge, folgte Cams erstauntem Blick und sah einen dunklen, massigen Mann auf dem östlichen Balkon, der den Hauptraum überblickte. Er war unordentlich und dreckig. Das schwarze Haar klebte an einem unverkennbar patronenförmigen Schädel. Joss Bullard, erkannte Sebastian sekundenschnell … Nur, wie war er unbemerkt in den Club gekommen? Irgendein Geheimgang? Der Club hatte mehr Zugänge und Korridore als ein Kaninchenbau. Und niemand kannte das Gebäude besser als Bullard oder Cam, die beide seit ihrer Kindheit hier gewohnt hatten …
    Sebastians Gedanken überschlugen sich, als er das Glänzen von reflektiertem Licht auf dem Pistolenlauf in Bullards Hand sah. Selbst aus diesem Winkel war sein Ziel unverkennbar. Es war Evie, die immer noch mehrere Fuß von Cam entfernt war.
    Getrieben von purer Panik sprang Sebastian mit blitzartiger Geschwindigkeit nach vorne. Eine schreckliche Angst brannte in ihm. So sehr konzentrierte er sich auf Evies schlanke Gestalt, dass er selbst den samtigen Flaum ihres Kleides zu erkennen vermochte. Jeder Nerv und Muskel spannte sich, um sie zu erreichen, jeder hämmernde Schlag seines Herzens diente dazu, Blut zu seinen hart arbeitenden Gliedern zu pumpen. Mit wilden Händen griff er nach ihr, drehte seinen eigenen Körper, um sie zu schützen, und benutzte den Schwung seines Laufs, um sie beide zu Boden zu bringen.
    Der Knall eines Schusses hallte durch den hohen Raum. Sebastian fühlte einen Schlag an seiner Seite, als hätte ihn jemand mit der Faust getroffen, und einen überwältigenden, brennenden Schmerz, während ihm eine Bleikugel durch Muskel und Gewebe drang und auf ihrem Weg ein Netzwerk von Adern zerstörte. Der harte Aufprall auf dem Boden betäubte ihn für einen Moment. Er lag halb über Evie, versuchte, ihren Kopf mit seinen Armen zu schützen, während sie sich wild unter ihm bewegte. „Lieg still“, keuchte er und drückte sie zu Boden, voller Angst, dass Bullard noch einmal schießen könnte. „Warte, Evie.“
    Sie gehorchte ihm und blieb still liegen, während die Luft um sie herum mit zu viel Lärm erfüllt war … Rufe und Schreie … donnernde Schritte …
    Sebastian drückte sich ein wenig hoch und riskierte einen Blick nach oben zu dem Balkon im ersten Stock. Bullard war verschwunden. Mit einem Schmerzenslaut rollte Sebastian auf die Seite und untersuchte seine Ehefrau nach Verletzungen, außer sich vor Angst, dass die Kugel sie auch getroffen haben könnte. „Evie … Liebste … bist du verletzt?“
    „Warum hast du mich so geschubst“, fragte sie mit gedämpfter Stimme. „Nein, ich bin nicht verletzt. Was war das für ein Geräusch?“
    Er strich ihr mit zitternder Hand über das Gesicht und schob eine dicke Locke aus ihren Augen.
    Verwundert wand sich Evie unter ihm heraus und setzte sich auf. Sebastian blieb auf der Seite liegen und schnappte nach Luft, während er fühlte, wie ihm heißes Blut über Brust und Bauch lief.
    Gäste und Angestellte ballten sich

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