Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
zusammen, um aus dem Gebäude zu fliehen, und drohten, sie beide zu zertrampeln. Plötzlich hockte sich ein Mann über sie, der sich einen Weg durch die drängelnde Masse gekämpft hatte. Er benutzte seinen Körper als Bollwerk, um sie davor zu schützen, überrannt zu werden. Blinzelnd erkannte Sebastian, dass es Westcliff war. Benommen tastete er nach oben und ergriff seinen Gehrock.
    „Er hat auf Evie gezielt“, sagte Sebastian heiser. Seine Lippen wurden taub, und er leckte sie, bevor er fortfuhr: „Du musst sie beschützen … du musst …“
    Evie schrie gebrochen auf, als sie das helle Rot auf Sebastians Hemd sah. Erst jetzt wurde ihr klar, dass er verletzt worden war. Sie stürzte sich auf die Knöpfe seines Gehrocks und seiner Weste und zerfetzte in ihrer plötzlichen Panik sogar die Knopflöcher. Ohne ein weiteres Wort zog Westcliff seinen eigenen Gehrock aus und knüllte ihn zu einem festen Bündel. Evie riss Sebastians blutdurchtränktes Hemd auf und fand die strömende Wunde an seiner Seite. Ihr Gesicht wurde sehr weiß, und ihre Augen fingen an zu glitzern, aber es gelang ihr dennoch, ihre Angst zu kontrollieren. Sie nahm das behelfsmäßige Bündel von Westcliff und presste es fest gegen die Wunde, um die Blutung zu stillen.
    Der Druck verursachte ihm solch einen durchdringenden Schmerz, dass Sebastian ein leises Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Seine Hand hielt noch immer Westcliffs Gehrock, die Finger halb gebeugt. Der Geruch frischen Bluts erfüllte die Luft. Der Earl beugte sich über ihn und untersuchte die Austrittswunde. „Ein glatter Durchschuss“, hörte Sebastian ihn zu Evie sagen. „So wie es aussieht, wurde keine Hauptader verletzt.“
    Während Westcliff weiter Druck auf die Wunde ausübte, setzte Evie sich so, dass sie Sebastians Kopf in ihren Schoß nehmen konnte, die weiche Masse ihres schwarzen Samtrocks als Kissen. Sie nahm seine Hand und umschloss fest seine Finger. Der Griff ihrer Hand schien ihn im Hier und Jetzt zu halten, linderte ein wenig den quälenden Schmerz in seiner Seite. Sebastian starrte in ihr Gesicht, unfähig ihren Ausdruck zu deuten. Da war ein seltsames dunkles Glühen in ihren Augen, etwas wie Zärtlichkeit oder Trauer … etwas Seltenes und Unendliches.
    Er wusste nicht, was es war. Noch nie zuvor hatte ihn jemand so angesehen.
    Er kämpfte darum, etwas zu sagen, und den beunruhigenden Ausdruck in ihrem Blick zu vertreiben. „Das kommt davon, wenn man ver…“, er war gezwungen, innezuhalten, als Wellen von Schmerz ihm die Stimme raubten, „… versucht, den Helden zu spielen“, beendete er den Satz. „Ich glaube, ich bleibe von jetzt an lieber der Schurke. Viel … sicherer.“
    Bei diesem Versuch von Humor glänzten Westcliffs schwarze Augen kurz auf. „Der Schuss kam von der oberen Galerie“, sagte er.
    „Ein ehemaliger Angestellter … Bullard … gerade entlassen.“
    „Bist du dir sicher, dass er auf Lady St. Vincent gezielt hat?“
    „Ja.“
    „Vielleicht dachte er, dass sie zu verletzen der beste Weg sei, sich an dir zu rächen.“
    Sebastian drehte sich der Kopf, und es fiel ihm schwer, klar zu denken. „Nein …“, murmelte er. „Das könnte nur stimmen … wenn er dächte, dass sie mir wichtig wäre … aber jeder weiß … dass es keine Liebesheirat war.“
    Westcliff warf ihm einen seltsamen Blick zu, hielt sich aber mit einer Antwort zurück. Sebastian konnte nicht wissen, wie er und Evie in diesem Moment erschienen, als er ihre Hand hielt und erlaubte, dass sie ihn zärtlich wie eine Mutter ein verletztes Kind in den Armen hielt. Er wusste nur, wie unerträglich die Wunde in seiner Seite nun schmerzte. Unbarmherziges Zittern lief durch seinen Körper, bis seine Zähne anfingen, aufeinanderzuschlagen.
    Vage bemerkte er, dass Westcliff sie für einen Moment allein ließ, einige Befehle rief und dann mit einem Arm voll Mäntel zurückkam. Es blieb unklar, ob ihre Besitzer sie freiwillig gegeben hatten. Die Mäntel wurden über ihn gebreitet, und Westcliff übte weiter Druck auf die Wunde aus.
    Sebastian verlor für einen Moment das Bewusstsein, und als er wieder zu sich kam, fühlte er Evies warme Hand, wie sie die kalte, schweißfeuchte Haut seines Gesichts streichelte. „Der Arzt ist auf dem Weg“, flüsterte sie.
    „Wenn die Blutung etwas nachgelassen hat, bringen wir dich nach oben.“
    Sein Atem rasselte zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wo ist Rohan?“
    „Ich habe gesehen, wie er sich

Weitere Kostenlose Bücher