Es darf auch mal Champagner sein
Glück, dass du bei der Partnerwahl nicht deine Daten einem Computer eingefüttert hast, sonst lebtest du jetzt mit Blödel-Otto oder so einem Typ.«
Wie gerne, ach wie gerne würde ich berichten, ich hätte die Gefriertruhe bis zum oberen Rand voll gestopft mit den Hintervierteln einer Schlachtsau, oder wie man so etwas fachgerecht nennt, und wir hätten herrlich und in Freuden gelebt bis an unser seliges Ende. Berichten könnte ich es ja, nur stimmen würde es nicht. Außerdem bin ich der Meinung: Hätten wir uns nicht über Hühnerdärme gestritten, wir hätten uns vielleicht über etwas Schwerwiegenderem entzweit.
Was das Bankkonto betrifft, so geht es auch in diesem Fall um »Heil'ge Ordnung, segensreiche Himmelstochter«.
Während unserer ersten Ehejahre eröffneten wir ein gemeinsames Konto, und meine ersten Eintragungen auf dem Merkblatt erinnern stark an die Schönschrift eines mittelalterlichen Klosterbruders: groß, tiefschwarz und gestochen deutlich.
Im Laufe der Monate fing ich an zu schmieren, zu kritzeln, abzukürzen und kurze Bemerkungen an den Rand zu schreiben. Dann erschienen krumme Pfeile, die Abhebungen und Einzahlungen vor- bzw. nachdatierten.
Eines schönen Tages sagte dann mein Mann zu mir: »Morgen kriegst du ein funkelnagelneues Bankkonto bei einer netten neuen Bank. Das freut dich, nicht wahr? Dann beginnen deine Schecks wieder mit Nummer eins, und dein Kontoblatt ist so jungfräulich wie frisch gefallener Schnee.«
Bei der nächsten Bank war es das Gleiche, nur dass die Leute dort nicht genügend Humor hatten und die kurzen Notizen, die ich an meine Schecks heftete, nicht zu schätzen wussten, etwa Mitteilungen wie: »Schatzi, damit musst du bis Montag auskommen, unser neues Geld ist noch nicht trocken.« Wir wechselten schließlich Bank und Konto.
Durch Vergleiche hatte ich bald heraus, welches die besten Banken in unserer Gegend sind, so wie man nach einem Umzug die besten Einkaufsmöglichkeiten in der näheren Umgebung herausfindet. Ich kann Ihnen in Sekunden sagen, welche Filialen ausgetrocknete Tintenfässer haben, welche die hübschesten Kalender verschenken, in welchen man Bonbons bekommt und in welchen Scheckhefte in Pastellfarben. Von einem dieser Institute bekam ich einen groben Brief mit dem Inhalt, ich möge doch bitte die Schecks immer so zeichnen, dass es mit meiner ursprünglich bei ihnen hinterlegten Unterschrift übereinstimmte. Mein Mann war sichtlich böse auf mich. »Ja, wie hast du denn ursprünglich unterschrieben?«, wollte er wissen.
»Robin Hood«, sagte ich.
Er erlitt einen Schwächeanfall und sank in einen Sessel. Geschieht ihm ganz recht, warum hat er kein Vertrauen zu mir.
Ein anderes Mal machte mir eine Bank Vorhaltungen, weil ich mir meine Kontonummer nicht merken konnte. Das artete in ein regelrechtes Verhör aus. »Welche Nummer haben Sie denn draufgeschrieben?«
Ich gab mir die größte Mühe, mich zu besinnen. »Ich glaube, meine Mitgliedsnummer bei der Krankenkasse. Nein, doch nicht, die von meiner Kreditkarte. Oder nein, die Vereinsnummer vom Schwimmclub. Wenn es nicht die von der Bücherei war.«
Wenn wir die Bank eben gewechselt hatten, wurde es meistens etwas besser. Ich war bis heute in so vielen Banken, dass mich ein Profi beneiden könnte. Aber schließlich und endlich: Wenn mein Mann unbedingt ein Finanzgenie zum Weibe haben wollte, hätte er eben ein bisschen länger suchen müssen und nicht der erstbesten Schürze nachrennen dürfen, die des Weges kam.
Ich weiß, ich sollte mich hier abfällig über jede Spielart des Ehekrachs äußern. Aber ich denke gar nicht daran!
Ein Eheberatungsinstitut hat kürzlich festgestellt, dass es im Lauf des Tages drei besonders gefährliche Zeitspannen gibt, an denen eine Frau das Nörgeln besser unterlässt: beim Frühstück, kurz vor der Hauptmahlzeit und vor dem Zubettgehen.
Ja, was bleibt einem dann? Ein spontan vom Zaun gebrochener Ehekrach kann etwas Stimulierendes haben, wenn man den ganzen Tag lang mit den lieben Kleinen auf dem Teppich gespielt hat. Er erhöht den abgesunkenen Blutdruck, reinigt die Nebenhöhlen, schärft die Reflexe und gibt einem die Gelegenheit, ausgefallene Wörter zu gebrauchen, deren Sinn man zwar selber auch nicht immer kennt, die man aber mit einigermaßen gutem Gewissen vor den Kindern äußern kann.
Und bedenken Sie die vielen Variationsmöglichkeiten. Selbstverständlich muss vermieden werden, dass so etwas zur täglichen Routine wird. Sonst ist es wie im
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