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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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fluchtartig das Weite gesucht. Mit nichts außer ein paar Habseligkeiten, die in einem Koffer, einer Reisetasche und einem Tramperrucksack verstaut waren. Sein Ex war jemand, der erstens auf Unterwürfigkeit seitens seines Partners bestand, und zweitens extrem eifersüchtig war. In den ersten verliebten Monaten hatte es Daniel noch auf die Reihe bekommen, vor Stefans Launen zu kapitulieren. Doch mehr und mehr war dieser zu einem absolut herrschsüchtigen Etwas mutiert. Daniel durfte in seiner Freizeit nicht allein weg, und wenn, so schien es ihm, war immer ein Aufpasser dabei. Im Bett bestand Stefan zunehmend auf Praktiken, denen er nichts abgewinnen konnte. Stefan entpuppte sich als unersättliches Monster. Daniel stand nicht auf Schmerz oder Gewalt. Das war nicht seine Natur.
    Er hatte sich daraufhin kurzfristig eine möblierte Wohnung genommen. Stefan ließ ihn wütend ziehen, aber nicht in Ruhe. Er stand jeden Abend bei Daniel auf der Matte. Daniel begriff, dass es so nicht weitergehen konnte. Eines Abends beschloss er, fürs Erste gänzlich aus Stefans Leben zu verschwinden. Er hatte noch vier Wochen Jahresurlaub, in denen er sich entscheiden wollte.
    Es war nicht das erste Mal, dass Daniel das Weite suchte. Immer wieder war Daniel gegangen. Ausgestiegen, wie er es nannte.
    Als Erstes packte er, danach ging er ins Büro. Daniel hatte sich vor ein paar Jahren mit einem Freund zusammen selbständig gemacht. Sie leiteten sehr erfolgreich ein gefragtes Maklerbüro. Im letzten Jahr konnten sie ihre Umsätze enorm steigern. Sicher, der Job hatte ihm stets Spaß gemacht. Der Zeitpunkt war jedoch gekommen, etwas anderes zu machen. Stumm legte er Achim, seinem Geschäftspartner, den Urlaubsschein auf den Tisch. Achim war nicht besonders erfreut, Daniel gehen lassen zu müssen, aber angesichts seiner privaten Situation, sah er es ein.
    „Ich bin nicht entzückt, dich eine Zeitlang nicht zu sehen, Daniel. Ich habe sogar das Gefühl, dass du nicht mehr zu uns zurückkehrst. Ich wünsche mir das anders … aber auf Dauer würde deine Arbeit darunter leiden, das ist mir klar. Lass von dir hören, wie du dich entscheidest.“
    Kurzerhand suchte er sein Lieblingscafé auf, um sich bei einem Milchkaffee zu beruhigen, und seine Gedanken zu sammeln. Das Aroma frisch gemahlenen Kaffees hatte stets eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er nahm sich die Zeit, Stefan noch einige Zeilen zu schreiben. Er musste nicht lange überlegen. Die Liebe, die er für ihn bis zu einem gewissen Zeitpunkt verspürt hatte, war erloschen. Stefans spezielle Art, ihm, Daniel, seine Liebe zu zeigen, hatte ihn mehr von ihm entfernt, als sie zueinander geführt. Ständig hatte er ihn in Schutz genommen, auf Dauer jedoch konnte er so nicht weitermachen. Er war nicht der Typ Mann, der so leben wollte, wie Stefan es für richtig hielt. Deshalb ging er fort. Bevor das letzte Quäntchen Freundschaft, das Daniel noch für ihn empfand, erlöschen würde.
    Nach dem Cafébesuch warf er den Brief in Stefans Briefkasten. Im Endeffekt stand er mit seinem Gepäck auf dem Bahnhof.
    Dort kaufte er sich ein Ticket, in die Stadt, in die er schon immer wollte. Er versuchte Ruhe zu finden, kauerte sich in seinem Sitz zurecht und betrachtete seine Mitreisenden oder las in einem Buch, das er noch schnell in der Bahnhofsbuchhandlung erstanden hatte. Früh um halb sieben kam er in der fremden Stadt an. Noch im Bahnhof gönnte er sich die erste Tasse Kaffee. Sie schmeckte ihm nicht übermäßig gut, doch allein ihr Duft weckte seine Lebensgeister.
    Er überlegte sich, was er jetzt machen sollte. Verloren lief er dem Taxistand entgegen. Er blieb stehen, weil ihm der Tragegurt der Tasche über die Schulter gerutscht war. Verblüfft sah er das Taxi an, das plötzlich neben ihm gehalten hatte. Er stellte ohne zu Zögern sein Gepäck ab und setzte sich in den Fond; überließ es dem Fahrer, seine Sachen zu verstauen. Er musste sich zwingen, seine Gedanken zusammenzuhalten, als er gefragt wurde, wohin er wollte.
    „In irgendeine Pension, mit Frühstück, vielleicht am Stadtrand. Von dort aus will ich mit der U-Bahn in die Innenstadt.“ Nach etwa zwanzig Minuten hielt dieser. Er zeigte zu einer weißen Villa im Gründerzeitstil.
    „Hier sind wir.“ Er blieb geduldig, als Daniel nicht ausstieg. „Willst du überhaupt aussteigen?“ Obwohl es wahrscheinlich nur eine höfliche Frage war, fühlte sich Daniel von einem seelischen Tief überrollt. Nullpunkt nannte er dieses Gefühl.

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