Es duftet nach Liebe (German Edition)
fast gleichzeitig nieder. Warum wurde mir jetzt so heiß? Und warum suchte ich seine Finger nach einem möglichen Ring ab?
Erst als er die Sonnenbrille abnahm, sah ich die bohrenden Blicke.
Kacke, er hatte mich ertappt!
Leider kam ich jetzt nicht umhin, in seine dunklen, braunen Augen zu starren. Sie waren umgeben von dichten, schweren Wimpern.
Nervös wendete ich mich ab, zog seine Mappe heran. Wieso fühlte sie sich denn jetzt so feucht an? Halt, das waren ja meine schwitzenden Hände.
„Verzeihen Sie mir, wenn ich jetzt direkt bin.“
Direkt wäre ich wohl, wenn ich ihn an der Krawatte packen, die so was von perfekt zum Anzug passte, an mich heran ziehen und niederknutschen würde. Nicht ohne für ihn die Beine zu öffnen.
Meine eigenen Gedanken erschreckten mich. Das war mir noch nie passiert! Normalerweise reagierte ich erst auf Menschen, nachdem ich ihren Geruch vernommen hatte. Aber hier waren all meine Prioritäten einfach so davongeflogen.
„Ein Mann wie Sie, jemand mit solchen Qualifikationen, passt so gar nicht in unsere Firma.“ Warum sprach ich so schnell?
„Bitte?“ Seine schönen Augenbrauen hoben sich galant. Selbst diese Geste wirkte richtig edel an ihm.
„Naja …“, fügte ich flugs hinzu. „… Sie sind das, was wir hier überqualifiziert nennen würden.“
Wieder versuchte ich zu lächeln, wieder ging es in die Hose. Ich wollte ihm zeigen, dass ich ihm freundlich gesonnen war. Er sollte das nicht in den falschen Hals kriegen!
Und tatsächlich, er erwiderte es.
Eine Hitze schoss mir ins Gesicht, fast hätte ich laut losgelacht. Ich wurde rot! Nach fünfzehn Jahren wurde ich rot!
„Nun, dann sollte ich mich wohl für dieses Kompliment bedanken.“ Er lehnte sich zurück und überschlug seine schlanken Beine.
Fuck, die Sache mit meinen Händen wurde immer schlimmer. Erst hatte ich sie ineinander verschränkt, aber dann legte ich sie beiläufig auf meine Knie. Hoffentlich sah er nicht, wie ich sie mir trockenrieb.
„Wenn ich ehrlich bin, war die Bewerbung auch nicht ernst gemeint.“
Mein Lächeln gefror, ich stoppte mitten in der Bewegung.
Was war denn das jetzt bitte? Also doch …!
„Du erinnerst dich nicht an mich, nicht wahr?“
Waren meine Augen vorher schon groß gewesen? Na, dann fielen sie mir jetzt aus den Höhlen.
Jetzt waren wir schon beim „Du“ und obendrein schien ich ihn auch noch zu kennen. Das konnte nicht sein, an so einen heißen Kerl würde ich mich ganz bestimmt erinnern!
„Ist das ein schlechter Scherz?“
Er beugte sich nach vorne. „Aber nicht doch.“ Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ich musste ganz schön lange suchen, bis ich dich gefunden habe, Ben.“ Das Grinsen wurde unverschämt. „Du warst vor zwei Wochen auf einer Party in Köln.“
War ich das? Oh Himmel Herrgott Jesus steh‘ mir bei!
Ich war nicht gut im Beten, ich war nicht einmal besonders gläubig. Aber im Augenblick hörte ich Englein singen.
Der baggerte mich doch nicht etwa an?
„So ein kleiner Spanier und sein Freund.“
Der meinte Juan! Jetzt fiel es mir endlich wieder ein. „Ja, das stimmt!“ Irritiert starrte ich ihn an. Mein Herz schlug wild, meine Hände waren noch immer glitschig. Und jetzt brach mir der Schweiß erst richtig aus. Hoffentlich fing ich nicht auch noch an zu stinken …
„Kennen wir uns?“
Sein Lachen klang himmlisch! „Ich hab dich dort gesehen“, raunte er mit gesenkter Stimme. Melissa kam aus dem Büro, musste notgedrungen an meinem Schreibtisch vorbei und begrüßte Herrn Henkel mit einem zuckersüßen „Hallo!“
Herr Henkel nickte nur, machte sich aber kaum die Mühe, ihr hinterher zu sehen. „Leider hab ich dich aus den Augen verloren, bevor ich dich ansprechen konnte“, fuhr er etwas leiser fort.
Stimmt, die Party war mir zu langweilig gewesen. Juan hatte seinen Uniabschluss gefeiert. Lauter gebildeter Menschen, so wie Herr Henkel, die irgendwas Großes werden und zum Wohle der Menschheit beitragen würden. Ich mittendrin, das ging gar nicht! Ich hatte mich so unwohl gefühlt, dass ich schnell die Flucht ergreifen musste. Und das nach einer dreistündigen Zugfahrt! Es lag nicht daran, dass sich mein Selbstbewusstsein auf ein Minimum beschränkte, aber dieser Menschenauflauf nervte mich. Meinen Job mochte ich, ich hatte kein Problem damit. Nur die Blicke und das Gekicher, hinter vorgehaltener Hand, störten mich.
„Bürokaufmann in einer Zeitarbeitsfirma? Schwingst du nur die Peitsche oder schlägst du auch
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