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ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

Titel: ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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der nach Gregorys Ansicht irgendwas Seltsames an sich hatte. Eigentlich sah er schon überall ‚Gespenster’ und witterte hinter jedem und allem eine Absonderlichkeit.
    Irgendwann brachte Jan ein Boccia-Spiel mit. Es war zwischen Mittag- und Abendessen. In dieser Zeit ist kaum etwas zu tun. Alles war erledigt und draußen war es angenehm mild. Jan und Gregory fixierten die Türe zum Garten mit einem Keil, damit sie sich selbst nicht den Weg zusperrten und gingen ins Freie.
„Ist das nicht herrlich?“ meinte Jan. „Das ist doch um Klassen besser, als ewig im Keller sitzen zu müssen!“
„Das ist kein Keller, das ist der Gästetrakt!“ korrigierte Gregory mit gewisser Ironie. Die Hecken an der Grundstücksgrenze waren mannshoch gewachsen und Nachbarn schienen hier nur als Begriff zu existieren. Jan kippte die Kugeln aus der Tragehalterung auf den getrimmten Rasen und bestimmte: „Du nimmst blau und ich nehme rot, ok.“
„Mir doch wurscht“, meinte Gregory ein wenig teilnahmslos „solange du es nicht politisch meinst“, fügte er noch ironisch hinzu. Irgendetwas an diesem Garten schien Gregory zu irritieren, doch er hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, um was es sich dabei handeln könnte.  „Mein Opa kannte Holland übrigens sehr gut“, sagte Gregory und vergewisserte sich Jans Aufmerksamkeit.
„Sach bloß“, sagte Jan erfreut „so oft war der bei uns im Urlaub?“
„Das nicht gerade“, sagte Gregory schelmisch „er war Bomberpilot im 2. Weltkrieg!“ prustete er und schlug sich dabei vor Lachen aufs Knie.
„Das findest du witzig, he? Ich hab ernsthaft das Gefühl, dass du das witzig findest“, maulte Jan, stemmte seine Fäuste in die Hüften und lachte selbst. Dann bückte er sich nach dem Pallino und positionierte ihn mit einem Wurf einige Meter weit ins Gras.
„Wer fängt an?“ wollte Gregory wissen.
„Der Enkel des Bomberpiloten!“ trumpfte Jan auf und zeigte dabei auf Gregory. Gregory warf seine erste Kugel. Sie blieb mehr als zwei Meter vom Pallino entfernt liegen.
„Keine Gefahr“, sagte Jan und warf ebenfalls seine erste Kugel. Gregory pustete in die Luft, als wolle er Jans letztem Wurf mehr Effet verleihen, denn Jans Kugel blieb ca. vier Meter vom Pallino entfernt liegen.
„Du musst versuchen, die kleine rote Kugel zu treffen. Soll ich dir die Regel noch mal verklickern?“ sagte Gregory und klopfte Jan dabei mehrfach auf die Schulter.
„Hör zu, du Klugscheißer“, sagte Jan und tippte dabei auf Gregorys Chemisett: „Hat jemand gesagt, das Spiel wär’ schon fertig, he? Hat das jemand gesagt?“ Jan schaute plötzlich nach unten zu Gregorys Kugeln. Gregory bemerkte es und schaute ebenfalls dorthin und fragte schließlich: „Was ist mit den Kugeln? Stimmt damit was nicht?“
„Guck mal genau hin, da, die Linke, die winkt und sagt ‚wirf mich, du bist nämlich dran, du Enkel eines Bomberpiloten’.“ Jan lachte über Gregorys Grimasse und schlug sich ebenfalls aufs Knie.
„Alles klar“, meinte Gregory. „Jetzt kenne ich deinen Humor.“ Er nickte und griff demonstrativ zu einer anderen Kugel. Er warf und landete sie etwas einen halben Meter vom Ziel entfernt.
„Jetzt du wieder“, sagte Gregory recht trocken. Jan polierte die Kugel mit der anderen Hand, als ob er eine Bowlingkugel präparierte. Er konzentrierte sich und schob dabei seine Zunge raus. Viele Menschen machen das unbewusst, wenn sie sich konzentrieren. Jan machte es absichtlich, um eine fürchterlich anstrengende Situation vorzutäuschen. „Sach mal“, sagte er plötzlich und machte dabei zwei Schritte auf Gregory zu. Auch die vorgetäuschte Anspannung schien nicht mehr zu existieren. „War der Bomberpilot dein Opa mütterlicher- oder väterlicherseits?“ schallte es aus ihm heraus und er stützte sich nun mit den Händen nach vorne auf die Knie, sonst wäre er wahrscheinlich vor Lachen zusammengebrochen. Gregory überspielt diesen Moment ebenso absichtlich und ließ sich keine Regung anmerken. Innerlich wollte es ihn zerbersten, denn auch er hatte nicht mit einer weiteren Aktion in Sachen Opa gerechnet.

„Ok“, meinte Gregory, „eins zu Null für dich!“ Jan begab sich wieder an seine Position und warf. Nicht übel. Seine Kugel flog jetzt schon erheblich besser. Noch rollte sie durchs Gras, rollte noch ein wenig, schob sich am Pallino vorbei und blieb dann endgültig zwei Meter hinterm Pallino entfernt liegen.
„Ein guter Wurf“, bestätigte Gregory.
    „Erstmal eine

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