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ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

Titel: ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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hört er etwas summen. Sein Rasierer lief. Er hatte ihn gar nicht wieder ausgeschaltet. „Noch mal von vorne“, dachte er. Wenn man das Licht ausschaltet, ist Strom auf der Dose im Spiegelschrank, aber es ist dunkel. Aha. Dann muss beim Rasieren die Türe zum Schlafzimmer aufbleiben und das Licht von dort genutzt werden. „Alles klar. Thema Rasieren erfolgreich erledigt!“ freute er sich und wenn die Zimmerdecke nicht so niedrig wäre, hätte er einen Luftsprung gemacht. Plötzlich hörte er Schritte. Jemand kann die Stufen hinunter und näherte sich seiner Türe. „Manchmal ist es gut keinen Fernseher zu haben“, dachte er „denn wenn der jetzt eingeschaltet wäre, ließen sich keine Schritte hören.“ Sie trat ein ohne anzuklopfen und überreichte ihm einen Bogen Papier.
„Das ist der Dienstplan!“ sagte sie herrisch „’Es’ hat auf die genaue Einhaltung zu achten“, sagte sie in derselben Tonart und ging.
„Ohne anzuklopfen“, dachte Gregory bei sich und schmunzelte. „Kein Benehmen diese Herrschaften.“ „Aha, der Dienstplan, na dann woll’n wie doch mal schauen“, summte er und warf einen Blick auf das Papier. „Der Koch kommt also täglich um halb 7 in der Früh und geht um 3 am Nachmittag, kommt dann um halb 6 erneut und geht dann um halb 9“, nuschelte Gregory vor sich hin. „Der schrubbt ganz schön Stunden, dieser Holländer. Der kann seine Frau wohl nicht mehr ertragen, oder warum quält er sich hier so lange rum“, unterhielt er sich selbst. „Und hier der Meister des grünen Daumens“, nuschelte Gregory wieder. „Der ist nur am Mittwoch zwischen 10 und 5 da, also einmal pro Woche und hält alles senkrecht. Ah, das ist Familie Saubermann, die werden auch täglich aktiv, aber nur zwischen Neun und Dreizehn Uhr.“ „Ok“ sagte Gregory nach einer kleinen Pause. „Wer lässt die Leute überhaupt rein?“ Gregory nahm das Blatt wie ein Herold in die Hand, der eine Botschaft durchs Land trägt. „Und wo?“ fuhr er mit verstellter Stimme und einem rollenden „R“ fort. „Hinten oder vorne, Sein oder Nichtsein, Bier oder Cola, Pizza oder Pasta, blond oder schwarz, geschnitten oder am Stück? Nun - entscheide er sich, die Sonne will unbarmherzig untergeh’n und das Volk wartet nicht gern!“ Gregory warf sich vor Lachen über sich selbst aufs Bett. Er muss Jan fragen, durch welche Türe ins Haus gegangen wird. Der ist lange genug da, der muss es wissen. Er müsste, laut Dienstplan, noch da sein. „Eilen wir zu ihm, um ihm die benötigten Weisheiten zu entlocken“ sprach Gregory der Herold wieder. „Sattelt meinen Zossen, ihr Knechte!“
Gregory machte seine Türe einen Spalt auf und hielt ein Ohr in den Flur, um zu überprüfen, ob die Luft rein ist. Dann eilte er die Stufen hoch, den Flur entlang und schließlich in die Küche.
„Kannst du nicht anklopfen?“ fragte Jan. „Man bekommt hier noch einen Herzschlag, ich erschreck mich jedesmal zu Tode“, sagte er noch.
„Ja, aber nur dann, wenn du wieder telefonierst“ meinte Gregory. „Ach“, winkte Jan und drehte sich um „rutsch mir doch den Buckel runter.“
„Mach ich gerne“, sagte Gregory und ging mit dem Dienstplan näher zu ihm. „Aber erst musst du mir verraten“, er sprach wieder mit dieser verstellten Stimme „wo die Leute hier alle reinkommen?“
„Hast du was getrunken oder nimmst du Drogen oder warum redest du so verdreht?
„Na-hin“ klang es aus Gregorys Mund unverändert „ich muss es bloß wissen, also sprich geschwind Knappe, oder stirrrb!“
    „Dir hat doch wirklich jemand was in’n Tee geschüttet“, sagte Jan und zeigte Gregory einen Vogel. „Also“, nahm er erneut Anlauf: „Alle kommen und gehen da durch“ , meinte Jan und zeigte auf die Stahltüre in der Küche, vor der schon der Bäcker stand. „Einen Schlüssel für irgendeine Türe besitzt niemand, außer dir vielleicht…“ Gregory verneinte mit Kopfschütteln, um Jan nicht zu unterbrechen. „Wenn man nicht hört, dass sich jemand dieser Türe nähert und das ist oft so,  klingelt die Person. Das hört und sieht man, weil sich da oben die Lampe anfängt zu drehen. Wenn die Aufschnittmaschine läuft, hört man keine Klingel mehr! Capice?“
„So trage ich’s dem König vor“, sagte Gregory in seiner selbsternannten Rolle als Herold und schlug sich mit der rechten Faust auf die Brust. Daraufhin begann er künstlich zu husten, als ob der Faustschlag auf seine Brust zu heftig gewesen wäre. Jan musste lachen.

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