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ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

Titel: ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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„Wer hatte dir morgens immer die Türe geöffnet?“ fragte Gregory.
„Der Butler“, sagte Jan kurz und knapp.
„Und in der Zeit als kein Butler hier war? Wer hat dir da die Tür geöffnet?“
„Du wirst es nicht für möglich halten, aber es war immer ein Butler da“, sagte Jan mit großen Augen und nickendem Kopf.
„Das ist jetzt aber merkwürdig.“ Gregory rieb sich den Nacken und schob die Unterlippe nach vorne. „Als ich mich telefonisch auf das Inserat in der Tageszeitung meldete und noch am selben Tag, um genau Zwei Uhr mittags einen Termin mit ihr hatte und ebenfalls am selben Tag ins Zimmer unten einzog, ließ dich am Morgen desselben Tages ein anderer Butler rein?“
„Wenn du’s so sagst, muss es so gewesen sein!“ Jan erweckte den Eindruck, als sei es ihm egal, oder er wolle sich mit der Sache nicht befassen. „Ja“, meinte er. „Es ist wirklich erstaunlich, dass sie schon einige Tage vorher das Inserat aufgab und theoretisch gar nicht wissen konnte, dass der Butler die Schnauze voll hatte und gehen wollte.“ Ein wenig Ironie war deutlich zu hören. „Frauen planen scheinbar anders als Männer“, flappste er noch.
„Wurscht“, sagte Gregory und merkte, dass an der Sache nicht das von ihm erhoffte Interesse bestand. „Irgendwann“, begann Jan wieder „betrat ich das Wohnzimmer – frag mich heute nicht mehr warum - und sah einen Butler auf einem Bein in einer Ecke stehen. Es sah total bekloppt aus.“ Jan lachte, legte eine Hand auf Gregorys Schulter und lachte immer weiter: „Das kann ich dir sagen, meine Güte, sah das bekloppt aus, wie ein Flamingo im Zoo!“
„Und wie lang war der Mann hier beschäftigt?“
„Der? Der packte am nächsten Tag seinen Koffer und nahm den Bus!“
„Na da schau einer guck“, sagte Gregory schadenfroh.
„Entweder gingen die Butler von selbst, oder sie feuerte die Leute“, schien sich Jan zu erinnern.
„Ich denke mal laut“, sagte Gregory. „Die Sache ist scheinbar folgendermaßen: Eine ganz besonders fiese Strafe ist die ‚Stehlampe’, also ‚Flamingo und Co.’. Danach hatten die Leute die Schnauze voll und gingen.“
„Wer das nicht versteht…“, warf Jan dazwischen.
„Gingen sie nicht, feuerte die Herrin sie selbst“, stellte Gregory fest.
„Dann sieh zu, dass du dich ordentlich benimmst, dann darfst du auch hierbleiben und ich muss dich nie als Flamingo sehen.“ Jan besaß eine sehr eigene Art. Gregory wurde schlagartig klar, dass er sich keine großen Patzer erlauben durfte, denn hätte sie ihn aus irgendwelchen Gründen gefeuert, stünde er wieder da und wüsste nicht wohin. Er durfte es auch niemals zu einer ‚Stehlampe’ kommen lassen. Scheinbar ist diese Strafe derart belastend, dass etliche Leute deswegen eine Kündigung oder einen Rausschmiss vorzogen und wenn man sich die Prozedur vorstellt, wird’s sofort klar.
    „Dann wollen wir die hübsche ‚Tradition’ fortführen und ich lass dich morgen Früh dort rein.“ Gregory deutete auf den Nebeneingang und Jan machte mit schräg angewinkeltem Kopf einen Knicks. Gregory machte ebenfalls Blödsinn und schüttelte verständnislos seinen Kopf. Dann ging er grunzend vor Lachen aus der Küche zurück in sein Zimmer.

As time goes by
 
    Mittlerweile sind ein paar Wochen vergangen und Gregory kennt jeden Stein im Garten mit Vornamen, liest seinen Herrschaften (fast) jeden Wunsch von den Augen ab, gewann in Jan einen echten Verbündeten in Sachen Leidensdruck und besitzt nicht mehr Läsuren, als ein rangelndes Kind. Das Wecken per Vibrationsalarm vom Handy funktioniert einwandfrei. Es muss bloß irgendwo liegen, wo die Vibration Erfolg hat. Ein Teller und ein Besteckteil wären zwar optimal, aber ebenso gut könnte das Handy dann auch klingeln und jemanden auf den Plan rufen, der dann wahrscheinlich sehr zornig wird. Da wäre aber nicht Gregorys Wunsch. Allein die Tatsache, dass sich ein Ingenieur so einen Vibrationsalarm ausdachte, ist schon grandios. Auch über die Tatsache, dass das Ladeteil samt Handy spurlos im Spiegelschrank verschwindet und wohl darum noch nicht entdeckt wurde, freute sich Gregory wie ein König.
Er ist mit der Situation zufrieden und hat sich zu einem funktionierenden Rädchen eines kleinen Universums entwickelt. So könnte es bleiben, wären da nicht Tausende loser Fäden, wie sich Gregory ausdrückte, wenn etwas unerledigt blieb. Die leeren Stühle an der Tafel. Diese auffällig merkwürdige Schweigsamkeit von beiden und der Garten,

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