ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
sich um und gab Jan wieder per Handzeichen zu verstehen, ihm zu folgen. Jan folgte. Was hätte er anderes machen sollen. Gregory schien vorher keine Ruhe zu geben, also folgte Jan ihm. Und dann stand Gregory in der Waschküche wie ein Magier auf einer Bühne in Las Vegas, der einen Trick vollführt. Das schlichte Deckenlicht ersetzte die farbigen Scheinwerfer und das ‚Tadaa’ erklang lediglich in Gregorys Phantasie.
„Und“, flüsterte Jan energisch. „Wo brennt’s hier?“
Gregory benahm sich, als hätte er das Feuer erfunden. Er bewegte sich tatsächlich wie ein Magier auf einer Bühne. Jan war es noch nicht aufgefallen, dass beide Maschinen nicht ihrer sonstigen Position entsprachen, sondern von der Wand abgewinkelt waren. Gregory winkte Jan mit einer ausladenden Geste heran, um seine Entdeckung zu präsentieren. Jan trat weniger enthusiastisch an die Geräte. Doch je weiter er sich ihnen näherte, desto erstaunter wurde er.
„Chot verdomme!“ meinte er sichtlich überrascht. „Das hätte ich jetzt nicht erwartet“, flüsterte er noch.
Nicht nur die Tatsache, dass sich beide Maschinen bewegen ließen, wühlte Jan auf, sondern auch die mehr oder weniger auffällig verputzen Stellen in der Wand hinter den Geräten.
„Na, was sagst du jetzt?“
„Momentan befinde ich mich noch in einer Art Schockzustand“, flüsterte Jan und machte ein selten nachdenkliches Gesicht. „Was ist hinter dem Putz?“, wollte Jan wissen.
„Der Garten“, flüsterte Gregory. „Wo wir neulich Boccia spielten“, hauchte er. „Du erinnerst dich?“
Jan quittierte Gregory letzte Bemerkung mit Ignoranz. „Wie müssen den Putz beseitigen und ’rausfinden, was dahinter ist!“
„Ok, dann reich mal Hammer und Meißel rüber“, grinste Gregory. „Wir können hier keinen Lärm veranstalten und vom Dreck will ich erst gar nicht reden“ sagte Jan leise. Dann begab er sich hinter eine Maschine und schaute sich die verputzte Stelle aus der Nähe an. „Das ist kein Putz“, sagte er in gedämpftem Ton. „Das ist Gips.“ Dann drückte er beide Geräte wieder in ihre ursprünglichen Positionen, legte seine Hände links und rechts auf Gregorys Schultern und nuschelte: „Überleg jetzt mal ganz schnell. Wer hat diese Löcher in die Wand gehauen und wahrscheinlich wieder verschlossen?“
„Die…“
„Überlegen, nicht sprechen“, sagte Jan und hielt Gregory demonstrativ den Mund zu. „Wer hat in diesem Raum zu tun und wer hat Zutritt zu den Zimmern der Di Lauros?“
„Die…“ Gregory kam nicht dazu, seine Worte zu Ende zu sprechen, denn Jan’s Hand war wieder schneller.
„Morgen Früh habe ich vielleicht die Infos von den Ämtern und bringe sie mit.“
„Sehr gut“, sagte Gregory zaghaft.
„Und ich bringe ein Brecheisen mit. Es ist Gips und kein Beton oder Stein. Mit ein bisschen Glück können wir ein großes Loch aufhebeln, ohne Krach zu machen.“
„Und wohin mit dem Mist der da abbröckelt, das fällt doch sofort auf“, zischte Gregory.
„Darüber mache ich mir Gedanken, wenn’s soweit ist. Die Ata-Truppe kommt erst um 9 und nach dem Frühstück der Herrschaften ist noch reichlich Zeit. Morgen ist Donnerstag und da komm en keine Lieferanten und Gäste sind auch keine geplant.“ Jan zwinkerte mit einem Auge beim Wort ‚Gäste’. Alles in der Waschküche erweckte wieder den Eindruck, als ob nie jemand da gewesen wäre und genau so sollte es sein. Beide gingen wieder nach oben, löschten das Licht hinter sich und schlichen in Panzerknacker-Manie durch den Flur zur Küche.
Am nächsten Morgen
Gregory stand einige Augenblicke länger unter der Dusche als sonst. Auch die Wassertemperatur regelte er um einige Grad runter. Er hatte miserabel geschlafen und musste wach werden. Die erlebten Vorkommnisse wühlten ihn innerlich stark auf und gönnten ihm noch nicht einmal nachts Ruhe. Er kämmte sich, zog sich an und marschierte zur Küche, wo er gespannt auf Jan’s Eintreffen wartete. Er glaubte Jan’s Auto gehört zu haben. ‚Lisbett’ war nicht mehr die Jüngste und gab sehr oft recht eigentümliche Laute von sich. Man konnte sich danach richten. Gregory öffnete die Nebentüre, schaute um die Ecke und sah Jan auf dem Plattenweg zum Haus schlendern. Jan erweckte den Eindruck, als hätte er es nicht sonderlich eilig. Oder er ahnte, dass Gregory schon erwartungsvoll an der Türe steht und steigerte die Spannung. Am Liebsten hätte Gregory ihm zugerufen, dass, wenn er noch langsamer ginge, man
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