ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
dem Braten nicht so recht. Als er sich gerade eben durch den Schubs aus seiner vorherigen Position katapultierte, musste er wohl die Geräte aus ihren Verankerungen gelöst haben, schließlich brachte er 88 Kilogramm auf die Waage. Die schlimmsten Strafen flogen wie Hexen auf ihren Besen durch seinen Kopf. Er trat näher, um sich das Malheur aus der Nähe zu betrachten. Nichts war kaputt. Hurra, keine Strafen! Aber warum standen die beiden Maschinen anders auf dem Sockel, als vorher. Er schaute die Geräte von hinten an und war wieder für den Bruchteil einer Sekunde bewegungsunfähig, denn die Maschinen waren an eine Art Gestell befestigt und ließen sich mit einem gewissen Aufwand schwenken. Eine raffinierte Angelegenheit offenbarte sich Gregory. Die Maschinen standen zwar fest auf den Sockeln, doch waren sie vertikal schwenkbar, wie eine Zimmertüre. Dadurch, dass sie nicht auf dem Boden standen, sondern sich auf einem Sockel befanden, hinterließen sie beim Schwenken keine Kratzspuren, weil sie quasi in der Luft hingen.
Das musste er sofort Jan zeigen. Er stolperte wie besessen durch den Flur, sah noch einen Lichtschein in der Küche und stieß die Türe auf.
„Na“, sagte sie. „Wurde ‚Es’ vom Licht oder vom Duft der Küche angelockt?“ Gregory schaute auf die große Küchenuhr und sah, dass es erst halb Sechs war. In 30 Minuten beginnt Jan erst wieder. Sie stand da am Herd mit einem kleinen Kupferpfännchen und schien sich Milch warm zu machen. Eine Tasse und Honig standen schon parat. Gregorys Knie waren weich wie Butter und sein Mund war trockener als die Kalahari.
„Lassen Sie mich das bitte machen!“ Gregory ging zum Herd und nahm den Stiehl des Kupferpfännchens in die Hand. Er war schließlich der Butler und er war für diese Dinge zuständig.
„Gerne“, sagte sie. „’Es’ war wohl eingeschlafen und hörte mich darum nicht, als ich ‚Es’ rief.“
„Ich war im Bad und duschte. Wahrscheinlich hörte ich darum nichts.“ Gregory hatte das Gefühl, dass sie mit seinen Erklärungen zufrieden war. „Genau so schaut’s aus, meine liebe Claudia“, hätte er am Liebsten gesagt und sich und sein Wissen in Ungnade gebracht. Aber oftmals ist es klüger zu schweigen. Schon einmal brachte er ihr etwas auf’s Zimmer und wollte bei der damaligen Gelegenheit ausspionieren, was sie dort treibt. Aber er konnte nichts erspähen. Sie fertigte ihn sozusagen schon an der Türe ab. Vielleicht hat er diesmal mehr Glück und kann irgendetwas sehen. Sie ging derweil in Richtung Küchentüre. Dann dreht sie sich plötzlich um.
„Ich erwarte ‚Es’ dann, sobald ‚Es’ mit allem fertig ist“, sagte sie und ging. Gregory atmete tief durch und war froh, dass die Situation glatt verlief. Die Milch besaß mittlerweile die richtige Temperatur und Gregory stellte alles zusammen auf ein Tablett. Er klopfte dezent an ihrer Zimmertüre, sie machte die Türe auf, nahm ihm das Tablett aus der Hand, sagte kurz „Danke“ und stieß die Türe mit ihrem Fuß wieder zu. Gregory konnte nichts, aber rein gar nichts sehen. Noch nicht einmal erahnen konnte er etwas. Die Aktion hat also wieder nichts gebracht. Ein Gutes blieb Gregory allerdings. Wenn er gerufen wird und nicht umgehend reagiert, erwartet ihn keine Strafe. Jedenfalls nicht von ihr. Jedenfalls nicht sofort. „Aber vielleicht spricht sie mit ihm darüber und er wird sich etwas fieses ausdenken“, überlegte Gregory. Und er sollte hin und wieder einen Blick auf die Uhr in seinem Zimmer werfen, um Begegnungen der unverhofften Art zu vermeiden.
Jan kam schon einige Minuten früher und Gregory öffnete ihm die Nebentüre.
„Du musst ganz schnell mitkommen, ich will dir was zeigen.“ Gregory zog Jan quer durch die Küche.
„Guten Tach lieber Jan, zieh doch erst mal in Ruhe um lieber Jan“, meinte Jan und kam sich sichtlich überrannt vor, als Gregory ihn so gängelte.
„Es ist wichtig“, drängte Gregory „du glaubst nicht, was ich entdeckt habe“, flüsterte er. Jan flüsterte aus Solidarität, jedoch nicht aus Überzeugung mit.
„Warum flüsterst du?“
„Damit uns keiner hört!“ Gregory forderte Jan per Handzeichen auf, ihm zu folgen und Jan folgte. Gregory schlich auf Zehenspitzen den Flur, bis zu den Stufen entlang und Jan tat dem gleich. Jan erinnerte sich an ein Bild der Panzerknacker aus einem Comic, das im Zimmer seiner Töchter herumlag. Zwei dieser Spitzbuben schlichen auch einmal auf Zehenspitzen irgendwo entlang. Gregory drehte
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