ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Türe und schaute hinaus.
Gregory erinnerte sich an eine Dokumentation, die er irgendwann einmal im Fernsehen gesehen hatte. Sie handelte vom Bau der ägyptischen Pyramiden und der Art und Weise der Entstehung der Fundamente. Es wurde darüber berichtet, dass über Tausende von Jahren niemand genau wusste, wie es die Ägypter der damaligen Zeit fertig brachten, eine Grube derart plan zu gestalten, soda ss sie als Fundament für eine über Zweihundert Meter breite und Einhundert und Fünfzig Meter hohe Pyramide zu nutzen gewesen wäre. Wasser war des Rätsels Lösung. In die Grube wurde damals Wasser gefüllt und anschließend die Wasseroberfläche am Erdreich markiert. Daran richte man das Fundament aus und baute eine Pyramide darauf, die zu Einhundert Prozent in der Waage stand.
Gregory schaute versonnen über die Grasfläche. Schon immer vertrat er das Gefühl, dass mit dem Garten etwas nicht stimmte, aber er konnte es nie konkret beschreiben. Sein Blick schien plötzlich zu erstarren und schien seine Annahme endlich zu bestätigen. In Windeseile lief er ein paar Schritte in die Küche zu Jan, der gerade den Kühlschrank nachfüllte und zerrte ihn wortlos zur Türe. „Schau dir das mal an“, sagte er und drehte Jans Kopf in die richtige Richtung.
„Aha“, sagte Jan eher gelangweilt. „Es regnet, schau an!“
„Schau dir den Rasen an“, befahl Gregory. „Fällt dir nichts auf?“
„Ich wird’ verrückt“, sagte Jan und hielt sich beide Hände an die Wangen. „Da lagen sie unter der Erde!“ Der Regen stand an den Stellen des Gartens sichtbar und zeichnete die Gräber ab, die Jan unter der Erde in den Gängen als leere Nische vorfand. Dort fanden zehn Menschen ihre Ruhestätte. Gregory besaß endlich die ersehnte Bestätigung auf seine Vermutung, dass mit dem Garten irgendwas nicht stimmt. Als die hinter der Waschküche vergrabenen Leichen zusammenfielen, gab das Erdreich über ihnen nach und senkte sich. In dieser Senke steht nun der Regen und bildet eine Pfütze. Wahrscheinlich handelt es sich um die zehn Personen, die früher jeden Donnerstag zum Abendessen kamen.
„Wenn es nicht geregnet hätte… und wenn wir hier nicht gestanden hätten… gar nicht auszudenken“, sagte Gregory völlig panisch. „Wir müssen sofort die Polizei anrufen…!“
„Haaaalt! Wo willst du hin?“ fragte Jan energisch und hielt Gregory am Arm fest.
„In mein Zimmer. Da ist das Handy und damit kann ich die Polizei anrufen“, sagte Gregory hastig.
„Und was willst du der Polizei dann erzählen? Hm? Dass es geregnet hat? Hm? Mehr kannst du nämlich noch gar nicht sagen, oder hast du irgendwo eine Leiche gesehen? Hm?“ Jan behielt irgendwie den Überblick. Gregory stand da, wie ein begossener Pudel und schien für den Augenblick zu resignieren.
„Kannst du noch was tragen?“ fragte Jan und schien in ‚Geberlaune’ zu sein. „Ich hätte da nämlich noch ein Päckchen für dich!“ Jan hatte offensichtlich noch mehr auf der Pfanne. „Ich hab dich damals angelogen, als ich sagte, die Leute kamen die ganzen Jahre und waren jeden Donnerstag zum Essen da. Das stimmt so nicht. Sie waren 3 oder vielleicht 4 Mal hier. Es waren Autonarren und sie kamen wegen der beiden Oldtimer in der Garage. Di Lauro hatte sie alle dazu eingeladen. Da stehen die beiden seltensten und teuersten Automobile der Welt in der Garage und wegen denen waren sie da. Die wollten sie sehen. Es stand hier ganz groß in der Zeitung. Da war richtig was los. Wie auf einem Rummelplatz. Und alles wegen dieser beiden Karossen.“
„Warum hast du das getan?“ Gregory war außer sich und konnte kaum noch an sich halten.
„Du hast mir was versprochen!“ erinnerte Jan ihn und fuhr fort. „Kein Mensch konnte ahnen, dass du länger bleibst, als deine Vorgänger. Auch ich nicht. Es war egal, was ich dir sagte. Ich sah dich nach ein paar Tagen, oder nach 2 Wochen wieder gehen und es wäre völlig gleich gewesen, was ich dir erzählt hätte. Es hätte für dich keine Bedeutung gehabt, wenn du nach ein paar Tagen wieder gegangen wärst. So sah die Sache für mich aus. Ich konnte es nicht ahnen. Mea culpa, Kollege, mea maxima culpa.“
„Du weißt was für mich auf dem Spiel steht, ich habe dir vertraut. Vielleicht bringt mir diese Situation meine Freiheit wieder. Wie konntest du mir das nur antun?“ Gregory stand da, wie ein Häufchen Elend und fühlte sich betrogen.
„Du kannst mir weiterhin vertrauen. Aber deine Situation und meine Worte
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