ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Alle zehn? Und da bleibt nichts mehr von übrig? Kein klitzekleiner Beweis? Kein Fitzel, keine DNA?“ Gregory war zerknirscht. Er kam sich betrogen vor. „Sind die Möglichkeiten bei einem Tierkrematorium nicht zu klein für einen Menschen?“
„Ich habe keine Ahnung“, gestand Jan. „Aber wenn die verbrannt werden sollen, dann werden sie notfalls gefaltet oder portionsweise oder weiß-der-Geier wie in den Ofen geschoben.“
„Die müssen doch irgendwie dahin gekommen sein!“
„Mit dem Firmenbus!“ bestätigte Jan sich selbst. „Dann hab ich Gestern also doch richtig gesehen. Der Kleinbus stand zum ersten Mal da und gehört zur Ata-Truppe. Und mit dem hat man die Leichen zum Krematorium gefahren und dort wurden sie verbrannt… also das, was davon noch übrig war.“
„Aber wie soll man den Di Lauros nun begegnen?“
„So wie immer. Ganz natürlich, als ob nix gewesen wäre.“
„Wenn das alles so ist, wie es sich momentan darstellt, dann kann jeder nur ahnen, was der andere weiß.“
„Genau so ist es.“
„Wenn die Reinigungsleute mit den Di Lauros unter einer Decke stecken, haben die denen sicher von dem Loch in der Wand unten erzählt.“
„Muss nicht, kann aber so gewesen sein. Unser Loch war allerdings hinter der linken Maschine und deren Loch war hinter der rechten Maschine. Unser Loch könnte also bis zu diesem Augenblick völlig unentdeckt geblieben sein.“
„Kann, muss aber nicht. Jedenfalls haben Di Lauros angeordnet, die Leichen und somit die Beweise aus dem Haus verschwinden zu lassen. Irgendwie hat sich eine Möglichkeit mit dem Krematorium ergeben. Ergo könnten Di Lauros wissen was Sache ist und grinsen darum wie ein Honigkuchenpferd.“
„Du sagst es. Kann alles so sein, bleibt aber alles ’ne wacklige Spekulation und es heißt immer noch ‚die Di Lauros’, Herr Kollege.“
„Irgendwie ist mir nicht wohl bei der ganzen Angelegenheit.“ Gregorys Nervenkostüm war zugegebenermaßen noch nie das strapazierfähigste, aber momentan musste es alle Belastungsprüfungen über sich ergehen lassen.
„Reiß dich zusammen, wir sind ganz nah davor!“
„Vor was? Vor einem Nervenzusammenbruch, vor einem Kollaps, vor einem Rauswurf, vor…“
„Willst du jetzt den Mund halten?! Du gehst mir mit deinem Gejammer mächtig auf die Nüsse!“ Jan versuchte krampfhaft einen klaren Gedanken zu fassen und Gregorys Unkerei gestaltete sich dabei nicht als hilfreich.
„Wenn wir bloß wüssten wer sie waren und warum sie ihr Leben lassen mussten?“
„Was würde es dir bringen, es zu wissen?“ zischte Jan zwischen den Zähnen. Gregory schniefte wie ein Kleinkind mit einer Rotznase und hob verlegen die Schultern.
„Eben“, meinte Jan. „Genau so siehts aus, nämlich nix.“
„Vielleicht waren es nette Leute, vielleicht auch nicht. Vielleicht haben sie es sogar verdient, vielleicht auch nicht.“ Gregory spekulierte in die Luft hinein.
„Diese ganze hätte-wenn-und-würde-Scheiße geht mir mächtig auf…“
„Die Nüsse, mein König? Die güldenen Nüsse?“ Gregory taute offensichtlich wieder zur gewohnten Form auf, wenn er so sprach. Jan drehte seinen Kopf zu ihm, machte den Scheibenwischer und lächelte dabei.
„Eine Überlegung gestatte er mir noch, mein König“ nutze Gregory Jans momentane Heiterkeit aus. „Den unfeinen Geruch von Leichen nahmen wir erst Heute mit unseren Nasen wahr, wenn ihr mir Recht geben wollt.“ Jan nickte. „Demzufolge war er Gestern nicht zugegen?!“ Jan nickte wieder. „Dann wäre es immerhin möglich, dass sich die Reinigungsleute über die Beseitigung des Geruchs wundern, zumal sie ihn selbst nicht beseitigten.“ Jan fühlte sich wie ein Wackeldackel in der Heckablage eines Autos, denn er nickte schon wieder. „Also kann es immerhin sein, dass die Reinigungsleute den Lauros mitteilten, dass der Geruch weg ist, ohne dass sie selbst daran drehten?“
„So könnte es zumindest gewesen sein, wenn die Ata-Truppe den Geruch schon in der Nase gehabt hätte. Hat sich der Geruch jedoch erst später intensiviert, kann es ebenso gut möglich sein, dass die Ata-Truppe nichts roch und den Herrschaften dahingehen nichts mitgeteilt hat.“
„Du kennst dich gut aus, mit Toten und Leichengeruch und so“, meinte Gregory erstaunt.
„Als Koch hat man mit einer Menge Toten zu tun“, sagte Jan. „Tote Schweine, tote Rinder, totes Geflügel und so was alles. Viele gekochte Innereien kommen dem Geruch von Leichen nahe. Es ist immer eine Frage
Weitere Kostenlose Bücher