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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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ist, muss das gewesen sein, bevor wir in der Nähe des Kohlenplatzes angelangt sind.»
    Galgenberg fand das nicht so wichtig und hätte lieber mehr von dem Mann gehört, den das Ehepaar bei seiner Flucht gesehen hatte. «Können Sie ihn näher beschreiben?»
    Hagenhausen schloss die Augen und bemühte sich, die Szene wieder vor Augen zu haben. «Er kam aus der Baracke gerannt, die Fackel in der Hand. .. Da ist er erst einmal gestürzt, lang hingeschlagen und hat danach gehumpelt. Die Fackel hat schon gebrannt, und die hat er dann in das offenstehende Fenster geworfen. Dann ist er zu dem Bretterzaun hinten, und über den ist er dann rüber. Einen schwarzen Anzug hatte er an und einen Hut auf, so einen runden englischen. Der muss sehr fest auf dem Kopf gesessen haben, denn er hat ihn beim Laufen nicht verloren.»
    «Ob er einen Revolver in der Hand hatte, haben Sie nicht sehen können?», fragte von Canow.
    «Nein.»
    Auch Johanna Hagenhausen verneinte dies und fügte noch hinzu, dass der Mann etwa die Figur ihres Gatten gehabt habe.
    «Also mittelgroß und unauffällig.»
    «Sein Gesicht konnten Sie aber nicht erkennen?», fragte Galgenberg.
    «Nein, dazu war es viel zu dunkel. Ich kann Ihnen nicht mal sagen, ob er einen Bart hatte oder nicht.»
    Kappe wies auf den grauen Rucksack mit den Briketts, den er auf den Stuhl neben sich gestellt hatte. «Diesen Rucksack hier hat er nicht zufällig verloren?»
    Hagenhausen zögerte einen Augenblick. «Nein, der stand auf dem Kohlenplatz, als wir gekommen sind.»
    Kappe klappte ihn auf und zeigte auf ein mit Kopierstift geschriebenes Monogramm. «M. H. Wie heißen Sie noch mal mit Vornamen, Herr Hagenhausen?»
    «Ich? Magnus.»
    «Das ist ja großartig!», rief von Canow, der gern auf seine Lateinkenntnisse hinwies. «Und das ist wirklich nicht Ihrer?»
    «Nein.»
    «Ist ja mysteriös! Wer schleppt schon Kohlen auf einen Kohlenplatz?» Der Leiter der Mordkommission musste zugeben, ratlos zu sein. Er bedankte sich bei den Hagenhausens und zog sich mit seinen Leuten in die Ecke zurück. «Ansonsten scheint die Sache klar zu sein: A erschießt B und zündet dann, um den Mord zu verdecken, die Baracke an und ergreift die Flucht.»
    «Nach den Gesetzen der reinen Logik könnte es auch C gewesen sein», wandte Dr. Kniehase ein.
    «Und warum sollte B dann die Baracke in Brand gesetzt haben?», fragte Galgenberg. «Junge, popel nich so ville, lass noch wat für morjen drinne.»
    Ihre Diskussion wurde durch einen Schutzmann unterbrochen, der in die Kneipe gekommen war, um ihnen mitzuteilen, dass der Besitzer des Kohlenplatzes inzwischen eingetroffen sei.
    «Soll ick ihm rinholen?»
    «Nein, wir kommen schon», beschied ihm von Canow.
    Sie fanden Gottfried Kockanz an den Pfosten seiner Toreinfahrt gelehnt, wie er mit versteinertem Gesicht auf die Trümmer seiner Baracke starrte.
    «Seien Sie unseres Mitgefühls versichert», sagte der Leiter der Mordkommission. «Wenn Sie sich ein wenig gesammelt haben, wären wir Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie uns dabei helfen würden, den Mann zu identifizieren, den wir als verkohlte Leiche in ihrer niedergebrannten Baracke gefunden haben.»
    «Ich bin schon unterrichtet worden», sagte Kockanz mit leiser Stimme. «Als man mich von zu Hause abgeholt hat.»
    «Haben Sie denn als Letzter den Kohlenplatz verlassen?», fragte Galgenberg.
    «Nein, als ich gegangen bin - das muss so gegen sieben Uhr gewesen sein –, ist noch einer meiner Arbeiter dageblieben, weil noch eine Menge zu tun war... jetzt, wo die meisten Kohlenhandlungen bestreikt werden.»
    «Ihre aber nicht?», fragte Kappe.
    «Nein.»
    «Dann waren Ihre Arbeiter also Streikbrecher?»
    «Ja, wenn Sie so wollen.»
    «Das wird Ihren Leuten nicht gerade die Liebe der Streikenden eingebracht haben», sagte von Canow und hatte damit schon die erste Hypothese formuliert. «Aber sehen wir erst einmal, ob der Mann wirklich zu Ihren Arbeitern gehört hat.»
    Man musste Kockanz fast stützen, als sie vor der Baracke standen. Die Männer von der Mordkommission hatten noch nichts verändert. Der Photograph war gerade dabei, seine Aufnahmen vom Tatort zu machen, hatte aber Schwierigkeiten mit seinem Magnesiumpulver.
    «Das ist ja Paule!», schrie Kockanz. «Mein bester Mann, Paul Tilkowski. Gott, das ist alles meine Schuld. Er wollte unbedingt arbeiten, doch ich hätte sagen sollen: ‹Streik du mal auch, sonst...›» Er brach ab, denn in diesem Augenblick kam Sophie Schünow auf den Platz. Im

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