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Es geschah in einer Sommernacht

Es geschah in einer Sommernacht

Titel: Es geschah in einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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vorstellen kann.“ Er ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    „Cleo fand ihn im Bett mit einer anderen Frau. Dann sagte er ihr, dass ihre Beziehung sowieso nur ein Witz gewesen sei. Ein Zeitvertreib, um zu sehen, wie Ronan Carlisles Schwester so im Bett ist.“
    Noch immer sah er Cleos Gesicht vor sich. Blass vor Schmerz und Angst hatte sie sich an seine Hand geklammert, als der Arzt ihr mitteilte, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hätte.
    Sie hatte nicht einmal geweint. Sie war ganz ruhig gewesen. Die Tränen kamen erst später, als die Trauer den Schock überwand. Von da an ging es erschreckend schnell bergab. Cleo wollte ihre Freunde nicht sehen, konnte nicht mehr schlafen und gab sich selbst die Schuld an allem. Am Ende stand der verzweifelte Entschluss, ihre Qual zu beenden.
    Ronans Herz schlug so fest, dass es wehtat. Er dachte an die hastige Fahrt ins Krankenhaus und daran, wie sie darauf gewartet hatten, dass man Cleo die Schlaftabletten aus dem Magen pumpte. Und an das vom Leid gezeichnete Gesicht seiner Mutter.
    Marina hatte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Konnte Wakefield wirklich so brutal sein?
    Es wäre einfacher gewesen zu glauben, dass Ronan übertrieb. Aber sie wusste, dass er es nicht tat. Sie hatte Wakefields Blick gesehen. Es lag etwas Kaltes und eigenartig Grausames darin. Etwas Unmenschliches.
    Eine innere Stimme sagte ihr, dass Ronan die Wahrheit sagte. Oder soviel von der Wahrheit, wie er verraten wollte. Denn es war klar, dass die Geschichte noch einige Abgründe mehr hatte. Sie sah ihm die Erschütterung und den Schmerz so deutlich an, dass sie am liebsten die Hand ausgestreckt und ihn gestreichelt hätte. Sein Kummer rührte sie. Sie hob die Hand … und ließ sie wieder sinken.
    Sie hatte kein Recht, ihn zu trösten. DieVertrautheit zwischen ihnen war nur vorgetäuscht. Sie waren keine echten Freunde. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als die Realität mit voller Wucht über sie hereinbrach.
    Ronan wollte ihr Mitleid nicht. Sie war einfach eins von Wakefields Opfern und tat ihm deshalb ein bisschen leid. Er hatte ihr die Wahrheit nur erzählt, damit sie den Ernst der Lage verstand. Plötzlich fühlte sie sich entsetzlich leer und traurig.
    Selbst der finstere Ausdruck und die Anspannung, unter der er stand, nahmen ihm nichts von seiner Attraktivität. Marina fühlte sich noch immer schmerzlich zu Ronan hingezogen. Sie entdeckte Gefühle in sich, die sie bis jetzt nicht kannte. Am liebsten hätte sie sein dunkles Haar gestreichelt und seinen Kopf in beide Hände genommen. Um ihm Trost zu schenken.
    Um sich selbst zu trösten.
    Sie atmete ein, erschrocken über ihren Gedanken.
    Auch wenn sie mutig genug wäre, sich ihm hinzugeben – wenn er sie denn überhaupt wollte –, sie würde ihn nur enttäuschen. Der Anblick ihrer Verletzungen würde ihn abstoßen. Und allein die Vorstellung war mehr, als sie ertragen konnte.
    Marina sank wieder in den Sessel zurück. Ihr war übel. Sie starrte aus dem Fenster auf die Lichter im Hafen.
    „Hat Wakefield denn keine Angst, dass Sie sich an ihm rächen könnten?“ Er wäre ein Idiot, wenn er nicht damit rechnete. „Nach allem, was er Ihrer Schwester angetan hat?“
    Ronan schüttelte den Kopf. „Wakefield ist sich nicht sicher, dass ich Bescheid weiß. Cleo musste es mir ja nicht erzählen.“ Er blickte Marina an. In seinen Augen lag ein rätselhafter Ausdruck. „Aber es ist meine Pflicht, ihn zu stoppen, bevor noch jemand so verletzt wird. Schließlich geht es Wakefield letzten Endes nur um mich. Es ging immer nur um mich.“
    Jetzt bekam alles einen Sinn. Seine Besessenheit mit Wakefield. Seine Bereitschaft, mit ihr zusammen gegen einen gemeinsamen Feind zu kämpfen. Er fühlte sich nicht wirklich zu ihr hingezogen. IhrVerstand sagte ihr das schon die ganze Zeit, aber in ihrem Herzen war sie so dumm gewesen, immer noch zu hoffen. Jetzt löste sich auch die letzte Hoffnung in Luft auf.
    Für Ronan war sie nur eine Frau, die es zu beschützen galt. Wahrscheinlich erinnerte sie ihn an seine Schwester. Er hielt sie für schwach und verletzlich. Ein armes, obdachloses, krankes Opfer. Jemand, der nicht auf sich selbst aufpassen konnte.
    Marina erstickte ein Schluchzen in ihrer Kehle. Die geheime Hoffnung in ihrem Herzen war so stark gewesen. Wie dumm von ihr, dass sie auch nur eine Minute lang geglaubt hatte, dass mehr zwischen ihnen sein könnte.

9. KAPITEL
    Marina drehte sich imWasser und stieß sich

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