Es geschah in einer Sommernacht
von der Längsseite des Pools ab. Noch ein paar Züge, dann würde sie aufhören. Ronan kam zwar erst in ein paar Stunden nach Hause, aber sie ging lieber auf Nummer sicher und beendete das Schwimmen früh genug.
Wenn er in der Nähe war, musste sie bei klaremVerstand sein. Sie brauchte ihre Kraft, um ihre verräterischen Gefühle zu kontrollieren. Zu ihrem Entsetzen wurde ihre Schwäche für ihn mit jedem Tag stärker. Er musste nur ins Zimmer kommen oder sie auf eine bestimmte Art ansehen, und schon wurde ihr schwindelig.
Zum Glück mussten sie ihre Rolle nicht allzu oft in der Öffentlichkeit spielen. Es war nur das eine Mal im Opernhaus gewesen, dann auf einer Cocktailparty und bei ein paar Abendessen in teuren Restaurants. Jedes Mal hatte Ronan den perfekten Liebhaber gegeben. Mit seinem Arm um ihre Taille fühlte sie sich, als ob sie ihm gehörte – ein Gefühl, dass sie viel zu sehr genoss.
Aber vor allem bei ihm zu Hause wurde ihre Sehnsucht immer größer. Er kam ihr nicht zu nahe, es war nicht seine Schuld, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte als daran, von ihm geküsst zu werden. Oder dass sie während der schwülen Sommernächte stundenlang wach lag.
Sie wusste, dass er sich kein bisschen für sie interessierte. Aber trotzdem wurde ihr Verlangen immer stärker. Die Vorstellung, seine Geliebte zu sein, erfüllte Marina mit Erregung und einer sonderbaren Ungeduld.
Seine engen Freunde konnte sie sicher nicht täuschen. Einer von ihnen würde merken, dass nichts zwischen ihnen war. Sie trug aufregende Kleider und bewegte sich mittlerweile sicher auf hohen Absätzen. Aber sie war trotzdem noch dieselbe Marina. Langweilig. Unsicher. Voller Narben.
Und gerade deshalb war es so seltsam, dass sie sich neben Ronan fast schön vorkam, wenn er sie anlächelte!
Ach, wem machte sie eigentlich etwas vor?
Sie klammerte sich an den Beckenrand, hob den Kopf aus dem Wasser und holte tief Luft. Sie war viel zu schnell geschwommen und brauchte Sauerstoff. Dann ließ sie sich wieder unter Wasser gleiten und schloss die Augen. Umso deutlicher sah sie Ronans verführerisches Lächeln vor sich.
Als sie erneut auftauchte, streckte sich ihr eine große Männerhand entgegen. Marina sah auf und blickte geradewegs in Ronans tiefblaue Augen.
„Kommen Sie da raus.“ Seine Stimme klang etwas heiser. „Sie haben sich jetzt lange genug verausgabt.“
Marina beachtete seine Hand nicht, sondern stieß sich trotzig vom Beckenrand ab. Kein Mann hatte das Recht, im Anzug so unverschämt gut auszusehen. Er hatte die Ärmel hochgeschoben, sodass man seine gebräunten, sehnigen Unterarme sehen konnte. Die obersten Knöpfe seines Hemds standen offen.
„Ich bin noch nicht fertig“, keuchte sie. Hauptsache, er ging weg.
Ronan zog missbilligend die Brauen zusammen. „Ich glaube schon. Mrs. Sinclair sagte, dass Sie schon seit vierzig Minuten schwimmen.“
„Sie lassen mich also von Ihrer Haushälterin ausspionieren?“ Marina mochte die Frau. Sie war unkompliziert und stand mit beiden Beinen im Leben. Doch jetzt war sie enttäuscht.
„Seien Sie nicht albern. Sie hat nur gesehen, wie Sie rausgegangen sind, und jetzt macht sie sich Sorgen. Sie hat Angst, dass Sie sich überanstrengen.“
Marina kam sich dumm vor und paddelte weiter auf der Stelle. Ronans immer noch ausgestreckte Hand ignorierte sie.
„Ich komme in einer Minute“, sagte sie. „Wir sehen uns drinnen.“
„Sie kommen jetzt raus.“ Diesmal war es ein Befehl. „Sie sind völlig außer Atem, das ist unverantwortlich.“
Es stimmte. Sie hatte kaum noch Kraft. Aber das lag nicht nur an ihrem Schwimmtraining. Sondern vor allem an ihm.
„Ich komme gleich.“ Sobald er endlich ins Haus ging und sie allein ließ! Es war schon schlimm genug, wenn Fremde sie im Schwimmbad anstarrten. Ronan sollte sie nicht auch noch so sehen.
„Marina.“ Seine Stimme klang fast drohend. „Sie nehmen jetzt meine Hand und kommen da raus, oder ich komme rein und hole Sie.“
Sie öffnete den Mund, um zu erwidern, dass er wohl kaum so dumm sein würde, in seinem Anzug in den Pool zu springen. Aber ein Blick in Ronans finsteres Gesicht, und sie überlegte es sich anders.
Trotzdem zögerte sie noch. Langsam begann er, sein Hemd aufzuknöpfen.
„In Ordnung!“, rief sie schließlich. Sie kam sich lächerlich vor. „Ich komme raus.“
Anstatt jedoch seine Hand zu nehmen, schwamm sie auf die andere Seite des Pools, griff sie nach der Leiter und zog sich hoch. Verärgert
Weitere Kostenlose Bücher