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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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einen verborgenen Sinn zu stoßen und endlich mehr
zu verstehen. Schließlich war Oliver dieser ständigen Seelenforschung
überdrüssig geworden und hatte den vernünftigen Vorschlag gemacht, sie solle
den Brief weglegen, einen ganz besonderen Platz für ihn finden. Andernfalls
könnte der Brief sie noch um den Verstand bringen, hatte er gesagt. Daher hatte
Daisy den Brief, gemeinsam mit ihren anderen Erinnerungsstücken, in Estellas
Schmuckkasten geschlossen und sich bemüht, ihn nur noch einmal im Jahr zu
lesen.
    Die Jahre hatten jedoch nicht dazu beigetragen,
die Qual des Unverständnisses zu lindern. Daisy faltete den Brief zusammen und
steckte ihn wieder in den Umschlag. »Warum?« fragte sie laut, an ihre Mutter
gewandt. »Warum hast du das getan?«

Teil III
     
     

16
     
    Shirley versuchte, sich auf ihre Zeitung zu
konzentrieren und die Geräusche nicht zu sich Vordringen zu lassen, mit denen
Bethany von der Altenfürsorge durch den Korridor näher kam. Tapp, tapp, tapp, klapperten
ihre weißen Stöckelschuhe über das Linoleum.
    »Wir bringen Sie alle in einem Minibus zum
Supermarkt!« rief sie. »Abfahrt um Punkt zehn Uhr. In Ordnung, Mrs. Potts?«
    Tapp, tapp, tapp.
    Shirley war danach zumute, so zu tun, als sei
sie nicht da. Aber sie wußte, daß Bethany sich dann ja doch nur Sorgen machen
und den Pförtner rufen würde. Dann würde er kommen, um nach ihr zu sehen, und
sie würde ihre Karten aufdecken müssen, wenn sie nicht wollte, daß sie mit dem
Nachschlüssel ihre Tür öffneten. Bethany war gern über alles im Bilde, und sie
hatte Shirley ganz besonders ins Herz geschlossen. Wahrscheinlich, weil ich
eine der wenigen bin, die nicht gaga sind, sagte sich Shirley. Dennoch war sie
ein braves Mädchen, wirklich ein liebes Mädchen, diese Bethany.
    Sie seufzte und überlegte sich zum x-ten Mal,
daß es ein Fehler gewesen war, in eine Altenwohnanlage zu ziehen. Wenn sie noch
einmal vor dieser Entscheidung gestanden hätte, dann hätte sie sich nicht so
leicht dazu drängen lassen. Damals, nachdem sie Ken verloren hatte, war sie
nicht so zuversichtlich gewesen wie heute. Ihr war klargeworden, daß sie das
Geschäft verkaufen mußte. Es war ihnen, offen gestanden, sogar zu zweit etwas
zuviel geworden, aber das hieß noch lange nicht, daß sie nicht für sich selbst
sorgen konnte. Jetzt fragte sie sich, wieso sie von allen Seiten dazu überredet
worden war, sich in die neue Altenwohnanlage mit Pflegepersonal einzukaufen.
    »Du bist ganz auf dich selbst gestellt... keine
Angehörigen, die sich um dich kümmern... es wird das beste sein... dann
brauchst du dir später keine Sorgen zu machen...«, hatten sie alle gesagt, als
ginge es rasend schnell bergab mit ihr, und ehe sie wußte, wie ihr geschah,
würde sie ein Pflegefall sein. Aber komischerweise fühlte sie sich seit Kens
Tod so jung wie schon seit Jahren nicht mehr.
    Auf ihrer Fußmatte lagen zwei Rechnungen und ein
Umschlag mit einer Handschrift, die sie nicht erkannte. Die Briefe waren vom
Geschäft weitergeleitet worden. Shirley riß den Umschlag auf.
    Tapp, tapp, tapp. Mit einem Seufzer legte
Shirley den Umschlag auf den Telefontisch und öffnete ihre Tür.
    Bethanys äußere Erscheinung entsprach ihrem
Namen. In Pastelltönen und zartem Angora sah sie irgendwie süß und niedlich
aus. Sie hatte runde Apfelbäckchen, einen Heiligenschein aus weißblondem Haar
und ein strahlendes Lächeln, das ihre weißen Zähne zeigte. Sie war mit einem
nett aussehenden Bankbeamten verlobt, und so verhielt es sich auch, seit
Shirley ihr zum ersten Mal begegnet war. Shirley war bis in die kleinsten Einzelheiten
mit den Plänen für die Hochzeit vertraut. Beim ersten Mal hatte sich Shirley
gesagt, wie nett, wie reizend und wie romantisch es doch sei, daß zwei junge
Leute in der heutigen Zeit noch bereit waren, dieses ganze Theater
mitzuspielen. Inzwischen ging ihr Bethanys Geplapper auf die Nerven. Wenn sie
mit der Zeitschrift Brautmoden reingeplatzt kam, mußte Shirley manchmal
den heftigen Drang unterdrücken, die Hochglanzseiten in der Mitte durchzureißen
und Bethany darüber aufzuklären, daß zu einer Ehe mehr gehörte als nur
rauschende weiße Kleider und Maiglöckchenkränze. Und dann fragte sie sich,
warum die Träume des Mädchens einen solchen Unwillen in ihr wachriefen.
Schließlich hatten sie und Ken vierzig gute Jahre miteinander verbracht, oder
etwa nicht? Jede Beziehung hatte ihre Höhen und Tiefen, und das Auf und Ab war
bei ihnen weniger

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