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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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korrigierte er. „Ein Mister von Ihnen straft unsere angehende Verbindung Lügen. Nennen Sie mich einfach Joe.“
    „Ich dachte, Sie heißen George.“
    „Taufname – Laune des allen Herrn. Aber er ist ziemlich altmodisch, es gibt keine Kurzform für ihn, also nennen mich alle Joe. Kumpliger. Ich mag die Vorstellung nicht, mich vor der Rekrutierung zu drücken. Zeichen für einen Mangel an moralischem Mut. Eigentlich müßte ich als Kriegsdienstverweigerer auftreten, aber das würde meine alte Dame umbringen. Sie ist sowieso völlig aufgedreht würde mich jetzt lieber in den ersten Reihen sehen, vor dulce et decorum platzend. Ich glaube nicht, daß es dem alten Herrn etwas ausmachte, wenn ich meine Zeit im Straflager absäße, aber seinem Job würde es höllisch schaden, und der alte Knabe legt sich krumm, um ins Feld zu rücken und einen theoretischen Säbel herumzuwirbeln. Also schätze ich, mir bleibt nichts anderes übrig, als bescheiden und gehorsam zu sein, Mr. Weener.“
    „Mir wird es eine Freude sein, Sie in unsere Firma aufzunehmen“, sagte ich gezwungen, denn ich spürte, daß er ein völlig nutzloses Anhängsel sein würde. Damit allerdings, muß ich zugeben, tat ich ihm Unrecht, denn obschon er sein totales Desinteresse an Konzentraten und dem ganzen Vorgang des Geldmachens nie leugnete, erwies er sich – jedenfalls dann, wenn er sich seinen Pflichten widmete – als vertrauenswürdiger und gewissenhafter Angestellter; seine einzigen Fehler bestanden in seinem Mangel an Eigeninitiative und seiner Neigung, die Arbeiter der Fabrik zu verhätscheln.
    Aber jetzt habe ich vorgegriffen; im Augenblick betrachtete ich ihn als eine Verbindlichkeit, die schon bald durch die Position seines Vaters ausgeglichen werden würde. Deshalb irritierte mich sein Drängen, daß ich nachmittags zu den Tharios kommen und seine Mutter und seine Schwestern kennenlernen sollte. Ich verspürte keinen Wunsch nach rein gesellschaftlichem Umgang; der letzte Abend hatte den Charakter einer geschäftlichen Investition gehabt, und es schien überflüssig, dazu gezwungen zu werden, Höflichkeiten auf eine ganze Familie auszudehnen, weil man mit einem Mitglied zu tun hatte.
    Wie groß meine Abneigung auch war, so konnte ich es doch nicht riskieren, ihn vor den Kopf zu stoßen, und so war ich pünktlich um vier Uhr in Georgetown und betätigte den Klopfer an der Tür, die genauso aussah wie alle anderen Türen auf beiden Seiten der Straße.
    „Ich bin Winifred Thario und Sie sind der Kaugummimensch – nein, einen Moment, ich hab’s schon – der Nahrungskonzentratmensch, der Joe wegen kriegswichtiger Tätigkeit unabkömmlich machen wird. Kommen Sie herein, und verzeihen Sie mir meine Direktheit. Ich bin außer Joe die jüngste, müssen Sie wissen, also verzeiht mir jeder.“ Ihr straffes blondes Haar sah stumpf aus. Die Lebhaftigkeit ihres wettergegerbten Gesichts schien aufgesetzt, und als sie ihre großen weißen Zähne zeigte, war das meiner Meinung nach eine durch und durch berechnende Geste.
    Sie führte mich in ein Wohnzimmer, das wie ein frühviktorianischer Salon ausgestattet war. Hinter einem niedrigen Tisch saß in einem Schaukelstuhl eine große, vollbusige Frau mit dem gleichen stumpfen Haar und den gleichen wettergegerbten Wangen; der einzige Unterschied war, daß die blonde Farbe grau getönt war, und in ihrem Gesicht waren die winzigen roten Linien, die Winifred zweifellos mit der Zeit ebenfalls bekommen würde.
    „Das ist Mama“, sagte Winifred. Sie betonte die zweite Silbe nachdrücklich und gab sich Mühe, zugleich lebhaft und ehrerbietig zu sein.
    Mama beugte den Kopf ohne die kleinste Andeutung eines Lächelns und legte dabei die Hand so majestätisch auf den Teewärmer, als sei er ein königlicher Reichsapfel.
    „Ich freue mich“, sagte ich, „Sie kennenzulernen, Mrs. Thario.“
    „Und das ist Constance, des Generals Erstgeborene“, stellte Winifred vor, die trotz Mamas Reserviertheit ihre Lebhaftigkeit bewahrte. Constance war das vollkommene Verbindungsglied zwischen Winifred und ihrer Mutter, noch nicht grau, aber sicherlich schon bald, ohne Winifreds Munterkeit, aber mit demselben gekünstelten Lächeln, das die gleichen weißen Zähne entblößte. Sie stand auf, schüttelte meine Hand, als schüttle sie einen unartigen kleinen Hund, heftig hin und her und zog ihre Hand schnell wieder zurück.
    „Und das’“, kündigte Winifred strahlend an, „ist Pauline.“
    Wenn man sagen würde, Pauline sei

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