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Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Spilker
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lässt dadurch ihre schlanken Fußfesseln erkennen, die Visitenkarten eines aufregenden Körperbaus.
    »Ich bin echt froh, dass ich Sabine habe.«
    »Ich habe noch nie Tennis gespielt.«
    »Was hat denn Sabine mit Tennis zu tun?«
    »Hast du nicht eben gesagt, du hättest Sabine beim Tennisspielen kennengelernt?«
    »Nein, das war Tanja. Von der habe ich vor einer Viertelstunde erzählt.«
    »Aber«, versuche ich die Situation zu retten, »von der bist du auch froh, dass du sie hast, oder?«
    »O ja, sie geht mit Anton und ihren Hunden zusammen ziemlich oft in den Wald.« Ursula erzählt weiter von Sabine und geht dann zum Verhältnis zu ihren Eltern über. Sie möchte, dass ich sie kennenlerne.
    Sie kommt immer näher. Ihr Geruch, ihre Haut. Sie atmet schnell. Ich atme schnell. Wir rutschen ineinander und atmen gemeinsam noch schneller. Unsere Lippen berühren sich. Ich schiebe eine Hand unter den Pullover auf ihren Rücken und ziehe sie dicht an mich heran. Noch bin ich unsicher. Ist sie unsicher? Ich kann ihre Hitze durch die weiche Jogginghose hindurch spüren. Je näher wir aneinandergeraten, desto weniger interessiert uns die Unsicherheit. Ein Programm wird angeworfen und läuft schnell auf Hochtouren. Warum sind wir denn sonst hier?, denke ich, als ich ihr den Pullover über den Kopf streife. Endlich fühle ich sie auf meiner Haut. Reine weibliche Wärme. Brüste. Ein süßer Geruch. Etwas entkrampft sich in mir. Unsere Lustgeräusche vermischen sich mit dem mechanischen Quietschen des Sofas. Ursulas Gesicht verändert sich und bekommt eine weiche Entspanntheit, die ich an ihr noch nie gesehen habe. Neu und anders sieht sie aus, wie eine frische Bekanntschaft und trotzdem vertraut. Irgendein Kleiderständer bricht über uns zusammen, während wir über den Fußboden durch die Wohnung rollen. Noch einmal verändert sich ihr Gesichtsausdruck von entspannt zu beinahe irre. Ihr ganzer Körper streckt sich mir entgegen. Dann ist es vorbei, wir liegen keuchend zwischen ihren Sachen und versuchen jede weitere Bewegung zu vermeiden, weil sofort wieder etwas umfallen könnte. Das geht einige Minuten lang so.
    »Ich glaube, ich muss gleich los …« Sie versucht den Kopf zur Uhr zu drehen, ohne sich dabei zu bewegen. Trotzdem fällt irgendwas Hölzernes herunter.
    »Ich kann dich begleiten.«
    »Wenn wir rechtzeitig loskommen, kann ich das Auto stehen lassen und wir gehen noch eine Runde durch den Park«, sagt sie und verschwindet ins Bad, um sich umzuziehen.
    Als ich aufstehe, um meine Sachen zusammenzusuchen, stelle ich fest, dass wir in ihrer Sammlung von Gesundheitslatschen liegen, und mir wird wieder ein bisschen schlecht.

10
    Der Mittagsschlaf ist am schlimmsten. Er bedeutet, stundenlang herumzuliegen und nichts machen zu dürfen. Wenn man während des Mittagsschlafs auf die Toilette muss, liegt das daran, dass man vorher zu viel getrunken hat. Deshalb dürfen wir beim Mittagessen nichts trinken. Die Bettnässer dürfen auch beim Abendbrot nichts trinken. Es gibt nichts Langweiligeres als den Mittagsschlaf.
    Ursula und ich laufen durch eine Vorortlandschaft, die aus endlosen Zeilen von Reihenhäusern und Vorgärten besteht. Der Weg führt angeblich irgendwann in einen Park und zu ihrer Klinik. Eine Zeit lang gehen wir schweigend nebeneinander her, dann fängt sie an, über ihren Job zu reden. Jetzt sind wir wieder bloß Bekannte, die von sich erzählen, ohne dass sich unsere Gedanken so verschränken wie eben noch unsere Körper.
    Ich schweife wieder ab. Es fängt an zu regnen. Ich würde jetzt gern meinen Schirm aufspannen, aber der steht wohl in irgendeinem italienischen Schnellrestaurant in Kassel herum.
    »Es ist ja nicht gerade so, dass die alten Leute vor Dankbarkeit auf die Knie gehen. Einige sind richtig boshaft. Wenn die erst mal rausgefunden haben, dass sie sich alles erlauben können, weil sie alles bezahlen …«
    »Das stimmt. Mein erstes Auto war ein Lamborghini.«
    »… dann mutieren die teilweise zu Tyrannen und wälzen den Frust über ihr verkorkstes Leben und ihr nahes Ende auf die Pfleger ab.«
    »Rot mit weißen Rallye-Streifen.«
    »Unsereins muss nicht nur die beleidigende Art der Alten ertragen, sondern auch noch den Druck von oben, wenn irgendwelche Beschwerden kommen.«
    »Fünf Zylinder, acht Gänge. Oder umgekehrt.«
    »Das Anstrengendste ist ja gar nicht, morgens aus dem Bett zu kommen – da sorgt Anton schon für –, sondern diese ständig wechselnden Schichten und das Ganze mit

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