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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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da aus dem Auto? Es ist ja ein Kalb. Nein, ist es nicht. Ein Hund ist’s. Aber das kann nicht möglich sein. So große Hunde gibt’s doch gar nicht!«
    Es stimmte jedoch. Aus der Fahrerkabine des Lastautos sprang die unerschütterliche Venedig majestätisch zur Erde und sah überlebensgroß aus — und noch größer, dachte ich, banger Ahnungen voll.
    Ich ergriff Andys Hand und hätte ihn küssen mögen, wäre mir nicht klar gewesen, wie sehr er das verabscheut hätte. »Andy! Was führt denn Sie hierher? Könnten Sie — könnten Sie heute nacht bei uns logieren?«
    Erleichtert entzog er mir seine Hand. »Ein Dutzend Nächte, wenn’s Ihnen recht ist. Bin ja mein eigener Herr. Hausmeisterposten aufgegeben. Hab’ bei dem verdammten Dunn abgedankt.«
    »O Andy! Etwa wegen Venedig?«
    »Na ja, die Hündin trieb die Dinge sozusagen auf die Spitze, aber ich hatte da sowieso schon zu lange ausgehalten, und Dunn fing an, überall zu mäkeln. Also sagte ich zu ihm: >Schön und gut. Suchen Sie sich ‘nen anderen Hausverwalter für diesen verdammten Posten!< Da fing er gewaltig an zu schmusen, aber ich war mit ihm fertig. Ist auch gut so. Ich kam zu sehr in den gleichen Trott.«
    Das fand ich ulkig, weil Andy in seinem Leben so ziemlich jede Tätigkeit ausgeübt hatte und bestimmt nie im >gleichen Trott< gegangen war. Aber ich war so froh, ihn wiederzusehen, daß es mich nicht sehr bekümmerte, vielleicht die Ursache für den Verzicht auf seine Stellung gewesen zu sein. Er war ja so tüchtig und vertrauenswürdig, daß er vielerlei Stellungen finden konnte. Ich stellte ihn, nachdem er Peter begrüßt hatte, Trina vor, wenigstens so gut ich konnte, denn sie lag auf den Knien, hatte ihr Gesicht in das Fell an Venedigs Hals vergraben und redete ganz albernes Zeug, was jedoch dem Tier zu gefallen schien.
    Andy gefiel es auch. Es war ihm anzumerken, daß er sich über ihre Begeisterung für Venedig herzlich freute. Ich persönlich war ein bißchen erschüttert, als ich den Hund hier wiedersah. Es kam mir vor, als sei er in den zwei Wochen ganz abnorm gewachsen. Daher war ich dankbar, daß Andy ihn wenigstens im Auto gebracht hatte, denn in der Bahn hätte er sicher jedes Hundecoupé gesprengt.
    Wir gingen alle ins Haus, begleitet von Venedig, die ihre neue Umgebung beifällig musterte und sich, laut stöhnend nach der Reisestrapaze, unter den offenen Wohnzimmerfenstern ausstreckte.
    »Verkrampft, ja, das war sie wirklich in dem Wagen da«, sagte Andy. »Wollte hinten nicht ‘rein und nahm mir vorn fast den ganzen Platz weg, so daß ich wie so’n Vogel auf der Kante hockte. Venedig will gern reichlich Platz haben, das kann ich Ihnen sagen.«
    Auf weitere Fragen nach Dunn erwiderte er bloß, der Mann sei ein Stänker. »Immerzu schräge Anspielungen und seine Fragerei: >Wie lange nun noch!< — bis ich die Nase voll hatte. Und dann nichts wie los und diesen Wagen bei einem Bekannten gechartert. Habe ein bißchen gespart, wissen Sie, und die Karre war billig und läuft gut, muß ich sagen — bis jetzt. Ich also ‘rein mit meinen Siebensachen und Venedig hinter mir her, und dann: >Schönen guten Tag, Mr. Dunn.< Und der hopste hin und her und meckerte, wo er bloß einen neuen Hausverwalter hernehmen sollte! Ich rief, er könnte mich mal am Abend besuchen, und schon brausten wir ab.«
    »Wunderbar, Sie hierzuhaben«, sagte ich. »Und Sie werden doch ein Weilchen bei uns bleiben, weil Venedig Sie sonst so vermissen wird?«
    »Hab’ nichts dagegen, hierzubleiben. Das Viech ist an mich gewöhnt, und ich mag’s gern um mich haben.« Ohne weitere Worte marschierte Andy zu der früheren Stallung hinüber, besichtigte sie und meldete uns dann, daß er und Venedig dort >prima pennen< könnten.
    Peter war von Venedig entzückt und staunte über ihre Größe. Beinah ehrfürchtig sagte er: »So einen Koloß habe ich noch nicht gesehen.«
    Ich bestätigte das, weniger begeistert. Bei diesen Ausmaßen, dachte ich, wird der größte Teil von meinen achtzig Pfund Jahresgeld wohl in dem gewaltigen Schlund verschwinden. Und auf den Weiden hatte ich noch kein einziges Karnickel entdeckt.
    »Komisch«, bemerkte Andy, »sie ist ein so freundliches Tier, aber diesen Dunn hatte sie gleich auf dem Kieker. Ich kann’s ihr nicht verdenken.«
    In diesem Moment richtete Venedig sich halb auf und knurrte leise. Wir begrüßten das beifällig als Zeichen seltener Intelligenz. Also hatte schon der Klang des verhaßten Namens sie in Rage gebracht? Doch in

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