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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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hingerissen, in der Universität von Oxford zu sein.«
    Stephen fragte sich, ob er Harvey Metcalfe wirklich sieben Stunden lang würde über sich ergehen lassen können; aber schließlich ging es um weitere 250.000 Dollar und um sein Ansehen bei seinen Team-Genossen …
    Die College-Bediensteten brachten den Shrimp-Cocktail.
    »Meine Leibspeise«, sagte Harvey. »Wie konnten Sie das wissen?«
    Stephen hätte gern geantwortet: »Es gibt nichts, das ich nicht über Sie wüßte«, aber er begnügte sich mit der Bemerkung: »Einfach eine glückliche Eingebung. Nun, also zur Sache: Wenn wir uns morgen um 10 Uhr treffen, können wir an den Feierlichkeiten des Tages teilnehmen, der als der interessanteste des Universitätskalenders gilt. Er heißt Encaenia.«
    »Was ist das?«
    »Nun, einmal im Jahr, am Ende des Trinitatis-Trimesters – das ist das Äquivalent des Sommersemesters an einer amerikanischen Universität –, feiern wir den Abschluß des Universitätsjahres. Da finden ein paar Zeremonien statt und eine große Garden Party, zu der auch der Kanzler und der Vizekanzler der Universität kommen. Der Kanzler ist der ehemalige britische Premierminister Harold Macmillan, und der Vizekanzler ist Mr. Habakkuk. Ich hoffe, es einrichten zu können, daß Sie beide kennenlernen, und ich denke, es wird sich alles zeitlich so schaffen lassen, daß Sie um 19 Uhr wieder in London sein können.«
    »Woher wußten Sie, daß ich um 19 Uhr wieder in London sein muß?«
    »Das haben Sie mir in Ascot gesagt« – Stephen konnte mittlerweile aus dem Stegreif lügen. Wenn sie ihre Million nicht binnen kürzester Frist wieder beisammen hätten, würde er wohl – so fürchtete er – als hartgesottener Krimineller enden.
    Harvey genoß sein Essen, das Stephen beinah zu raffiniert zusammengestellt hatte, denn jeder Gang bestand in einem seiner Lieblingsgerichte. Nachdem Harvey hinterher noch eine ganz schöne Menge Kognak konsumiert hatte (Preis 7,25 Pfund die Flasche, dachte Stephen), gingen sie gemächlich durch den ruhigen Magdalen-Kreuzgang an der Singschule vorbei. Die Klänge der Chorsänger, die eine Gabrieli-Messe probten, hingen zart in der Luft.
    »Mm – überrascht mich aber, daß Sie es hier gestatten, Plattenspieler so laut aufzudrehen«, meinte Harvey.
    Stephen begleitete seinen Gast zum Randolph Hotel und machte ihn unterwegs auf das in der Broad Street vor dem Balliol College errichtete eiserne Kreuz aufmerksam, von dem es heißt, daß es die Stelle bezeichne, wo Erzbischof Cranmer 1556 wegen Ketzerei verbrannt worden war. Harvey unterdrückte die Bemerkung, daß er von dem ehrwürdigen Mann noch nie etwas gehört hatte.
    Stephen und Harvey trennten sich an der Treppe des Randolph.
    »Also, bis morgen früh, Professor. Und vielen Dank für den großartigen Abend.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Ich hole Sie um 10 Uhr ab. Gute Nacht.«
    Stephen ging zurück ins Magdalen College und rief sofort Adrian an. »Alles in Ordnung – obwohl ich fast zu weit gegangen bin. Das Essen war viel zu sorgfältig zusammengestellt, und beim Kognak hatte ich obendrein noch seine Lieblingsmarke. Immerhin –, das wird mir für morgen eine Warnung sein. Man muß unbedingt vermeiden, allzu scharf zu schießen. Also bis dann, Adrian. Schlaf gut heute nacht.«
    Stephen unterrichtete in gleicher Weise noch Jean-Pierre und James, bevor er dankbar in sein Bett fiel. Morgen um diese Zeit würde er klüger sein … Aber würde er auch reicher sein?

16
    Um 5 Uhr morgens ging die Sonne über dem Cherwell auf, und die wenigen Oxforder, die so früh schon unterwegs waren, konnten nun zweifellos verstehen, warum Magdalen bei Kennern als das schönste College beider Universitätsstädte – Oxfords wie Cambridges – gilt. An die Ufer des Flusses geschmiegt, ist es mit seinem spätgotischen Stil eine wahre Augenweide. Hier wurden Männer erzogen wie König Eduard VII., Kardinal Wolsey, Edward Gibbon und Oskar Wilde. Allerdings waren es nicht solche Betrachtungen, die Stephen anstellte, während er wach im Bett lag.
    Sein Herz schlug spürbar, und zum ersten Mal wurde ihm bewußt, was Adrian und Jean-Pierre durchgemacht hatten. Eine Ewigkeit schien vergangen seit ihrer ersten Zusammenkunft, die doch nur drei Monate zurücklag. Er lächelte in sich hinein bei dem Gedanken, wie eng ihr gemeinsames Ziel, Harvey Metcalfe zu besiegen, sie miteinander verbunden hatte. Gleich James begann Stephen, eine geheime Bewunderung für diesen

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