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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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funkelte ein winziger Brillant. Ich zog meinen Badeanzug an, einen Zweiteiler, den ich als Bikini bezeichnet hatte, ehe ich Jasmines spärliche Badebekleidung gesehen hatte. «Zieh das an», sagte Jasmine. Ein kleines Stoffknäuel landete auf meinem Bett. «Ich habe zwei.» Ich hob das Knäuel auf. Es bestand aus verschwindend kleinen goldenen Dreiecken, die von Ringen zusammengehalten wurden.
    «O nein», wehrte ich mich. «So was kann ich nicht tragen.»
    «Entweder du ziehst das an, oder wir fliegen zurück.»
    Gehorsam schälte ich mich aus meinen blauen Spandex-Teilen und legte das goldfarbene Etwas an, das mir passte, falls man das überhaupt so nennen konnte.
    Jasmine musterte mich anerkennend. «Das ist so total Miami. Du siehst aus, als wärst du hier geboren.»
    Meine Sonnenbrille fand ich im Koffer unter dem Nachthemd. Ich setzte sie auf und breitete die Arme aus. «Trara! Auf geht’s zum Strand.»
    «Du musst nicht versuchen, hier einen auf froh und glücklich zu machen. Das ist meine Rolle. Sei du einfach, wie du bist.»
    «Und warum muss ich dann so was tragen?»
    «Weil gut aussehen schon die halbe Miete ist.»
    Mit dem Aufzug fuhren wir hinunter in die Lobby und suchten den nächstgelegenen öffentlichen Strand. Am Wasser war es etwas kühler, aber auch voller Menschen. Wir breiteten unsere Hotelbadetücher aus, steckten unseren Hotel-Sonnenschirm in den Sand und legten uns hin. Es war wunderbar. Die Zeit verstrich langsam und angenehm. Jasmine las ein Buch. Dann und wann kommentierte sie etwas, fluchte oder lachte. «In dem Buchladen arbeite ich ganz gern, aber eine große Leserin bin ich eigentlich nicht. Ich sehe lieber fern.» – «Mein Exmann hat immer von meinem Teller gegessen. Das hat mich so was von genervt.» – «Billy wäre perfekt, wenn er nur mehr Geld hätte.» Wenn ich ihr nicht zuhörte, hing ich Gedanken nach, die ich für mich behalten wollte.
    Ich wollte mir für den nächsten Tag, ihren Geburtstag, etwas Nettes einfallen lassen, vielleicht einen Tisch in einem schicken Restaurant bestellen und ihr einen Kuchen besorgen. Einschlägige Empfehlungen würde ich mir am Empfang unseres Hotels geben lassen.
    Und ich würde nach Mac suchen. Das musste ich einfach tun.
    Denn was war, wenn ich ihn doch auf dem Flughafen gesehen hätte? Was, wenn er gerade in Miami wäre? War das überhaupt denkbar? Ich stützte mich auf den Ellbogen und ließ meinen Blick über die Menschenmassen am Strand wandern. Wenn Mac sich irgendwo unter ihnen befände, würde er wegen seiner Narben ein T-Shirt tragen. Schon auf den ersten Blick entdeckte ich etwa ein halbes Dutzend Männer in Badehose und T-Shirt, aber sie waren allesamt ziemlich weit entfernt. Was, wenn Mac einer von ihnen wäre? Aber wahrscheinlich wäre er doch eher in der Stadt. Und dann? Was dann? Was, wenn ich ihn fortan überall sehen würde, ganz gleich wohin ich ginge, und das für ein ganzes Jahr, so wie es bei Joan Didion gewesen war? Überallhin würde er mich verfolgen. Man würde mich für verrückt erklären, und für mich würde jedes vermeintliche Erkennen die Sehnsucht nach ihm wecken. Zu guter Letzt legte ich mich auf mein flauschiges Badetuch zurück, schloss die Augen und ließ mich von Hitze und Sonne betäuben.
     
    Bis kurz vor Mitternacht musste ich warten, ehe Jasmine einschlief. Als ich hörte, dass ihr Atem tief und gleichmäßig ging, tappte ich mit meinem Kleiderbündel ins Bad, streifte mein Nachthemd ab und zog mich vollständig an. Mit Zimmerschlüssel und Handtasche schlich ich hinaus und drückte die Tür lautlos ins Schloss.
    Gleich neben der Hotellobby unten befand sich ein Business Center, ein fensterloser Raum mit sechs Nischen, die mit Computer, Fax und Scanner bestückt waren, also der Grundausstattung, die man brauchte, um seine Geschäfte weitab vom eigenen Büro zu erledigen. Außer mir war dort niemand. Ich suchte mir die Nische in der hintersten Ecke und schaltete den Computer ein.
    In Miami einen Privatdetektiv zu finden, war offenbar ein Kinderspiel. Eigentlich war es fast schon erschreckend zu sehen, wie groß das Angebot war, ganz gleich, ob man einen fremdgehenden Ehepartner entlarven wollte, nach Munition in einem Sorgerechtsfall suchte oder wissen wollte, ob der Geschäftspartner Gelder veruntreute – für alles, was man erfahren wollte, selbst aber nicht herausbekommen konnte, wurden Adressen genannt. Eine aufwendige Website nach der anderen bot elektronische oder persönliche

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