Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
hinterlassen.» Seine Stimme klang nach jahrelangem Rauchen und hohem Schnapskonsum, so typisch für einen Privatschnüffler, dass es schon fast zum Lachen schien. Aber dann hörte ich im Hintergrund ganz schwach Opernmusik und justierte mein Bild ein wenig. Die Sam Spades dieser Welt liebten keine Opern. Im Übrigen war es einerlei. Lucky Herman musste nur ein guter Detektiv sein, weiter nichts.
    «Ich kann jetzt nicht so gut reden», flüsterte ich.
    Mr Herman gluckste. Offenbar hörte er diesen Satz nicht zum ersten Mal.
    Leise wiederholte ich die Informationen, die ich nachts Peter mitgeteilt hatte. Das Foto hatte Mr Herman vor sich.
    «Dürfte ich mich vielleicht nach Ihrer Erfahrung erkundigen?», wagte ich mich vor.
    «Zweiundzwanzig Jahre lang Detective bei der Polizei von Miami. Jetzt im Ruhestand. Falls wir uns persönlich kennenlernen, werden Sie feststellen, dass ich anders aussehe, als ich klinge. Jedenfalls höre ich das immer wieder.»
    «Von wem?»
    «Na, von anderen Leuten.»
    «Eigentlich würde ich mich sehr gern mit Ihnen treffen, das Dumme ist nur, dass ich morgen früh schon wieder nach New York muss.»
    «Tja, liegt ganz bei Ihnen.» Er hustete.
    Ich versuchte, mir die Begegnung vorzustellen, und sah im Geist einen abgehalfterten Cop – der Opern hörte. Ich kannte eine Menge Polizisten, die in Rente waren; die Hälfte von ihnen klang genau wie er. Opernliebhaber war allerdings keiner von ihnen.
    «Ich möchte nur, dass Sie meinen Mann finden.»
    «Das werde ich, falls er auffindbar ist. Ihre Telefonnummer habe ich ja. Fünfzig Dollar sind mein Stundenlohn. Wenn ich mehr als die Anzahlung brauche, sage ich Bescheid. Sollte ich Ihren Mann im Handumdrehen entdecken oder feststellen, dass es aussichtslos ist, lasse ich Ihnen den Restbetrag auf Ihr Kreditkartenkonto überweisen. So sind die Regeln.»
    Demnach würden meine fünfhundert Dollar gerade mal zehn Stunden begleichen. Viel war das ja nicht, aber eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein.
    «Ja, dann also – besten Dank schon mal.»
    «Auf Lucky Herman ist Verlass.»
    Das war anscheinend sein Abschiedsgruß, denn er legte sofort auf. Wenig später, als ich mich zum Dinner umzog, redete ich mir ein, dass sein Vorname eigentlich ein gutes Zeichen war. Falls Mac lebte und in Miami war, würde ihn ein «Lucky» sicher finden.
    Zum Dinner lud ich Jasmine in ein französisches Bistro namens Le Bouchon de Grove ein, das mir der Mann am Empfang empfohlen hatte. Erst da, während des Essens, kam mir plötzlich ein ganz neuer und unschöner Gedanke. Denn wenn Mac tatsächlich lebte und in Miami war – warum versteckte er sich dann vor mir?

Sieben
    Wie es hieß, erlebten wir den kältesten Januar aller Zeiten. Unser hundertjähriges Sandsteingebäude verlor die Wärme durch die undichten Fenster und Türen. Trotzdem heizten wir so wenig wie möglich, denn die Ölkosten waren astronomisch, und unser Geld war knapp. Nur am Morgen von Bens zweitem Geburtstag, einem ruhigen Samstag, drehten wir die Heizung auf. Immerhin erwarteten wir Gäste zum Geburtstagsessen, und die sollten sich bei uns wohl fühlen und nicht unruhig dasitzen und frieren.
    Darüber hinaus stellte dieses Ereignis für mich so etwas wie einen Stichtag dar: Wenn Mac an Bens Geburtstag nicht erschien, würde ich den letzten Rest Hoffnung fahrenlassen und nicht mehr glauben, dass er lebte. Bislang hatten wir jeden Feiertag ohne das kleinste Lebenszeichen von ihm verbracht. Nichts deutete darauf hin, dass es ihn noch gab und er sich an uns erinnerte. Auch von Lucky Herman hatte ich seit jenem ersten Telefonat nichts mehr gehört. Folglich musste Mac einfach tot sein, wenn er an diesem Tag nicht erschien, nicht am Geburtstag unseres Sohnes. Dann war es tatsächlich vorbei. Ich würde mich den Tatsachen fügen und akzeptieren, dass ich zum zweiten Mal Witwe geworden war. Inzwischen war es über vier Monate her, dass Mac spurlos verschwunden war.
    Die Geburtstagsfeier sollte um zwölf Uhr mittags beginnen, aber schon um Viertel nach elf läutete es an der Tür. Meine Mutter ging, um die ersten Gäste in Empfang zu nehmen. Ich hörte aufgeregtes Geschnatter. Dann kamen Rosie, ihr Mann und ihre Kinder herein, allesamt mit rosigen kältefrischen Wangen. Die drei Kleinsten rannten gleich ins Kinderzimmer, wo Ben und die Spielsachen waren. Rosies ältester Sohn Dave, der Semesterferien hatte, blieb mit seinen Eltern im Flur zurück, um mich zu begrüßen.
    «Wir sind ein bisschen

Weitere Kostenlose Bücher