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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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sollte. Mit einem Kling öffnete sich der Aufzug und entließ ein Ehepaar mit zwei Töchtern im Teenageralter. Sie waren für einen Tag am Strand gekleidet. Vielleicht lag es an ihrer lockeren Art und dem munteren Geplauder, dass ich mich ein wenig entspannte und wieder etwas Mut fasste. Denn es gab tatsächlich etwas, das ich tun konnte, selbst wenn es mir gegen den Strich ging.
    Wie es aussah, war Mac nicht Gast dieses Hotels. Vielleicht aber wohnte er bei seiner Freundin – bei Deidre. Ihre neue Adresse hatte ich kurz vor meiner Abreise über Google herausbekommen.
    Ohne lang darüber nachzudenken, ging ich zu Tara am Empfang.
    «So, da bin ich wieder. Könnten Sie mir vielleicht helfen, einen Wagen zu mieten?»
    «Aber selbstverständlich.»
    Eine halbe Stunde später fuhr ich aus Miami hinaus und steuerte die Nationalstraße Richtung Fort Lauderdale an.
     
    Ich stand in einer Straße namens Rio Vista vor einem Haus mit cremefarbenem Verputz, das fast unter den herabhängenden Zweigen purpurroter Bougainvilleen verschwand, und wartete darauf, dass jemand kam, um mir zu öffnen. Inzwischen war es so warm geworden, dass ich für den schmalen Streifen Schatten dankbar war, den das kleine Vordach spendete.
    Als sich von innen Schritte näherten, fing ich an zu zittern, eine schreckliche Mischung aus Furcht, Wut und Scham überkam mich. Ein Teil von mir war bereit, Gift und Galle zu spucken, der andere wollte davonlaufen, sich ins Auto stürzen und zurück zu meinem Hotel flüchten.
    Zu spät. Die Tür öffnete sich.
    «Karin!»
    Deidre Stein sah ganz anders aus als sonst. Bei unseren früheren Begegnungen hatte sie entweder Businesskostüme oder maßgeschneiderte Kleider getragen, jetzt stand sie mir barfüßig in weißen Leinenshorts und einer blauen Bluse gegenüber – und zwar ohne Büstenhalter, wie mir schien. Der Mokkaton ihrer Haut hatte sich vertieft, und das Haar war nicht mehr zusammengebunden, sondern stand in einer Wolke natürlicher Kräusellocken ab. So, wie sie jetzt aussah, hätte man niemals angenommen, dass sie einen MBA der Harvard Business School besaß oder dass sie der erste Mensch afroamerikanischer Herkunft war, der bei Quest Security eine leitende Stellung innegehabt hatte. Deidre entstammte einer gemischtrassigen Familie, daher die hellbraune Haut, die üppig wuchernden Kräusellocken, die hohen Wangenknochen, grünen Augen und die schmale, sanft geschwungene Nase. Es war, als hätten ihre afrikanischen Vorfahren und die aus Osteuropa eingewanderten Steins ihre Gene gleichmäßig an sie verteilt, aber jeweils nur die besten Eigenschaften ausgewählt.
    «Ich kann es gar nicht fassen! Was für eine
Überraschung

    «Ist Mac bei Ihnen?»
    «Mac?»
    «Ja. Ich suche nach ihm. Haben Sie ihn gesehen? Ist er hier? Bei Ihnen?» Mit jedem Wort wurde meine Stimme zittriger, und ich begann, krampfhaft nach Atem zu ringen.
    Irgendwo hinter Deidres Rücken hörte ich so etwas wie das Schrillen eines Weckers.
    «Ich glaube, es ist besser, Sie kommen herein.» Deidre trat zur Seite und ließ mich vorbei.
    Sie führte mich durch ein Wohnzimmer, in dem es angenehm kühl war, und weiter durch ein Esszimmer mit blass-rosa Wänden bis in die Küche, einen großen Raum mit weißen Schränken, Marmorplatten und jeder Menge Edelstahl. Deidre ging schnurstracks zum Ofen und riss die Klappe auf. Sie holte vier Tortenböden hervor und verteilte sie auf bereitgestellten Gitterrosten. Auf dem Tresen stand ein eindrucksvolles Mixgerät. Daneben lagen mehrere Bögen Pergamentpapier, auf ihnen bunte Marzipan-Rosetten und ein Teigklumpen, der aussah, als hätte man ihn dort hastig abgelegt.
    «Das war höchste Zeit», erklärte Deidre, wandte sich mir zu und musterte mich. «So. Was ist passiert?»
    «Ich suche nach –»
    «Halt!» Deidre hob eine Hand. Es war die linke. Ein Verlobungsring mit Brillanten steckte an ihrem Finger. Mein Herz wurde schwer wie Blei. «Dass Sie nach Mac suchen, habe ich verstanden. Aber warum? Und warum ausgerechnet bei mir?»
    Deidres Fragen klangen so aufrichtig verwundert, dass ich betreten zu Boden sah. Mein Verdacht war lächerlich gewesen. Deidre war nicht die
andere Frau
.
    «Es tut mir leid.»
    «Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich sehe doch, wie aufgewühlt Sie sind.»
    Ich zeigte ihr das Foto. «Seit über vier Monaten ist Mac verschwunden. Niemand weiß, wo er ist. Er könnte tot sein, aber vielleicht ist er es auch nicht.»
    Deidre beugte sich vor. «Der Mann sieht Mac

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