Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
dann musste ich wenigstens meinem aufgebrachten Nachbarn im siebten Stock nicht mehr begegnen. Zu gesittetem Benehmen war ich nämlich nicht mehr in der Lage.
    Im Grunde gab es nur einen einzigen Schuldigen, und der war Mac – wenn er mich tatsächlich wegen einer anderen verlassen und ohne die leiseste Warnung im Stich gelassen hatte. Wenn er mit
unserem
Geld für
sie
ein Schmuckstück gekauft hatte, das teurer war als alles, was er
mir
jemals geschenkt hatte. Aber eigentlich war die Kette gar nicht wichtig. Ausschlaggebend war,
dass er uns verlassen hatte
.
    Mein Zorn war legitim, auch das sagte ich mir immer wieder. Doch der einzige Mensch, der ihn verdiente, war Mac.
    Jedenfalls nicht die Stewardess, die mir verbot, mich auf zwei Sitzplätzen auszustrecken, obwohl der Nachbarplatz frei war, weil ich nur für einen bezahlt hätte. Ich wusste nicht mehr, wie viele Flüche ich ihr entgegengeschleudert hatte, ehe ich mich wieder besann. «Mein Mann hat mich wegen einer anderen verlassen», entschuldigte ich mich lahm. Die Ärmste starrte mich nur an.
    Ebenso wenig hatte der Taxifahrer meine Beleidigungen verdient, der mir viel zu langsam fuhr und dafür auch noch zu viel Geld verlangte. Ich gab ihm kein Trinkgeld und pfefferte die Tür hinter mir zu.
    Schuld war auch nicht das Schloss an meiner Zimmertür, das meine Karte kaputt gemacht hatte. Oder der Mann im siebten Stock, den ich aufgeweckt hatte.
    Und sicherlich nicht dieser Nate am Empfang.
    Niemand außer Mac hatte es verdient, dass ich mich an ihm austobte. Nur Mac würde meinen Zorn zu spüren bekommen – vorausgesetzt, ich fand ihn.
    «Sind Sie sicher, dass Sie keinen Gast namens Seamus MacLeary oder Mac MacLeary haben?», fragte ich Nate noch einmal.
    «Hundert Prozent.»
    Wieder holte ich Macs Foto aus meiner Handtasche hervor. «Schauen Sie noch einmal ganz genau hin. Wissen Sie ohne jeden Zweifel, dass Sie diesen Mann noch nie gesehen haben?» Das Foto hatte ich auf dem Flughafen drei Angestellten gezeigt, dem Taxifahrer, dem Türsteher des Hotels und Nate.
    «Ohne jeden Zweifel.» Nate warf nicht einmal mehr einen Blick auf das Foto.
    Ich schob es zurück in die Handtasche und nahm den Aufzug zum vierten Stock. Vorsichtig steckte ich die Karte ins Schloss und öffnete die Tür zu meinem Zimmer. Es gehörte in die untere Preiskategorie, war aber trotzdem recht nett.
    Wie hatte Mac mir das antun können? Oder vielmehr uns? Denn wenn ein Familienvater das Weite sucht, bricht er auch die Herzen seiner Kinder. Und wenn man einem Kind das Herz bricht, zerstört man das Leben seiner Mutter.
    Ich streifte meine New Yorker Winterkleidung ab und legte mich nur in Unterwäsche aufs Bett. Ich brauchte eine Abkühlung. Dann zappte ich mich durch ein paar Fernsehsender, sah ein, dass ich mich auf nichts konzentrieren konnte, und bestellte beim Zimmerservice eine Flasche Wein. Wenig später klopfte es leise an der Tür. Ich zog den Hotelbademantel über und öffnete. Draußen stand ein Kellner mit dem Wein. Ich biss mir auf die Lippe. Wenn ich den Mund aufmachte, würde mir sicher wieder etwas Unfreundliches entschlüpfen. Inzwischen schämte ich mich für mein Benehmen. Deshalb gab ich dem Mann ein Riesentrinkgeld. Wahrscheinlich dachte er genau dasselbe, was auch Nate durch den Kopf gegangen sein musste.
Wenn du Nachtschicht hast, triffst du auf die Verrückten, ist nun mal Teil des Jobs.
Recht hatten sie.
    Ich schenkte mir ein Glas Wein ein und kippte es hinunter. Dann füllte ich das Glas wieder auf und trank in kleinen Schlucken. Endlich wurde der Motor meines Gehirns langsamer.
    Was tat ich überhaupt in Miami? Weshalb hockte ich hier in den frühen Morgenstunden?
    Den Beweis, dass Mac noch lebte, hatte ich noch immer nicht. Nur Rosie war meiner Meinung gewesen, dass der Mann auf dem Foto mein Mann war.
    Ich kramte mein Handy aus der Handtasche hervor, legte mich wieder aufs Bett und dachte, dass ich jemandem sagen sollte, wo ich war. Meine Mutter hatte bestimmt das Rollen des Koffers gehört, als ich über ihrem Zimmer zur Tür gehastet war, und vermutlich auch, dass die Haustür zuschlug. Aber sie kannte mich und wusste, dass ich mich seit meiner Ausbildung in der Armee und bei der Polizei auch allein in der Dunkelheit schützen konnte. Ich hatte ihr zwar keine Nachricht hinterlassen, aber vermutlich würde sie sich alles zusammenreimen. Meine Mutter würde einsehen, dass ich nach Miami fliegen
musste
, Ben war ja bei ihr in guten Händen. Mein drittes

Weitere Kostenlose Bücher