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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Also buchte ich den nächstmöglichen Flug am späten Vormittag, aß eine Kleinigkeit im Zimmer, erklärte meiner Mutter am Telefon, ich käme am nächsten Tag am frühen Nachmittag an, und legte mich schlafen.
    Am Morgen checkte ich frühzeitig aus und betrat das Palm Restaurant. Frühstück war im Preis für das Zimmer inbegriffen. Ich hatte gerade einen halben Bagel gegessen und eine Tasse Kaffee getrunken, als draußen ein Tumult entstand. Die Gespräche im Restaurant verstummten. Die Menschen hörten auf zu essen und schauten mit gereckten Hälsen zu den uniformierten Polizisten hinüber, die sich in der Eingangshalle sammelten.
    Durch das Restaurant ging einen Raunen. Ein paar Stimmen wurden laut. Ich glaubte, das Wort «Mord» zu hören. Der Mann an meinem Nachbartisch stand auf und lief hinaus zum Empfang. Wenig später kehrte er zurück.
    «Da wurde doch tatsächlich jemand umgebracht», hörte ich ihn zu seiner Frau sagen.
    «Wann?»
    «Letzte Nacht.»
    «Dann bleiben wir hier keine Minute länger. Bitte, kümmere dich um ein anderes Hotel.»
    «Wozu? Es ist doch schon passiert. Schau dir doch mal das Polizeiaufgebot an. Wahrscheinlich sind wir gerade jetzt am sichersten Ort von Miami.»
    Ich ließ das Frühstück Frühstück sein, griff nach meinem Koffer und rollte ihn in die Eingangshalle hinaus. Überall standen Polizisten. Ich sah einen Mann in Zivil die Lobby betreten, er sah aus wie der leitende Ermittler. Mit zügigem Schritt lief er auf den Treppenaufgang zu und verschwand. Die Uniformierten an den Aufzügen machten kehrt und hetzten ihm nach.
    Ich näherte mich einem der Polizisten und stellte mich vor. «Detective Karin Schaeffer, Maplewood, New Jersey. Zurzeit hier im Urlaub. Was ist passiert?» Die erste Hälfte war zwar gelogen, aber die andere wenigstens wahr.
    «Eins der Zimmermädchen hat eine Leiche entdeckt. In einer der Abstellkammern.»
    «Haben Sie schon einen Todeszeitpunkt?»
    «Wir wissen nur, dass es gestern Abend passiert sein muss.»
    «Wer war das Mordopfer?»
    «Ein Klavierspieler. Ist gestern Abend nicht zur Arbeit erschienen. Tut mir leid, aber ich habe Ihren Namen vergessen, wie –»
    «Macht nichts, ich muss sowieso auf dem schnellsten Weg zum Flughafen.»
    Ich eilte hinaus aus dem Hotel. Meine Gedanken überschlugen sich. Gestern Abend gegen halb sechs hatte ich Ethan zuletzt gesehen. Da hatte er in dem Aufzug gestanden und sich mit einem Mexikaner gestritten. Seine Leiche war am Morgen gefunden worden. Ich hätte zurückbleiben und dem Polizisten die Wahrheit sagen müssen, hätte ihm von dem Streit im Aufzug erzählen sollen … Und jetzt war Ethan tot.
    Zuerst Macs Eltern.
    Dann Mac.
    Und jetzt Ethan.
    Und dann war da noch dieser andere Mann im Aufzug. Aufgebracht und aggressiv. Mit einer Tätowierung.
    Eine Dahlie unter seinem linken Schlüsselbein. Wie bei Mac.
    Die Bilder waren die ganze Nacht vor meinem inneren Auge vorbeigezogen. Immer wieder hatte ich diese Tätowierung gesehen und geglaubt, ich würde an Halluzinationen leiden. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. War Ethan womöglich meinetwegen umgekommen? Hatte ihn jemand ermordet, weil er mit mir gesprochen hatte? Mit der Frau, die jedermann ein Foto zeigte und sich nach der Besitzerin des Collins und deren Freund erkundigt hatte? Wenn ich an die Wut in den Augen dieses Mexikaners dachte, hielt ich das durchaus für möglich.
    Eines war klar, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ich wusste nicht, was es war, aber ich war mir sicher: Wenn Mac noch lebte, war er in Gefahr. Und falls er mich tatsächlich verlassen hatte, dann nicht, um mich und unser gemeinsames Leben loszuwerden, sondern weil er vor etwas anderem geflohen war – vor etwas, das ihn bedroht hatte.
     
    Am Flughafen stand mein Entschluss fest. Statt nach New York zurückzufliegen, buchte ich einen Platz in der nächsten Maschine nach Cancún. Die Wartezeit verbrachte ich im Internet-Café am Computer.
    Von Ethan wusste ich, dass Ana Maria – die Frau an der Seite von Dylan, den ich nun doch wieder für Mac unter einem falschen Namen hielt – ein Unternehmen namens Soliz Riviera Enterprises besaß und in Playa del Carmen wohnte. Das Einzige, was ich im Internet entdeckte, war ein Reisebericht mit einer Beschreibung des Ortes.
Früher
war
Playa del Carmen ein verschlafenes kleines Nest und galt als Geheimtipp für Aussteiger. Heute ist es eine Touristenhochburg an einer Schnellstraße, an der in den letzten zehn Jahren jede Menge

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