Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
flehte: «Karin, bitte! Was du da machst, ist
gefährlich
. Wir müssen zum Wagen!»
    Seine Stimme klang so ernst und eindringlich, dass ich stehen blieb und mich umdrehte. Mac holte zu mir auf, wild entschlossen, mich festzuhalten. Hinter ihm trat ein Mann aus der Hütte und vergrub die Hand in der Jackentasche, wie um etwas zu suchen.
    Schon war Mac bei mir, warf mich über seine Schulter und rannte zu dem Wagen. Im nächsten Augenblick hatte er mich auf den Rücksitz gestoßen und sprang auf den Fahrersitz. Startete den Motor. Wendete den Wagen und raste über den Feldweg los.
    Ich warf einen Blick zurück. Der Mann an der Hütte telefonierte mit einem Handy. Ich hatte damit gerechnet, dass er uns hinterherlaufen würde. Dass er so gelassen dastand, war mir nicht geheuer. Aus gutem Grund, denn als ich mich umwandte, entdeckte ich, mit wem er telefoniert hatte.
    In halsbrecherischem Tempo kam uns ein Wagen entgegen, der abrupt bremste. Hinter ihm jagte ein zweiter Wagen herbei und hielt ebenfalls jäh an.
    Mac sprang von seinem Sitz, rannte los und brüllte: «Lauf, Karin!»
    Ich stürzte ins Freie und hetzte ihm nach, auf den Palmenwald zu.
    Aber die anderen waren zu viert und wir nur zu zweit. Und sie hatten Waffen. Am Stakkato der Schüsse in meinem Rücken konnte ich erkennen, dass mindestens einer von ihnen mit einem Automatikgewehr auf uns zielte. Die Kugeln zischten an uns vorbei, während wir geduckt weiterliefen, vorbei an Akazien, Mimosen und Palmen mit geschuppten Stämmen. Mac stolperte über die gewölbte Wurzel einer Zypresse und ging zu Boden. Einen Moment lang zauderte ich, doch dann wusste ich, dass ich ihn dort nicht liegen lassen konnte. Bis nach Yucatán war ich ihm gefolgt, und er hatte mich aus der Gefangenschaft gerettet. Ich hatte gedacht, er sei gestorben, aber er lebte. Sollte ich ihn etwa wieder sterben lassen?
    «Mac!» Ich nahm ihn in die Arme.
    «Ich bin nur gestolpert.»
    «Bist du sicher, dass du keine Kugel abbekommen hast?»
    Die eiligen Schritte hinter uns hielten inne. Abzugshähne wurden gespannt. Wir waren beide so gut wie tot. Ich küsste Mac zärtlich und dann noch einmal voller Inbrunst.
    «Warum hast du mich verlassen?»
    Mit zitternder Hand strich Mac mir über die Wange. «Sie werden uns nicht töten.»
    «Was ist denn nur passiert?»
    «Karin, bitte – es tut mir so leid. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.»
    Die Männer zwangen uns auf die Füße, ehe Mac mir erklären konnte, worin sein schrecklicher Fehler bestand. Was um alles in der Welt hatte er angerichtet, dass wir jetzt vor gezückten Waffen in Yucatán standen?
     
    Sie verfrachteten Mac und mich in getrennte Wagen.
    Ich hockte auf dem Rücksitz, vor mir ein Mann, der sein Maschinengewehr auf mich gerichtet hielt, nur für den Fall, dass ich plötzlich vergaß, dass sie mich gefangen hielten. Meine Gedanken ratterten nur so, mein Herz hämmerte, und ich schaute mit panischem Blick aus dem Fenster. Wir fuhren über den Feldweg, links und rechts zogen Palmen an uns vorbei: Ich fühlte mich wie im freien Fall. Nichts ergab mehr Sinn. Das Einzige, woran ich mich klammerte, das Einzige, was absolut feststand, war, dass sie uns nicht umgebracht hatten, obwohl sie es hätten tun können. Also hatten sie wohl einen anderen Auftrag. Ich war die Ware, die irgendjemand bestellt hatte.
    «Ich zahle Ihnen, was Sie wollen, wenn Sie uns gehen lassen», brachte ich schließlich hervor. «Mehr, als Sie für diesen Auftrag bekommen. Wie viel wollen Sie? Sagen Sie mir Ihren Preis – in Dollar oder Pesos.»
    Derjenige mit dem Gewehr warf dem Fahrer einen Blick zu. Eine Antwort erhielt ich nicht. Entmutigt schaute ich wieder aus dem Fenster. Die Schnellstraße nahmen wir nicht, so viel konnte ich erkennen. Stattdessen folgten wir gewundenen Nebenstraßen, die mal gepflastert waren und dann plötzlich wieder nicht. Immer wieder holperte der Wagen, und wir wurden heftig durchgerüttelt. Das Haar des Fahrers war pechschwarz und lockte sich über seinem tiefgebräunten, reglosen Nacken. Er sah so stur geradeaus, dass ich mich fragte, ob er mich überhaupt gehört hatte. Mein Geldangebot war eindeutig nicht angenommen worden. Ich versuchte es mit einer neuen Taktik.
    «Mein Name ist Karin», begann ich. «Wie heißen Sie? Stammen Sie hier aus der Gegend? Ich selbst komme aus New Jersey in den Vereinigten Staaten. Inzwischen wohne ich in New York City, genau genommen in Brooklyn. Vielleicht kennen Sie ja jemanden von

Weitere Kostenlose Bücher