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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Haus am Ende des Nachbargartens, ging ein Licht an, vermutlich ein Schlafloser, der gleich den Kühlschrank plündern würde. «Keine Therapie der Welt kann dafür sorgen, dass Diego in Sicherheit ist.»
    «Diego.»
    «Der
mein Sohn
ist.»
    Diese Worte stieß Mac heftig hervor. In der Kälte bildete sich eine Atemwolke. Die Betonung machte mir zu schaffen. Ich fühlte mich ausgegrenzt. Er musste endlos über
seinen Sohn
nachgegrübelt haben. Aber war das nicht eigentlich nur natürlich? So erging es vermutlich jedem anderen, der plötzlich erfuhr, dass er der Vater eines erwachsenen jungen Mannes war. Ich zitterte inzwischen vor Kälte. Mich in seine Lage zu versetzen, war schwierig, denn in der Regel trugen Frauen ihre Kinder neun Monate lang in ihrem Leib, spürten die Verbindung, brachten es zur Welt und wussten immer: Dies ist mein Kind. Wie würde ich mich fühlen, wenn jemand mir eines Tages eröffnete, ich hätte vor fünfundzwanzig Jahren irgendwo ein Kind gezeugt?
    «Was könnte Diego denn Sicherheit bringen?», fragte ich.
    «Das versuche ich gerade herauszufinden.»
    «Vergiss nicht, dass er auch Anas Sohn ist. Glaubst du nicht, dass sie für seine Sicherheit sorgt?»
    «Wie denn, wenn sie von der Polizei gesucht wird?»
    «Sie wird nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht. Er ist ihr Kind, und sie liebt ihn.»
    «Ana liebt nicht, wie du, ich und die meisten anderen Menschen lieben. Dazu ist sie gar nicht fähig.»
    «Ich hatte aber durchaus den Eindruck, dass sie dich früher einmal geliebt hat.»
    «Sie hat mich besessen. Liebe war das nicht.»
    «Und was ist nun die Lösung?» In dem Haus gegenüber ging das Licht aus. Mein Herz wurde schwer.
    «Ich muss fort.»
    «Was? Nach dem, was wir beide gerade durchgemacht haben?»
    «Ich weiß, Karin. Aber ich muss es trotzdem tun.»
    «Was ist mit Ben? Er ist erst zwei. Wenn du nie mehr wiederkommst, wird er sich bald nicht mehr an dich erinnern. Dann wird auch er dich nicht gekannt haben.»
    «Ich komme wieder.»
    «Ja, vielleicht – vielleicht aber auch nicht.»
    «Bitte, Karin, werde jetzt nicht hysterisch.»
    «Hysterisch ist immer noch besser als das, was du vorhast, denn das ist schlichtweg
wahnsinnig
! Ana wird dich umbringen, wenn sie dich sieht. Oder Diego tut es. Du weißt, dass das eine ebenso wie das andere möglich ist.»
    Aufgebracht machte ich kehrt. Ich konnte nicht fassen, dass Mac uns schon wieder verlassen wollte. Aber er war so schnell hinter mir, dass er einen Gartenstuhl umstieß. Dessen Metallrahmen schlug gegen das Eisengeländer, ehe er mit lautem Klappern auf den Boden fiel. Mac umklammerte mein Handgelenk und hielt mich fest.
    «
Hör mir zu.
Als er mir den Ring gegeben hat und uns laufenließ, hat Diego sein Leben riskiert. Und je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass sein Leben immer noch in Gefahr ist. Ana ist nicht dumm. Ich wette, sie weiß genau, was er getan hat. Wie könnte ich denn da nicht zu ihm zurückkehren? Wie stellst du dir das vor?»
    «Aber Ben –»
    «Ben wird die ganze Geschichte eines Tages erfahren, einschließlich der Tatsache, dass Diego mein Sohn ist. Was glaubst du, würde er von mir halten, wenn ihm klarwürde, dass ich seinen Bruder im Stich gelassen habe, der daraufhin …»
Umgekommen ist
, das waren die Worte, die Mac nicht über die Lippen brachte. Plötzlich verstand ich seinen Konflikt. Aber Ben war
mein
Sohn. Ich konnte nicht einfach tatenlos zusehen, wie er seinen Vater verlor.
    «Warte noch ein wenig mit deiner Entscheidung», bat ich. «Mehr verlange ich nicht.»
    Mac stieß die nächste weiße Atemwolke aus. «Gut. Einverstanden.»
    Gemeinsam kehrten wir ins Haus zurück. Verschlossen die Verandatür. Gingen zu Bett. Ich beschloss, am nächsten Tag einen Therapeuten für Mac zu suchen. Jemand musste ihm helfen. Dann lag ich da und wartete darauf, dass Mac einschlief. Erst als ich seinen tiefen, gleichmäßigen Atem hörte, dämmerte ich ein, in der Gewissheit, dass Mac es nicht fertigbringen würde, Ben und mich ein zweites Mal zu verlassen.
     
    Das schrille Läuten der Türklingel drang in meinen wirren Traum.
    Als ich halbwegs zu mir kam, sah ich, dass Mac aufgestanden war.
    Dann hörte ich Ben weinen.
    Ich schüttelte die letzten Traumfetzen ab, hievte mich aus dem Bett und ging in Bens Zimmer. Er war gerade dabei, über das Gitter seines Bettchens zu klettern. Es war das erste Mal, dass ich ihn dabei erwischte.
    «Tu das nicht.» Ich lief zu ihm und hielt ihn

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