Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
half meiner Mutter beim Packen. Eigentlich war der Plan gewesen, umgehend aufzubrechen und wieder nach Hause zu fahren. Es gab ja auch keinen Grund mehr zu bleiben, denn Ana und Diego saßen beide in Haft. Doch als meine Mutter meine bandagierte Nase sah und meinen «benebelten Blick», wie sie ihn nannte, befahl sie, dass wir noch einen Tag blieben.
    Billy begrüßte Mac mit einer Umarmung. «Mann, bin ich froh, dich wiederzusehen. Wie es heißt, bist du in einem Karton aus Mexiko gekommen. Warst du zu knickrig, um ein Flugticket zu kaufen?»
    «Spare in der Zeit, dann hast du in der Not», lachte Mac, doch dann verdüsterte sich seine Miene. «In Wahrheit durfte ich aus erster Hand erfahren, was es heißt, als Droge in ein Land geschmuggelt zu werden.»
    «Ein Wunder, dass du das überlebt hast.» Meine Mutter stand am Küchentresen und verrührte in einer Schüssel Mayonnaise mit Thunfisch, um Sandwiches für alle zu machen. Das Teewasser hatte sie bereits aufgesetzt.
    «Zwischendurch wurde ich hinausgelassen, bekam etwas zu essen und zu trinken und konnte mir die Beine vertreten. Na schön, eine Spritze haben sie mir auch verpasst. Ein Teenager hat das erledigt, der für die Bande gearbeitet hat. Der Junge war halb Amerikaner, halb Mexikaner. Amerikanisch sprach er ohne Akzent, deshalb hoffte ich, dass sie mich über die Grenze schaffen wollten. Nach der Drogenspritze ging es dann zurück in den Karton.» Mac senkte den Blick. Er wusste, dass uns die Sache mit den Drogen zu schaffen machte. «Tja, das war’s dann so in etwa. Schön war es nicht, aber wie man sieht, habe ich es überlebt.»
    «Klingt, als hätten sie sich Mühe gegeben, dich am Leben zu erhalten», sagte Billy.
    «Sie haben sich Mühe gegeben, mich nicht zu erschießen», betonte Mac. «Zumindest halb lebendig sollte ich bleiben, denn Diego hatte noch nicht entschieden, was mit mir geschehen sollte.»
    «Dürfte nicht sehr lustig für dich gewesen sein», meinte Billy.
    «Mir war auch nicht zum Lachen.»
    Meine Mutter schnitt die Sandwiches in Viertel. Sie hatte Tränen in den Augen. Ich legte eine Hand auf Macs Schulter. Inzwischen war ich so dankbar, dass er wieder heil zurück war, dass ich mich kaum noch erinnern konnte, ihm jemals böse gewesen zu sein.
    Billys Blick fiel auf mich. «Du siehst vielleicht aus.» Kopfschüttelnd zog er einen Stuhl unter dem Tisch hervor. «Komm, setz dich. Glaubst du, du kannst etwas essen?»
    «Nein. Ich habe keinen Hunger.»
    «Selbst das Sprechen tut ihr weh.» Mac ließ sich neben mir nieder.
    «Aber ich kann zuhören.» Ich sah Mac an. Er wusste genau, was ich wissen wollte. Ich brannte darauf zu erfahren, was sich in Mexiko abgespielt hatte.
    Macs Blick wanderte zu meiner Mutter und Billy, ehe er zu mir zurückkehrte. «Kann das nicht bis morgen warten?»
    «Nein.» Meine Mutter stellte einen Teller mit Sandwichvierteln vor Mac und Billy ab. Ich bekam einen Becher Fruchtjoghurt mit Strohhalm. «Wenn du mal so alt bist wie ich und so etwas wie heute erlebt hast, dann wirst du auch nicht wollen, dass man dich vertröstet. Im Übrigen glaube ich, dass du besser schlafen wirst, wenn du dir alles von der Seele geredet hast.»
    Mac seufzte. «Na gut.»
    Ich beugte mich über meinen Joghurt und sog eine kleine Portion durch den Strohhalm ein. Der kühle Erdbeergeschmack weckte meinen Appetit, und ich merkte, dass ich eigentlich doch sehr hungrig war. Gierig sog ich den Rest auf. Wir hatten die Vorhänge offen gelassen, und die Fenster wirkten wie schwarze Löcher. Es war, als säßen wir in einem Vakuum und hätten Außenwelt, Zeit, Erschöpfung, Kampf und Verzweiflung ausgesperrt. Ich tippte Mac an.
    «Fang an.»
    Mit zwei Bissen verschlang er ein Sandwichviertel, schluckte, holte tief Luft und begann.
    «Bei unserer Ankunft in Morelia habe ich zuerst Oscar angerufen, einen von Anas Leuten. In der Zeit, als ich in Playa war, hatte er mir am nächsten gestanden, denn Ana hatte ihn jedes Mal mitgenommen, wenn wir nach Miami flogen. Er war der starke Mann an ihrer Seite, ein zäher, kräftiger Bursche, aber leider auch ein Säufer. Ana nutzte seine Trunksucht aus, und doch erfasste sie nie, dass Oscar sie hasste und das schwächste Glied ihrer Kette war. Wenn es jemanden gab, der sich kaufen ließ, dann er. Ein Bündel Dollarscheine, und er würde mir sagen, was ich wissen wollte, sich anschließend um Sinn und Verstand trinken und außer Gefecht sein. Dachte ich.»
    «Und wo war das Problem?», fragte

Weitere Kostenlose Bücher