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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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ihm den Tipp doch weiter«, muffelte ich. »Die Moreno hat zwar nicht besonders viel Talent, aber für Kleist reicht ihre schauspielerische Leistung wohl aus. Und ihre Rolle heißt: Unschuldslamm.«
    »Unterschätzen Sie Kleist nicht. Er lässt sich nicht gerne in die Karten schauen. Er wertet gerade die Korrespondenz von Carstens aus. Wir haben seine Festplatte hier.«
    »Und? Hat Kleist schon was rausgekriegt?«
    Brinkhoff seufzte vernehmlich. »Er arbeitet wie ein Tier. Sitzt stundenlang vor dem Rechner und macht sich Notizen. Seine Sekretärin fühlt sich schon gemobbt, weil er ihr keine Arbeit gibt. Alles macht er selbst und er erzählt nichts.«
    »Wie heißt dieses Leiden?«, fragte ich. »Autismus?«
    »Frau Grappa – geben Sie Kleist einfach ein bisschen Zeit und zerreißen Sie ihn nicht in Ihrem Blatt, bevor er zeigen kann, was er draufhat.«
    »Und wie lange soll ich warten? Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?«

    Die Agenturen meldeten noch nichts von der Streichung der Rolle der Sandy aus der Soap. Ich klickte mich auf die Homepage des Fanklubs, notierte Namen und Telefonnummer aus dem Impressum und tippte die Nummer. Eine verschlafene Frauenstimme war dran. Ich stellte mich vor.
    »Meine Tochter ist der Fan«, stellte Frau Manthey fest. »Sie ist aber erst vierzehn, deshalb läuft das unter meinem Namen. Was ist denn los?«
    »Kiki Moreno soll sterben … aus der Serie fliegen.«
    »Wer ist Kiki Moreno?«
    »Sandy.«
    »Ah ja. Ich kenne mich da nicht so aus. Warten Sie mal. Elke macht sich gerade für die Schule fertig. Am besten, Sie erzählen ihr das alles. Elkeee! Telefon!«
    Ich hörte eine Tür ins Schloss fallen und Schritte, die sich näherten.
    »Eine Frau von der Zeitung. Wegen Sandy.«
    »Hallo, Elke«, sagte ich. »Ich lese dir mal eine Überschrift und ein paar Zeilen meines Artikels vor. GTST-Fans schockiert: Warum muss Sandy sterben? Es tut sich etwas bei der Serie Gute Tage – schlechte Tage: Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, will die Produktionsfirma die Rolle der Sandy aus dem Drehbuch streichen. Sandy, verkörpert durch die Schauspielerin Kiki Moreno, soll von ihren Entführern umgebracht werden … «
    »Neiiin!«, schrie Elke. »Woher haben Sie das?«
    »Das darf ich nicht sagen. Informantenschutz, du verstehst?«
    »Ohne Sandy ist die Serie tot«, schluchzte das Mädchen. »Der Graf erfährt nie die Wahrheit. Jerome hat doch gerade erst mit seinem Job begonnen.«
    »Dann macht doch was dagegen«, schlug ich vor. »Wie viele Fans klicken deine Seite jeden Tag an?«
    »Zehntausend.«
    »Gut. Dann setze einen Aufruf in deine Seite. Die sollen Protestmails an die TV-Firma schicken. Die E-Mail-Adresse findest du im Netz.«
    Elke zog die Nase hoch. »Nicht schlecht, die Idee. Und Miriam macht bestimmt auch mit.«
    »Wer ist Miriam?«
    »Mein Freundin. Sie ist im Fankader von Tokio Hotel.«
    »Na prima. Es geht doch nichts über gut organisierte Netzwerke. Darf ich dich in meinem Artikel nennen?«
    »Nennen?«
    »Ja. Schreiben, dass du entsetzt bist über den Plan.«
    »Logo. Bis heute Mittag ist der Text online.« Elkes Stimme klang trotzig und wild entschlossen. »Die können sich warm anziehen, die Fernsehfuzzis.«
Nur bis drei an Bord
    Peter Jansen brachte frische Brötchen mit, ich kochte Kaffee und wir verzogen uns in sein Büro. Er wollte Neues hören, doch ich konnte ihm nicht viel sagen.
    »Kleist brütet über einer Festplatte und ich schlage mich mit dummen Fernsehserien herum und werde von allen Seiten belogen. Derweil bereitet sich Brinkhoff mental auf seine Pensionszeit vor und ist als Quelle versiegt.«
    »Du tust mir leid, Grappa. Ich habe aber das Gefühl, dass dir auch ein bisschen der Elan fehlt. Lass uns doch mal überlegen! Wer ist das schwächste Glied in der Gruppe der Beteiligten?«
    »Gute Frage. Bis gestern hätte ich noch auf Kiki Moreno getippt. Aber die Zeiten sind vorbei. Sie wusste, dass Carstens nach Bierstadt kommen wollte. Andererseits war der Killer ein Mann. Und sie dreht tagsüber die Soap in Köln.«
    »Hast du das auch für den Tattag überprüft?«
    Ich verneinte. »Ich habe ja gestern erst ihr Handy in den Fingern gehabt.«
    »Dann an die Arbeit! Diese Spur ist besser als gar keine.«

    Poldi. Er musste für mich herausbekommen, ob Kiki Moreno an Carstens’ Todestag am Set war. Irgendwo hatte ich seine Karte. Kay Leopold – Assistent der Geschäftsführung. Visitenkartenkarton ist wohl genauso geduldig wie sonstiges Papier.
    Um die ganze

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