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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Veranstaltung teilnehmen, denn morgen wird er in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet«, eröffnete der Präsident die Versammlung. »Mit seinem Nachfolger kann ich Sie heute schon bekannt machen. Es ist der Leitende Hauptkommissar Dr. Friedemann Kleist.«
    Kleist lächelte in die Journalistenschar.
    »Dr. Kleist hat die Ermittlungen in den Mordfällen Carstens und Schöderlapp übernommen. Leider bescheinigen manche Presseerzeugnisse der Polizei mangelnden Erfolg. Diese Einschätzung ist von Unkenntnis geprägt. Bitte sehr, Dr. Kleist!«
    Wayne grinste mich an. Kleists Blick streifte mich. Ich verzog keine Miene.
    »Wie Sie wissen, ist Hein Carstens mit einem Baseballschläger getötet worden. Das geht aus Umfang und Art der Wunden hervor. Außerdem hat der Mörder eine Baseballtasche ins Hilton gebracht. Aufnahmen der Überwachungskamera im Hotel zeigen dies. Leider waren die Bilder nicht so gut, dass auf ihnen der Mörder zu identifizieren war.«
    »Alles olle Kamellen«, flüsterte ich Pöppelbaum zu.
    »Observationen im Umfeld der möglichen Verdächtigen haben nun jedoch dazu geführt, dass wir die Mordwaffe gefunden haben und sicherstellen konnten.«
    Ein Raunen schwappte durch den Raum. Ups, dachte ich, das war gar nicht mal so übel fürs Erste. Brinkhoff schaute zu mir und deutete ein bedauerndes Schulterzucken an.
    »Fotos des Baseballschlägers werden gerade von der Pressestelle an Ihre Redaktionen geschickt. Übrigens: Wenn die Presse verbreitet, dass wir nicht weiterkommen, wiegt sie die Täter in Sicherheit. Das kann eine große Hilfe sein. Ich danke also dafür.« Er warf mir einen superkurzen Blick zu. »Und jetzt übergebe ich an den Herrn Oberstaatsanwalt. Er wird weitere Fragen beantworten, soweit es die laufenden Ermittlungen zulassen. Sie entschuldigen mich bitte, meine Damen und Herren.«
    Dr. Kleist erhob sich, nickte noch einmal in die Runde und weg war er.
    Wieder stieg Ärger in mir auf. Der Typ war eiskalt, arrogant und hatte offensichtlich ein gestörtes Verhältnis zu den Medien. Sein angeblicher Dank war ja nur eine Retourkutsche gewesen.
    »Das war ein guter Auftritt«, sagte Wayne mit Hochachtung in der Stimme. »Der wirft den Wölfen was zum Fraß hin und macht sich dünne. Echt cool.«
    Nun wurde der Königspudel mit Fragen bombardiert. Ich fragte nichts, sondern schrieb nur mit.
    Kleist hatte mir die Freude an meiner Arbeit verdorben. Oder war ich nur so angefressen, weil ich mich von ihm ausgetrickst fühlte?
Kein Glück und auch noch Pech
    Zwei Mandelhörnchen ließen meinen Blutzuckerspiegel wieder auf Normalniveau steigen. In der Redaktion hatte sich der erste Erfolg des neuen Leiters der Mordkommission schon herumgesprochen, denn die Agenturen hatten eine Eilmeldung verbreitet.
    »Na, Grappa-Baby«, meinte mein Chef süffisant, »da lagen wir ja ein bisschen daneben mit unserer Einschätzung von der Professionalität Kleists.«
    »Nichts ist älter als die Zeitung von gestern«, muffelte ich. »Dafür kriegt er heute Streicheleinheiten von mir. So ist das Leben. Manchmal scheint die Sonne und manchmal regnet es eben.«
    »Genau. Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu …«
    »Ich geh dann mal arbeiten«, kündigte ich an. »Wie viele Zeilen habe ich?«
    »So viele du brauchst.«
    Die Mordwaffe, mit der Hein Carstens brutal getötet wurde, ist sichergestellt worden. Der Baseballschläger war im Besitz der Leibwächter des russischen Geschäftsmanns Boris Gogol. Damit kann Hauptkommissar Dr. Friedemann Kleist einen ersten Erfolg verbuchen. Der künftige Leiter der Bierstädter Mordkommission hat das Umfeld von Boris Gogol beobachten lassen und sogar einen Teil der Observation selbst durchgeführt. Am vergangenen Sonntagmorgen machte sich die Arbeit endlich bezahlt. Kleist folgte den Leibwächtern Wladimir K. und Nikita B. auf ein stillgelegtes Industriegelände. Dort packten die Männer zwei Baseballschläger aus und begannen mit dem Training. Kleist beschlagnahmte die Sportgeräte. Kriminaltechniker stellten an einem der Schläger Blutspuren und winzige Knochensplitter fest. Die beiden Männer wurden vorläufig festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft. Nach wie vor sind die Motive unklar. Der Oberstaatsanwalt hält einen Auftragsmord für möglich und ermittelt auch gegen Boris Gogol. Die festgenommenen Russen verweigern bisher die Aussage.
    Ein paar bekannte Fakten und die Fotos der Beteiligten machten den Artikel komplett.
    »Na, geht doch«,

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